Enrico Pieranunzi - Jasper Somsen
Voyage In Time
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Der italienische Pianist Enrico Pieranunzi hat sich hier bereits öfter vorgestellt, so auch zusammen mit dem niederländischen Bassisten Jasper Somsen. Allerdings spielten die Beiden im Trioformat, das war 2020 mit der Platte Common View. Und Pieranunzi musizierte bereits gemeinsam mit einem anderen Bassisten, mit Thomas Fonnesbæk, das war die Platte Blue Waltz, Live At Gustavs. Und im letzten Jahr gab es ein Piano/Trompeten-Duo mit Bert Joris, Afterglow.
Eine Generation liegt zwischen dem 1949 in Rom geborenen Pianisten und dem 1973 in Bennekom geborenen Bassisten. Beste Voraussetzungen also für ein Vater/Sohn-Duo. Die neun von Somsen komponierten Songs stellen eine Suite dar, so dann auch der Untertitel dieser Veröffentlichung: (A Suite In Nine Movements). Das klingt irgendwie nach klassischer Musik, auch einzelne Songtitel lassen das anklingen, "Sarabande", "Air", "Valse".
So ist es auch angedacht gewesen, diese Suite in Anlehnung an die für die Barockzeit typischen Tanzsuiten zu konzipieren. So äußert sich Pieranunzi auch wie folgt dazu: Diese vierte Begegnung - unser zweites Album für Challenge Records nach "Common View" (2020) - ist jedoch eine völlig andere Aufnahme, sowohl was die Besetzung als auch das Material betrifft. Die von Jasper komponierten und während unserer Aufnahmesession gemeinsam arrangierten Sätze spiegeln unsere gemeinsame Liebe zur klassischen Musik wider und verbinden klassische Formen mit einem sehr offenen improvisatorischen Ansatz.
Und so klingt die Eröffnung mit "Pavane" eigentlich auch eher nach Musik mit einem Anstrich aus der Klassik als nach Jazz. Mit sehr viel Feingefühl und einem zartem Ausdruck voller Emotionen musizieren die beiden Protagonisten und spielen sich die Bälle zu, nehmen sie auf, weiten ihr Spiel aus, und wenn der Eine sich zurück nimmt, dann füllt der andere diese "Lücke" schon wieder auf.
Ja, man bemerkt sofort, wie dicht die Beiden zusammenspielen, wie sie eine gemeinsame Sprache sprechen. Die Erfahrung der Musiker spielt sicher eine große Rolle, und die beabsichtigte Verquickung klassischer Formen mit einem offenen improvisatischen Ansatz zeigt sich in jedem einzelnen Song, die Synthese wird beeindruckend vollzogen, dabei voller Gelassenheit und ganz viel Ruhe. Eine Ruhe, die ausstrahlt, die dazu anregt, sich zurück zu lehnen und einfach nur zu genießen.
Und wenn es dann zur "Ballade" kommt und Pieranunzi eine großartige romantische Stimmung an den Tag legt, dann wird es noch ruhiger und schöner. Mit melancholischem Spiel auf dem Bass ergänzt Somsen diese verträumte Stimmung noch. Sollte ich vergleichen, dann käme mir spontan die Platte "Last Dance" von Keith Jarrett und Charlie Haden in den Sinn. Doch spielen diese Beiden eindeutig am Jazz orientiert, und so sind es eigentlich nur zwei Songs auf deren Platte, die sich annähern an die kammermusikalische Auslegung von Voyage In Time. "Where Can I Go Without You" und "Every Time We Say Goodbye" wären vergleichsweise heranzuziehen.
Doch Enrico Pieranunzi - Jasper Somsen agieren letztlich noch viel zärtlicher und viel weniger am Jazz orientiert. Gerade Songs wie "Sicilienne" belegen das. Und wenn dann Jasper Somsen seinen Bass zart streicht, dann wird es kammermusikalisch gemütlich, mit dem "Finale".
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Pavane (3:51)
2 Menuet (4:31)
3 Ballade (4:47)
4 Sicilienne (3:53)
5 Sarabande (4:50)
6 Valse (3:51)
7 Air (4:48)
8 Courante (3:38)
9 Finale (5:06)
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Besetzung |
Enrico Pieranunzi (piano)
Jasper Somsen (double bass)
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