False Icons
God complex
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Nachdem Keyboardlegionär John Bechdel (u.a. Ministry, Killing Joke, Fear Factory, Prong) bei Ascension of the Watchers an der Seite von Burton C. Bell (Fear Factory) zu gefallen wusste, tritt er nun mit seinem Soloprojekt False Icons auf die Bildfläche. Wer jetzt ein rein synthetisches und instrumentales Trancealbum oder etwas Ähnliches erwartet, wird erst einmal überrascht sein, wenn die CD ihre erste Runde im Schacht des Players dreht. John Bechdel hat den Schritt aus seiner Keyboardburg herausgewagt und greift auf God complex erstmals zur Gitarre, singt seine Songs selbst und präsentiert groovigen Industrial und Synth-Rock/Metal, ganz in der Tradition seiner ehemaligen Brötchengeber.
Mit „Decay“ startet das Album auch recht ansprechend. Ein wenig Synthiegeklimper, ein tanzbarer Rhythmus mit Drums und elektronischen Unterbau, fette Gitarrenriffs, düsteres Flair, sowie Gesang und ein griffiger Chorus. Egal ob Club oder Wohnzimmer, hier steppt der Bär. In ähnlicher Form hätte sich das Stück auch gut auf dem Comebackalbum von Treponem Pal gemacht. Mit den folgenden „Tranquilizer“ und „The wheel“ setzt sich diese Linie auch weiter fort, wobei ersteres fast wie Killing Joke in brav klingt und letzteres etwas getragener daher kommt und man dort stimmlich an ein paar Stellen Ministry-Mainman Al Jourgenson hinterm Mikro vermutet, der gegen die Gitarrenwand anschreit. Eine ebensolche wird man auf „Transform“ und „False icons“ vergebens suchen. Denn dort nimmt die Elektronik das Geschehen komplett in die Hand, was die Titel für die nächste EBM- und Düsterdisco empfiehlt.
Mit coolen Sounds und Effekten wird auf God complex nicht gegeizt und auch der Gesamtsound kommt drückend und kraftvoll aus den Boxen, was das Album an sich schon recht interessant macht. Doch krankt es generell am einfältigen und gleichförmigen Schema-F-Songwriting des Herrn Bechdel. Auch wiederholen sich ständig die gleichen bzw. ähnlichen Rhythmen, was auf Dauer ermüdend wirkt. Ebenso ist der Gesang nicht gerade bewegend und recht eintönig. Und ein Song wie das elektronische „Deterioation“ klingt mit der Zeit einfach nur nervig.
Nein, ein Meilenstein ist God complex wirklich nicht geworden. Liefert es mal wieder den Beweis ab, dass ein guter Klangmagier und Effektspezialist noch lange kein guter Songwriter bzw. Bandleader sein muss. Zusätzlich wird die Frage aufgeworfen wie viel Band tatsächlich in False Icons steckt. Wirkt es doch durch und durch wie ein Alleingang. Aber einfach nur schlecht ist die CD nun auch wieder nicht. Mit „Decay“, dem tanzbaren „Defective“, dem düsteren „False icons“ und „Mystified“ mit leichten Wave/Postpunk-Feeling haben sich durchaus interessante Songs eingeschlichen, die sich für die Tanzfläche empfehlen. Aber insgesamt ist das Ganze alles andere als ein Muss, sondern eher etwas für Genrefans.
Mario Karl
Trackliste |
1 | Decay | 3:35 |
2 |
Tranquilizer | 4:08 |
3 |
The wheel | 4:19 |
4 |
Transform | 4:28 |
5 |
Mystified | 5:44 |
6 |
Lead the way | 4:37 |
7 |
False icons | 4:22 |
8 |
Deterioration | 4:10 |
9 |
Recover | 4:04 |
10 |
Defective | 4:47 |
11 |
Into the emptiness | 5:19 |
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Besetzung |
John Bechdel (Vocals, Guitar)
Brian Broadt (Keyboards)
Mark Panek (Drums)
David Brown (Bass)
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