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We’ll meet you in the afterlife: Simeon Soul Charger verabschieden sich von ihren Fans
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Abschiede sind bekanntlich schwer… Ich kann mich noch gut an mein erstes Konzert von Simeon Soul Charger erinnern. Damals stand der Auftritt einer noch unbekannten Band beim Hoffest unserer Lieblings-Rockdisco, dem Rockmusik Hamlar bei Donauwörth, an und der Inhaber erzählte etwas von einer coolen amerikanischen Psychedelic-Rockband, die kürzlich von den USA ins tiefste Bayern umgesiedelt war. Die müsse man unbedingt sehen. Das passierte dann auch. Und Simeon Soul Charger bliesen mich weg. Welch‘ aufregender Sound! Ein paar junge Herren in Schlaghosen und langen Haaren, ein altmodisch anmutender Sound und wahnwitzige Songs, die derart euphorisch dargeboten wurden, dass man einfach mitgehen musste. Die folgenden Auftritte der Band, denen ich beiwohnen durfte, waren nicht viel weniger mitreißend und stets überraschend.
Und das soll jetzt zu Ende gehen? Ja, leider doch. Aber ein letztes Mal mobilisierten die übrigen drei Musiker von Simeon Soul Charger nach dem Weggang ihres Sängers und Bandgründers Aaron Brooks alle Kräfte, luden viele befreundete Musiker zur Unterstützung ein und gaben für ihre Fans ein letztes, kostenloses Konzert in Landshut, das zu einem rauschenden Fest und Abgesang werden sollte. Eine Art übergroße Jam-Session, bei der die Musik (nicht nur unbedingt die eigene!) gefeiert wird.
Für Wehmut blieb da erst mal kein Platz. Denn die Anspannung vor und auf der Bühne war zu groß. Es ging auf jeden Fall ein großes Raunen durch den mehr als nur gut gefüllten Saal, als Rick Phillips, sein Bruder Spider Monkey und Schlagzeuger Joe Kidd nach einer emotionalen Ansprache einer langjährigen Begleiterin die Bühne betraten. Los ging es mit „Sitting On The Rainbow“. Die Band: nach wie vor eine unerschütterliche Einheit, die traumwandlerisch zusammen spielt. Gitarrist Rick als Sänger: mehr als nur ein notgedrungener Ersatz für Aaron Brooks.
Es folgte ein wilder Parforceritt durch die eigene (leider zu kurze) Bandgeschichte, der immer wieder von Coverversionen alter, wunderbar interpretierter Klassiker unterbrochen, nein, viel mehr ergänzt wurde. Ein euphorisches „Have Love, Will Travel“ der Sonics war da nur der Anfang. Besonders spannend wurde es gerade dann, wenn die Band sich einen (oder mehrere) der geladenen Gäste mit auf die Bühnenbretter holte. Ein erster großer Höhepunkt war ein Cover von Pink Floyds „Comfortably Numb“, das sich mit einem zweiten Herrn an der Sechssaitigen in ein wahres Gitarreninferno verwandelte. Überhaupt: ein Konzert, ein einziges, intensives Gitarrensolo! Rick Phillips holte alles aus seiner knallbunt angemalten Gibson SG heraus und gab sich als wahrer Magier an seinem Instrument. Eine richtige Galavorstellung.
Kein Wunder, dass die Stimmung äußerst ausgelassen und freundlich war. Die ersten 90 Minuten vergingen auch wie im Flug und man gönnte der Band durchaus eine Pause. Wo anders wäre es das vielleicht gewesen. Aber Simeon Soul Charger packten noch ein zweites, längeres Set oben drauf. Doch hier ließ man es zuerst etwas ruhiger angehen. Akustische Gitarren und auch eine Geige bestimmten vorerst das Bild. Besonders „Dear Mother“ entpuppte sich als tolle Nummer, die das Publikum mitsingen ließ. Gänsehautalarm! Hier wurde einem auch wieder bewusst, wie sehr man diese Momente vermissen wird.
Doch für Trübsal war vorerst keine Zeit. Denn nach einem Schlagzeugsolo ging es mit dem großartigen „Rockets“ stark und musikalisch abwechslungsreich weiter. Rockig mit „Gimme Shelter“ der Rolling Stones und einem Mick-Jagger-Soundalike am Mikro, mit den beiden Produzenten ihres letzten Albums weitete man das schwere Instrumental „The Illusionist“ zu einer krautrockigen Tripnummer aus und der Hit „Someone Shoot The Fucking TV“ wurde mit einem Rastaman zu einer betont lässigen Vorstellung. Und dazwischen immer wieder Perkussion an Kochtöpfen und Mülltonne. Herrlich!
Doch dass es irgendwann zu Ende geht war auch klar und man wartete gespannt darauf, ob sie den irren Long- und traditionellen Abschlusstrack „The Swallowing Mouth“ anpacken würden. Und ja, sie taten es. Und wie. Verstärkt um Orgel und mehrere Sänger wurde die Nummer zu einem 20-minütigen puren Rausch, nach dem man erst einmal durchatmen musste. Ein luftiges „I Shall Be Released“ gab die Gelegenheit dazu. Alle beteiligten Musiker versammelten sich auf der Bühne und sangen gemeinsam diesen schönen, von Bob Dylan geschriebenen Song.
Tja, und da war er gekommen, der Punkt an dem es galt Lebewohl zu sagen. Nicht nur Schlagzeuger Joe hatte Tränen in den Augen. Diesen Anflug von Trauer versuchte man kurzzeitig mit der ungeplanten Zugabe „Warpigs“ (Black Sabbath) etwas zur Seite zu schieben. Doch so einfach war es nicht. Schade, wir werden euch wirklich sehr vermissen, Jungs!
Setliste:
Sitting On The Rainbow
Have Love, Will Travel
Jane (A Bird In Flight)
Cain
Able
Ashes
Doris / Comfortably Numb
Led Monkey
Rattlesnake Shake
Have A Cigar
F.H.E.R.M.
Coffin Party
Roadhouse Blues
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Fearless
Dear Mother
Death Afterlife / Into The Afterlife
Drum-Solo
Rockets
Sunshine / Changes
Gimme Shelter
The Illusionist
Workers Hymn
Heavy
Someone Shoot The Fucking TV
Norwegian Wood
I Put A Spell On You
The Swallowing Mouth
I Shall Be Released
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War Pigs
P.S.: Mehr über das Konzert und das Ende von Simeon Soul Charger könnt ihr im Interview lesen, das wir im Anschluss zum Konzert mit Gitarrist Rick Philips geführt haben!
Mario Karl
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