Scanner

Mass Observation (Expanded)


Info
Musikrichtung: Experimental / Field Recordings / Electronic

VÖ: 05.10.2018

(Room40)

Gesamtspielzeit: 53:30

Internet:

http://www.emprium.room40.org
room40.bandcamp.com


Viele Werke aus dem Bereichen Field Recordings / Noise Electronic werfen Fragen auf, die am Ende unbeantwortet bleiben: Ist das noch Musik? Ist das noch Kunst? Hat das irgendeine Relevanz? Oder ist das einfach nur überambitionierter „Krach“ um das heftigste und grenzwertigste Album des Genres abzuliefern?

Bei Mass Observation von Scanner kann man diese Antwort jedoch geben: Es ist ein absolut durchdachtes, relevantes und auch durchaus noch musikalisches Werk. Und da es aus Sessions von vor 25 Jahren stammt und musikalisch wie inhaltlich absolut aktuell klingt, muss diese Einschätzung richtig sein.

Hinter Scanner steckt Robin Rimbaud. Die Aufnahmen entstanden mit Field-Recordings- und Elektronik-Pionier Jim O'Rourke und Robert Hampson. Eine auf 25 Minuten gestutzte und remixte Version erschien seinerzeit und beeinflusste die Tekkno- und Electronica-Szene nicht wenig. Unter anderem samplete Björk das Stück und nutzte die Elemente für Possibly Maybe.

Und nun erscheint das komplette, knapp 54-minütige Werk. Die Elektronik vollzieht hier an- und abschwellende, flächige Sounds und Drones, welche über und über mit Samples von elektronischen Sprachaufzeichnungen die wie aus Funk- und Telefongesprächen, Radiosendungen und ähnlichen Klängen und so verfremdet wurden, dass sie sehr mysterös und beängstigend klingen. Aus diesem Sound schälen sich immer wieder mal Keyboardmelodien und Rhythmen hervor, die dann wieder zerfallen und entweder den Spoundscapes oder den Field Recordings das Feld überlassen. Trotz aller Breaks wirkt die knappe Stunde wie aus einem Guss und bieten einen düsteren, auch etwas beängstigenden Soundtrack.

Und, obwohl bereits 25 Jahre alt, wirkt diese Installation wie ein Proteststück an der modernen Welt in der die Mass Observation Realität geworden ist. Und das ist etwas, was nur wenigen Künstlern, egal aus welchem Genre, gelingt.

Mit diesem Album kann man in den Kosmos dieser Art von Musik prima eintauchen. Beides ist hier möglich: Das aufmerksame Zuhöhren zum ausloten aller aufgefahrenen Effekte und Wendungen oder einfach das sich Fallenlassen in dieses unglaublich tiefe und tiefgehende Werk.

Eigentlich unglaublich, dass dieses Masterpiece des Genres erst jetzt in vollem Umfang veröffentlicht wird. Die Szene muss sich nun ein zweites Mal an diesem Meisterwerk messen lassen.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
Mass Observation 53:30
Besetzung

Robin Rimbaud


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