Grosz – Ullmann – Korngold - Weill (Oelze - Schneider)
Verbotene Lieder
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Info |
Musikrichtung:
Klavierlied
VÖ: 04.10.2005
Capriccio / Delta Music SACD hybrid (AD 2005) / Best. Nr. 71062
Gesamtspielzeit: 69:33
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UNVERGESSEN
Editionen wie diese lassen wenigstens in Umrissen erahnen, was die junge deutsche Musik durch die Nazibarbarei verloren hat: begabte, inspirierte Komponisten und einen ungezwungenen Stilpluralismus ohne ideologische Scheuklappen. Das Label Capriccio legt mit der Sammlung Verbotene Lieder bereits die zweite Aufnahme mit Musik vor, die in Hitlerdeutschland aus „kulturpolitschen“ oder „rassischen“ Gründen unterdrückt wurde. Die Willkür der Verantwortlichen richtete sich gegen politisch unzuverlässige, ästhetisch unabhängige und vor allem jüdische Künstler. Letzter Maßstab für die Bewertung „entartet“ war ein im Grunde undefinierbares „gesundes rassisches Empfinden“. Vielen Künstlern, die sich dem ästhetischen Diktat nicht beugen wollten, blieb nur der Weg ins innere oder äußere Exil, nicht wenige, vor allem jüdische Künstler, verloren ihr Leben.
Die Biographien der hier versammelten Komponisten spiegeln einige dieser Möglichkeiten: Walter Grosz, Kurt Weill und Erich Wolfgang Konrgold emigrierten in die USA. Victor Ullmann wurde nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet. Die hier versammelten Stücke verraten wenig von den bewegten, im Fall von Ullmann auch existenziell bedrohlichen Zeiten, in denen sie entstanden. Korngold pflegt in seinen Liedern einen fast schon schwelgerischen romantischen Stil; Grosz Stücke überzeugen durch melodische Schönheit und, wie im Fall der Kinderlieder, durch Situationswitz. Der Autor der Dreigroschenmusik, Kurt Weill, balanciert als Songwriter wieder gekonnt zwischen U- und E-Musik, während Victor Ullmann in einem harmonisch weiten, dabei luziden expressionistischen Stil schreibt. Mit der Sopranistin Christiane Oelze und dem Pianisten Eric Schneider wurden zwei kompetente Interpreten gewonnen. Oelze wie Schneider nähern sich der stilistischen Vielfalt mit einem recht einheitlichen, dafür flexibel einsetzbaren Grundton. Olezes Stimme berührt vor allem bei den ruhigen Momenten. Weills Songs hätte ich mir weniger schön, dafür launiger, wo nötig auch verruchter gewünscht, obwohl ich zugeben muss, das Oelzes Seeräuber-Jenny die falsche engelhafte Unschuld ganz gut bekommt. Vor allem in den tiefen und mittleren Registern überzeugt Oelzes Stimme durch quecksilbrige Leichtigkeit und Klarheit. In der Höhe gerät sie dagegen auch schon mal an ihre Grenzen.
Georg Henkel
Trackliste |
1 | 01-04 Grosz: Lieder an die Geliebte op. 18 |
2 | 06-11 Ullmann: Sechs Lieder nach Gedichten von Albert Steffen op. 17 |
3 | 12-14 Korngold: Drei Lieder für Gesang und Klavier op. 22 |
4 | 15 Korngold: Aus dem Liederzyklus „Unvergänglichkeit“ op. 27 |
5 | 16-22 Grosz: Kinderlieder nach Texten von Christian Morgenstern op. 13 |
6 | 23-25 Ullmann: Hölderlin-Lieder für eine Singstimme und Klavier |
7 | 26-28 Weill: Drei Songs nach Texten von Bertholt Brecht |
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Besetzung |
Christiane Oleze, Sopran Eric Schneider, Klavier
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