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Jung, wild, äußerst schweißtreibend - aber auch ein bisschen eintönig: Airbourne live in München
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Die australischen Riff-Rocker haben sich für diesen Herbst in mehreren deutschen Konzerthallen angekündigt, um ihre neue CD Black Dog Barking zu promoten. Bislang hab ich die Australier noch nicht live gesehen und wollte dies mit diesem Konzertbesuch nachholen. Das Kesselhaus in München ist eine riesige Konzerthalle, in die geschätzt 2000 Leute reinpassen. Ich hätte nicht gedacht, dass Airbourne eine derart große Halle ausverkaufen würden. Dies war im Vorfeld schon bekannt und vor Ort gibt es nur zwei Leutchen, die noch Karten verkaufen wollen.
Die Vorgruppe BLACK SPIDERS lässt es in ihrem etwa 45-minütigen Auftritt gehörig krachen und sie rocken wie die Wildsau. Mit ihrer Mischung aus alten Black Sabbath, Gluecifer, Backyard Babies und einer Portion Monster Magnet machen sie keine Gefangenen. Der Sound quillt wie Lava aus den Boxen und die Musiker zelebrieren ihr Set förmlich. Mir gefällt die Band ausgesprochen gut, auch wenn ich mir diese Musik zuhause nicht anhören würde. Da hol ich mir lieber Black Sabbath Vol. 4 aus dem Plattenschrank… Die Band kommt beim Münchner Publikum sehr gut an und geht verdientermaßen mit großem Applaus von der Bühne.
Nach langem Warten kommen endlich AIRBOURNE auf die Bühne! Das Münchener Publikum empfängt die Aussie-Rock’n’Roller wie verlorene Söhne und bereitet ihn einen geradezu fürstlichen Empfang. Wie man es von Sänger und Gitarrist Joel O’Keeffe kennt kommt er mit einer ziemlich großen Geschwindigkeit und natürlich „Oben Ohne“ auf die Bühne gerannt und legt fetzig mit dem Opener der neuen Scheibe, „Ready To Rock“, los. Die Stimmung ist von Beginn an gut, das Publikum lässt sich nicht lumpen und singt und schreit, was die Lungen hergeben. Beim zweiten Song „Too Much, Too Young, Too Fast“ merkt man jedoch schon, dass seine Stimme diese schwindelerregenden Höhen live nicht packt und er dies elegant umschifft. Die restliche Band pumpt wie ein Schweizer Uhrwerk und bläst die Songs mit unglaublicher Wucht und Präzision unters Volk. Soundtechnisch läuft leider nicht alles rund und spätestens jetzt wird klar, dass das Kesselhaus eine schwer zu beschallende Halle ist. Es hallt gewaltig und dadurch wird der Hörgenuss empfindlich gestört. Dem Publikum scheint es egal zu sein - es feiert die Australier nach jedem Song ab.
Joel O’Keefe scheint total aufgedreht zu sein und unternimmt schon ziemlich zu Beginn des Sets einen „Ritt“ auf dem Rücken eines Roadies mitten durchs Publikum. Das kommt auch sehr gut an - ist jedoch wenn man ehrlich ist von AC/DC geklaut und wenig originell. Mangelnden Einsatz kann man den vier Vollblut-Rock’n’Rollern keinesfalls unterstellen. Trotzdem fällt auf, dass der Applaus zwischen den Songs nicht sehr lange ist. Totale Begeisterung seitens des Publikums sieht anders aus. Ich langweile mich nach etwa der Hälfte des Sets, weil es im Prinzip immer das Gleiche ist. Dies wäre nicht so das Problem, aber die Songs haben einfach nicht die Qualität wie die Songs von AC/DC, auf die sich Mr. O’Keefe und Co. so gerne beziehen. Ich habe außerdem den Eindruck, dass die meiste Stimmung bei den Songs des ersten Albums aufkommt. Die Lieder der neuen Scheibe haben für mich lange nicht den Wiedererkennungswert wie die Lieder des Debüt-Albums.
Die Hauptattraktion der Airbourne-Show ist zweifelsohne Gitarrist, Sänger und Aushängeschild Joel O’Keeffe. Was er an dem Abend leistungsmäßig abliefert, ist schon enorm. Er kämpft sich regelrecht durch das Set und spornt sich, die restliche Band und die Fans zu Höchstleistungen an. Nach ca. 65 Minuten ist die reguläre Spielzeit vorbei und „Live It Up“ eröffnet den Zugabenblock. Danach spielt Mr. O’Keefe noch ein verzichtbares Gitarrensolo, das er erneut mit einem Lauf durchs Publikum bzw. der gesamten Konzerthalle garniert. Nach „Runnin’ Wild“ endet das Konzert nach ziemlich genau 90 Minuten. Airbourne bekommen viel Applaus und die Band bedankt sich beim Münchener Publikum.
Ich bin der Meinung, einen soliden schweißtreibenden Gig einer musikalisch absoluten Spitzenband im Bereich des Rock’n’Roll gesehen zu haben. Die komplette Band hat sich über 90 Minuten total ins Zeug gelegt. Was mir fehlt, sind die Ohrwürmer, die während 90 Minuten die Stimmung am oberen Level halten können. Außerdem bin ich von Mr. O’Keefes Stimme enttäuscht, die live nicht so reinhaut wie auf CD. Dies ist umso überraschender, da der Kerl ja noch verhältnismäßig jung ist. Wie macht er das in 10 Jahren?
Fazit: Solide Sache, aber mehr als einmal werde ich mir diese Band nicht reinziehen.
Setlist:
Ready to Rock
Too Much, Too Young, Too Fast
Girls In Black
Back in the Game
Diamond in the Rough
Black Dog Barking
Cheap Wine & Cheaper Women
No Way But the Hard Way
Stand Up for Rock 'N' Roll
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Live It Up
Raise the Flag
Runnin' Wild
Stefan Graßl
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