Musik an sich


Reviews
Guns N’ Roses

Appetite For Democracy - Live At The Hard Rock Casino Las Vegas


Info
Musikrichtung: Hard Rock

VÖ: 31.10.2014

(Universal)

Gesamtspielzeit: 163:00

Internet:

http://www.gunsnroses.com


Die DVD wurde in Las Vegas aufgenommen, wo schon diverse andere Bands (z. B. Aerosmith) Live-Scheiben aufgenommen haben. Die Location ist der Hammer. Ich glaube nicht, dass Guns N’ Roses zu früheren Zeiten in größeren Hallen oder auf größeren Bühnen gespielt haben. Sämtliche Musiker inklusive Axl Rose nutzen diesen Freiraum auch. Es ist ziemlich viel Bewegung auf der Bühne, was die DVD äußerst kurzweilig und abwechslungsreich macht. Axl legt generell ein ziemlich hohes Laufpensum an den Tag, was mich von Beginn an überrascht. Vor allem, da er inzwischen mit einem kleinen Wohlstandsbäuchlein ausgestattet ist - aber wir werden ja alle nicht jünger. Bei all den negativen Sachen, die über ihn geschrieben werden habe ich mit so was überhaupt nicht gerechnet. Gesanglich ist Axl in einer sehr guten Verfassung. Als Anspieltipp einfach mal bei „Welcome To The Jungle“ reinklicken. Gut, ein Filigrantechniker war er noch nie. Ich finde jedoch, dass er seine Stimme passend zu den Songs einsetzt und sicherer singt, als früher bei den Live-CDs.

Die Musiker spielen und posen auf der Bühne, als hätte es den Grunge niemals gegeben. Das hätte auch locker in den 80ern stattfinden können. Mehr Verrenkungen als in dieser DVD kann es damals kaum gegeben haben. Dies macht mir zumindest Spaß, manch einer stört sich vielleicht gerade daran. Was mir am besten gefällt: Die Band und Axl haben richtig viel Spaß auf der Bühne! Das macht Laune, sie experimentieren, verändern teilweise die Songs, kurzum: da steht eine kompakte, eingeschworene Truppe auf der Bühne, die live mächtig knallt und keinesfalls bloß die alten Songs Note für Note runter spielt.Das sieht man auch daran, dass nahezu alle Musiker einen Solo-Song oder einen Solo-Part zum Besten geben dürfen, während sich Axl kurz umzieht und einen Pausentee genießt. Dizzy Reed, der einzig verbliebene aus der legendären Use Your Illusion-Zeit lässt Led Zeppelins „No Quarter“ in einem neuen Gewand erklingen, was schon sehr beeindruckt.

Da das Auge ja bekanntlich mitisst, werden bei etlichen Songs Tänzerinnen eingesetzt, die die Songs optisch aufwerten. „November Rain“ ist für mich ganz großes Kino. Hier schwebt Axl am Flügel auf und davon und wird erst am Schluss des Songs wieder auf den Bühnenboden gelassen. Was ich mich jedoch manchmal frage: Warum braucht die Band drei Gitarristen und zwei Pianospieler? Gerade bei den ganz alten Klassikern hört man eh kein Keyboard - aber beide dudeln sich hier manchmal über Gebühr einen ab.

Für die Ohren ist diese Scheibe der reinste Genuss. Alles tönt glasklar, man hört die Instrumente gut und insgesamt bekommt man sehr schnell das Gefühl, sich mitten im Konzert zu befinden. Die Kameraführung ist immer wieder mal bei einem anderen Musiker, wirkt dabei aber keinesfalls nervig. Ich finde, dass es die Kameraleute optimal geschafft haben, jeden in der Band passend in Szene zu setzen. Bei allen Vorbehalten, die ich auch gegenüber der jetzigen Besetzung hatte: Diese DVD ist schlichtweg der Hammer! Die Truppe agiert locker, lässig, rau, abgeklärt und unglaublich rockig - ich bin schwer beeindruckt. Da steht eine richtige Band auf der Bühne, die gemeinsam leidenschaftlich rockt. „Paradise City“ lässt keine Wünsche offen. Der Song fungiert als Schlussnummer und hier wird aus allen Rohren gefeuert. Konfettiregen, Feuersäulen - hier hätten Kiss ihre wahre Freude! Als Bonus gibt es vier tolle Interviews einiger Musiker, jedoch leider nicht von Mr. Axl Rose.

Fazit: sehr empfehlenswert. Auch Verfechter der klassischen Besetzung sollten hier mal einen Blick riskieren. Selbst wenn es nicht mehr die Band ist, mit der man groß geworden ist - diese Truppe rockt fett! Und seien wir doch mal ehrlich: Eine Reunion in der klassischen Besetzung wird es wohl im Gegensatz zu manch anderen Bands hier nie geben.



Stefan Graßl



Trackliste
1Chinese Democracy
2 Welcome To the Jungle
3 It’s So Easy
4 Mr. Brownstone
5 Estranged
6 Rocket Queen
7 Live And Let Die
8 This I love
9 Better
10 Motivation
11 Catcher In The Rye
12 Street Of Dreams
13 You Could Be Mine
14 Sweet Child O’ Mine
15 Another Brick In The Wall (Part II)
16 November Rain
17 Objectify
18 Don’t Cry
19 Civil War
20 The Seeker
21 Knockin’ On Heaven’s Door
22 Nighttrain
23 Used To Love Her
24 Patience
25 Paradise City
Besetzung

Axl Rose (vocals)
DJ Ashba (guitar)
Dizzy Reed (keyboards)
Tommy Stinson (bass)
Richard Fortus (guitar)
Ron “Bumblefoot” Thal (guitar)
Chris Pitman (keyboards)
Frank Ferrer (drums)


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>