Kristjan Randalu New Wind Orchestra
Sisu
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Kristjan Randalu ist ein Pianist und Komponist aus Estland. Beide Eltern waren klassische Pianisten, seine Schwester Bratschistin, so war es einfach naheliegend, dass auch Kristjan Musiker wurde. Nach einem Umzug nach Deutschland studierte er in Stuttgart, in London und in New York. 2004 erschien mit seinem Quartett eine erste Platte, bereits vorher war er in anderen Projekten tätig, unter anderem musizierte er mit dem Oud-Spieler Dhafer Youssef.
Nun erschien Sisu, eine neue Richtung, die der Protagonist nun einschlug, zusammen mit dem New Wind Orchestra, das 2018 gegründet wurde. Fünfzehn Musiker unter Leitung des Dirigenten Wolf Kerschek bringen reichlich Farbe und Reichtum ins Spiel, und dazu sind noch zwei bekannte Gäste auf jeweils einem Song dabei, Ingrid Jensen, die Trompeterin auf Track 1 und der Gitarrist Ben Monder auf Track 3.
Entstanden ist am 30. und 31.August 2021 im Estonian Public Broadcasting, Studio 1, Tallinn jedoch nicht typische Bigband-Musik in herkömmlichen Sinne, bis auf drei Songs stammen alle Kompositionen von Randalu, bei den Tracks 1, 6 & 8 ist er beteiligt als Co-Autor, letztlich fließen in jeden Song estnische Einflüsse ein, und das auf dem Boden von Jazz und auch Rock-Elementen, alles unglaublich komplex arrangiert und äußerst lebhaft und lebendig und abwechslungsreich, daher ist man als Hörer*in sehr gefragt, was Konzentration betrifft. Sicher kann man die Musik auch nebenher laufen lassen, doch gewinnt sie tatsächlich doch erst wirklich, wenn man entspannt diesem prickelnden Sound widmet, mitunter mitgerissen von der Intensität der kraftvoll inszenierten Musik.
Da wechseln ruhige und melodiöse Piano-Passagen mit wuchtigen Horn-Arrangements, die oft erst im Hintergrund warten und sich langsam aufbauen, bevor sie nach vorn preschen, besonders hervorragend kann man auf dem Titelsong nachvollziehen. Als Freund des Instruments Gitarre bin ich sehr erfreut über den Auftritt von Ben Monder auf "Spielchen und Rechenschaft", wo sich der von mir ohnehin sehr geschätzte Musiker aus dem Hintergrund etwa ab 2:45 behutsam und bedrohlich wirkend einschleicht und langsam nach vorn schleicht, um dann nach und nach die solierende Herrschaft zu übernehmen, aber immer eingerahmt von den arrangierten Bläsern. Diese Passage empfinde ich als einer der beeindruckendsten des Albums. Schade, von Monder hätte ich gern mehr auf den übrigen Songs gehört.
Dennoch stehen die übrigen Kompositionen natürlich nicht zurück, denn allen gemeinsam ist schließlich die konzertante Strahlkraft und die Bläserarrangements sind oft dermaßen ungewöhnlich inszeniert, dass sie spontan aufhorchen lassen. Zwei Songs sollen ursprünglich für Streichorchester mit Soli von Bratsche und Piano komponiert worden sein und hier auf dieses Bigband-Format umgeschrieben, das sind "Lünk" und "Valse Hésitante", und der Abschlusstitel, "Sheep Song" stammt ursprünglich aus einem Soundtrack. Nun, tatsächlich erscheint mir jeder der neun Stücke für mich wie ein individueller Soundtrack, Jede/r mag hier einen eigenen Film vor Augen haben, aber so erklärt sich auch der Reichtum der Musik, die stets Assoziationen offen läßt.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Mouse-Hunt (5:56)
2 Sisu (8:23)
3 Spielchen und Rechenschaft (7:14)
4 Song of Freedom (5:32)
5 Partly Clouded (6:48)
6 Pippi Longstocking (5:20)
7 Lünk (6:36)
8 Valse Hesitante (6:22)
9 Sheep Song (7:33)
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Besetzung |
Kristjan Randalu (piano)
Wolf Kerschek (conductor)
Ingrid Jensen (trumpet - #1)
Ben Monder (guitar - #3)
Aleksander Paal (alto, soprano saxophones, solos #2, 7, 9)
Allan Kaljaste (alto saxophone)
Markus Eermann (tenor saxophone, flute, solo #6)
Tobias Tammearu (tenor, soprano saxophones)
Martin Kuusk (baritone saxophone, clarinet, solos #4, 8)
Ingvar Leerimaa, Artur Kiik, Andrus Karjel ( trombone)
Johannes Kiik (bass trombone, contrabass trombone)
Allan Järve, Jason Hunter (solo - #4), Samuel Jalakas, Vallo Mänd (trumpet)
Mihkel Mälgand (double bass)
Karl-Juhan Laanesaar (drums)
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