Delalande, M.-R. (Schneebeli)
Grands Motets
HERRLICHKEIT, HERRLICHKEIT
Und: Frömmigkeit, Frömmigkeit. Denn das war es, was Ludwig XIV. darzustellen bemüht war. Und Michel-Richard Delalande (1657-1726) kam als Dirigent der Musique de la Chapelle die Aufgabe zu, diese Idee des Sonnenkönigtums in Musik umzusetzen. Seine insgesamt 77 grands motets, die im Laufe seiner 40jährigen Tätigkeit für den Hof entstanden, trugen wesentlich dazu bei. Es ist erstaunlich, dass dieser musikalische Schatz noch immer nur scheibchenweise diskographischen Niederschlag findet und – trotz aller verdienstreichen Bemühungen des Centre de musique de Versailles – eine Gesamteinspielung bislang nicht in Angriff genommen wurde.
Drei besonders schöne und verschiedenartige Beispiele aus den Grands motets präsentiert jetzt Olivier Schneebeli mit dem tschechischen Collegium Marianum und Les Pages & les Chantres du Centre de musique baroque, jenem Chor, der sich aus Erwachsenen- und Kinderstimmen mischt und daher ein ganz eigenes, leicht aufgehelltes Klangbild kultiviert. Schneebeli ist nach Besetzung, Tempi und Notenmaterial (teilweise neu ediert) stark darauf fixiert, einen möglichst originalgetreuen Versailles-Sound zu kreieren.
Natürlich kann trotz aller musikwissenschaftlichen Forschung über Besetzungstärken, Aufstellung und Instrumentierung niemand mit Sicherheit sagen, wie es um 1700 geklungen hat. Aber überzeugend ist diese Interpretation in jedem Fall. Sehr überzeugend sogar. Das mag daran liegen, dass Schneebeli die Musik am ursprünglichen Aufführungsort, der Kapelle in Versailles, eingespielt und damit den akustischen Besonderheiten dort Rechnung getragen hat. Der Nachhall der Kapelle bewirkt einen opulenten, warmen und reichen Klang, zwingt aber gleichzeitig dazu, auf allzu rasche Tempi zu verzichten. So entsteht ein geradezu sphärisch tönender Delalande, bei dem die Komplexität des Satzes jederzeit transparent bleibt, ohne dass auf Virtuosität verzichtet würde. Schneebeli versteht es dabei hervorragend, die dramaturgischen Bögen zu spannen und einen tänzerisch-federnden Grundduktus vorzugeben. So bleibt das erhaben-staatstragende De profundis dennoch luftig, während die beiden anderen Motetten in festlichem Glanz und von überbordender Freude durchdrungen erstrahlen. Herrlichkeit eben – und dies auch tontechnisch.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
1-9 Venite, exsultemus Domino
10-17 De profundis
18-25 Dominus regnavit
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Besetzung |
Chantal Santon-Jeffery, Sopran
Reinoud Van Mechelen, Haute-Contre
François Joron, Tenor
Lisandro Abadie, Bassbariton
Les Pages & les Chantres du Centre de Musique Baroque de Versailles
Collegium Marianum
Olivier Schneebeli: Ltg.
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