Monteverdi, C. (La Venexiana)
Ottavo Libro dei Madrigali 1638: Madrigali Guerrieri et Amorosi
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Info |
Musikrichtung:
Madrigal
VÖ: 01.10.2005
Glossa / Note 1 CD DDD (AD 2004/2005) / Best. Nr. GCD 920928
Gesamtspielzeit: 193:27
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KLANGKUNST
Wer wissen möchte, wie groß Spannbreite der zeitgenössischen Monteverdiinterpretation ist, der greife zu den Gesamteinspielungen des 8. Madrigalbuchs durch das Concerto Vocale und La Venexiana. Man fragt sich: Ist das noch die gleiche Musik?
In der vor zwei Jahren bei harmonia mundi veröffentlichten Einspielung des Concerto Vocale hat Leiter René Jacobs das Instrumentalensemble nicht nur mit einer Vielzahl unterschiedlichster Continuoinstrumenten, sondern zusätzlich mit Blechbläsern angereichert. Monteverdis grenzgängerisches Alterswerk wird bei diesem Dirigenten zur reinsten Zukunftsmusik: Die subtile Rhetorik der Renaissace ist endgültig passé, bestimmte Klischees der historisierenden Aufführungspraxis, z. B. eine vibratolose Stimmführung, ebenso. Im Vordergrund steht der opernhaft-theatralische Moment. Der Ausdruckswille bestimmt den Klang. Manche der Stücke scheinen so die Buffo-Ensembles des 18. Jahrhunderts oder sogar die sich überschlagenden Finali Rossinischer Opern vorwegzunehmen. Hochgespannt, erregt und erregend, gestisch, von unbändigem Temperament erfüllt – so klingt dieser international besetzte Monteverdi. Dabei gehen die Interpreten sowohl bis an die Grenzen der Musik wie auch der instrumentalen und stimmlichen Möglichkeiten.
Ganz anders nähert sich das italienische Ensemble La Venexiana dieser Musik. Ein herbstliches Licht durchglüht bei den Sänger/innen die Partitur. Hier ist Monteverdis 8. Madrigalbuch noch immer ein Werk des Übergangs. Mit einem Bein steht es in den alten, der Renaissance verpflichteten Traditionen, mit dem anderen hat sie diese Epoche und ihre musikalischen Formeln hinter sich gelassen. Leiter (und Mit-Sänger) Claudio Cavina demonstriert bereits mit dem einleitenden Madrigal die Kunst, wie man musikalischen Ausdruck und rhetorische Spannung vor allem mit dem Klang modelliert. Bei manchmal schon provozierend ruhigen Tempi (diese Einspielung benötigt rund 45 Minuten mehr als diejenige Jacobs!) entfaltet sich Monteverdis kühne harmonische Schreibweise betörend und suggestiv im steten Wechsel von Licht- und Schatten. Keine Nuance des Textes wird vernachlässigt oder dem Ausdruckswillen geopfert (bei Jacobs überschlägt sich der Testo im Combattimento schon mal im Eifer des rasenden Gefechts). Die empfindlich gedehnten Generalpausen erreichen eine geradezu bestürzende Intensität. Dazu kommt der exquisite Schmelz im Zusammenspiel von Stimmen und Instrumenten, der diesem Ensemble so schnell niemand nachmachen dürfte.
Wie La Venexiana den betörenden Innensog und die dramatische Außenwirkung der Musik in ein spannungsvolles Gleichgewicht bringt, verleiht der Musik etwas reizvoll Doppelgesichtiges und Unberechenbares. Wer hätte sich je träumen lassen, dass das berühmte Lamento della Ninfa zugleich so erratisch und glasklar und jazzig, mit fast schon poppigem Swing klingen kann! Das ist auf seine Weise nicht weniger radikal wie die dramatischen Zuspitzungen Jacobs. Welcher der beiden Versionen man nun mehr zuneigt, bleibt letztlich Geschmackssache. Auch wenn ich den Erregungspegel Jacobs in manchen der größeren Madrigale bevorzuge, möchte ich doch weder auf die eine noch auf die andere Interpretation verzichten.
Georg Henkel
Trackliste |
1 | CD I | 70:00 |
2 | CD II | 50:03 |
3 | CD III | 73:24 |
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Besetzung |
Emanuela Galli, Alena Dantcheva, Nadia Ragni, Roberta Mameli (Sopran) Kiersti Odegaard (Mezzosopran) Claudio Cavina (Altus & Ltg.) Guiseppe Maletto, Sandro Naglia, Givanni Cantarini, Mario Cecchetti (Tenor) Daniele Carnovich, Maletto Belotto (Bass)
Svetlana Fomina, Daniela Godio, Carlo Lazzaroni (Violine) Stefano Marcocchi, Efix Puleo, Gianni de Rosa (Viola) Rodney Prada (Lirone) Rebeca Ferri, Caterina dell’Agnello (Cello) Giorgio Sanvito (Kontrabass) Marta Graziolino (Harfe) Gabriele Palomba (Theorbe) Fabio Bonizzoni (Cembalo & Orgel)
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