Gilbert O'Sullivan
Songbook
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Wenn ein Künstler, dessen große Zeit 50 Jahre zurück liegt und der auf die 80 zugeht, plötzlich ein Album mit Neueinspielungen einiger seiner Klassiker aufnimmt, klingt das auf der einen Seite zwangsläufig nach Cash-In; auf der anderen Seite gewinnt er seinen Stücken eventuell neue Seiten.
Dazu kann ich wenig sagen, da ich bewusst nur zwei Stücke von Gilbert O’Sullivan kenne, von denen eins auf dieser Kompilation fehlt. (Dachte ich zumindest – bis ich in unser Archiv schaute und feststellte, dass ich 2011 sein Album `Gilbertville´ sehr positiv besprochen - und offenbar schnell wieder vergessen habe; NvF) Er hat die Stücke in großer Schlichtheit eingespielt - nur er und Gitarrist Bill Shanley innerhalb von zwei Tagen ohne Publikum in London – angeregt von ihrer Plattenfirma aufgrund eines Konzerts im „The Barbican“. Nur bei wenigen Stücken gab es dazu später noch Overdubs von Streichen und Bass.
Was bekommen wir zu hören? Ein völlig unaufgeregtes, entspanntes Songwriter Album mit zum Teil wunderschön emotional gesungenen Balladen, denen das Fehlen ausgefeilter Arrangements kaum etwas nimmt. Auf die Länge der Strecke entwickelt die Kargheit eine gewisse Monotonie, die aber erträglich ist und gelegentlich auch durchbrochen wird. So zum Beispiel, wenn sich Shanley bei „Clair“, einem der beiden O’Sullivan-Stücke, die ich bereits kannte, zu einem Solo auf der Akustikgitarre aufwirft, oder wenn das muntere „No Matter how I try“ durch den dazu gemischten Bass etwas an Struktur und Kraft gewinnt.
Nach 1974 und seinem vierten Album verschwindet O’Sullivan weitgehend aus den Charts. Zwei Drittel der hier enthaltenen Songs stammen aus dieser Zeit. Die folgenden gut 40 Jahre werden dann ignoriert. Die beiden bislang letzten Alben Gilbert O’Sullivan (2018 – UK #20) und Driven (2022 – UK #26) werden mit zwei bzw. einem Titel berücksichtigt. Dazu kommt „A Kiss is a Kiss“, das extra für Songbook aufgenommen wurde.
Erfreulich ist, dass zwei dieser Songs zu den stärksten des Albums gehören. Da wäre das sanft erzählende „Dansette Dreams and 45s“ und das schön dahin gepickte „Blue Anchor Bay“.
Das wohl bekannteste Stück von O’Sullivan fehlt. Aber wer sich das rhythmische, sofort in die Beine gehende „Get down“ in Erinnerung oder bei YouTube abruft, wird schnell erkennen, dass es den gelungenen Stimmungsbogen des Albums leicht hätte zerreißen können.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Nothing Rhymed | 3:07 |
2 | Clair | 2:48 |
3 | We will | 3:36 |
4 | Blue Anchor Bay | 3:36 |
5 | Happiness is me and you | 3:44 |
6 | Alone again (naturally) | 3:34 |
7 | What's in a Kiss | 2:32 |
8 | I'll never love again | 3:50 |
9 | Why oh why oh why | 3:34 |
10 | No Matter how I try | 2:59 |
11 | Dansette Dreams and 45s | 5:46 |
12 | A Kiss is a Kiss | 2:39 |
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Besetzung |
Gilbert O’Sullivan (Piano, Voc)
Bill Shanley (Git, Back Voc)
Ad. Overdubs:
Andy Wright (Streicher <3,6,12>)
Gavin Goldberg (B <7,10>)
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