Musik an sich


Artikel
Chris Thompson: Die ehemalige Stimme von Manfred Mann's Earth Band auf Solotour




Info
Künstler: Chris Thompson

Zeit: 18.10.2011

Ort: Augsburg - Rockfabrik

Besucher: ca. 120

Internet:
http://www.christhompson-central.com

An der Rockfabrik angekommen bin ich erst einmal etwas verwundert. Es ist noch dunkel und es sieht so aus, als ob überhaupt keine Leute da wären. Ich krieg es schon mit der Angst zu tun - aber der Eingang ist bereits besetzt und der Mann an der Kasse versichert mir, dass das Konzert auf jeden Fall statt findet. Es dauert lange, bis man den Eindruck bekommt, es würden noch Fans eintrudeln. Pünktlich zur Vorband Subway (wieso hab ich auf einmal Lust auf ein belegtes Baguette?) sind jedoch schon ein paar Nasen eingetroffen. Der Sound bei dieser Band ist absolut klasse und die Musik gefällt mir. Man merkt ihnen an, dass es schwer fällt, vor den paar Anwesenden zu spielen. Aber wie mir der sympathische Keyboarder kurz vorher noch versichert hat: „Da muss man durch als Musiker.“ Sie präsentieren ihre kurzweiligen, von Savatage und Angel Dust beeinflussten Songs sehr knackig und tight. Vor allem der Sänger hat eine wirklich beeindruckende Stimme. Allerdings verwundert es, dass die Backing-Vocals komplett vom Band kommen. Was soll das denn bitteschön? Insgesamt ein solider Gig, dem ein paar Zuschauer gefehlt haben.

Nach einer kurzen Pause sind mittlerweile auch etwas mehr Leute da - es werden ca. 120 meist etwas ältere Fans da sein. Bei einem glasklaren Sound und mit einer coolen Fender Telecaster bewaffnet kommt Chris Thompson völlig alleine auf die Bühne und legt mit „Music Rocks“ sehr eindrucksvoll los. Was dieser unscheinbare Sänger bereits während des ersten Songs an Bühnenpräsenz und Ausstrahlung an den Tag legt, ist unglaublich! Die restliche Band um den norwegischen Topgitarristen Mads Eriksen kommt auf die Bühne und der außergewöhnliche Konzertabend beginnt. Zum unsterblichen „Father Of Day“, das in einer Wahnsinnsversion präsentiert wird, zeigt sich Mr. Thompson von seiner Schokoladenseite und singt, was die Goldkehle hergibt. Bereits nach den ersten drei Liedern ist klar: Das Konzert ist ein absolutes Highlight! Die Zeit vergeht wie im Flug. Sämtliche Musiker sind - obwohl nicht besonders viele Zuschauer da sind - bis in die Haarspitzen motiviert und rufen ihre Bestleistung ab! Dies überträgt sich spielend auf das Publikum, es herrscht eine wahnsinnig coole Atmosphäre während des kompletten Gigs.

Chris Thompson hat sichtlich Spaß an dem Abend und spielt nebenbei auch noch sehr ordentliche Gitarrenparts. „Don’t Kill It Carol“ kommt wesentlich druckvoller rüber als auf der Studioversion der Earth Band und gefällt mir sehr gut. Bei ein paar Songs packt er sogar noch seine Blues-Harp aus und malträtiert seine Lunge nach allen Regeln der Kunst - das Ergebnis ist der Wahnsinn! Der Bob Marley-Klassiker „Redemption Song“ sorgt für mächtig Gänsehaut. Hier zeigt Mr. Thompson, dass er im Grunde alles singen kann. Das der gute alte „Runner“ live gespielt wird, ist für mich allein schon fast das Eintrittsgeld wert und auch diese Version gefällt mir wesentlich besser als auf der Studiofassung. Mit dem legendären „Mighty Quinn“ kommt ein weiterer Manfred Mann (bzw. Bob Dylan)-Klassiker, der vom Augsburger Publikum begeistert aufgenommen wird. Erfreulicherweise kommt hier nicht etwa eine ellenlange Jam-Version zum Zug, sondern der Hit wird kurz und schmerzlos präsentiert.

Zwischendurch setzt sich für zwei Akustiksongs Mads Eriksen auf die Bühne und beweist eindrucksvoll sein Können. Der überaus bescheidene und fast schüchtern wirkende Norweger zeigt was er drauf hat - und sorgt für hängende Kinnladen im Publikum. Wahnsinn, was der aus der alten Wandergitarre alles rausholt! Einem wirklich nicht überflüssigen und kurzen Drumsolo folgt das legendäre „You Angel You“. Bei „Blinded By The Light“ kommen Mr. Thompsons legendäre Showmaster-Qualitäten zum Einsatz und er pusht das Publikum hier begeistert nach vorne. Mit dem rockigen „Davy’s On The Road Again“ geht der reguläre Teil gefühlsmäßig viel zu schnell zu Ende. Das Augsburger Publikum gibt sich damit jedoch nicht zufrieden und so wird die Band noch einmal für ein paar Zugaben auf die Bühne gebeten. Mr. Thompson lässt sich nicht lange bitten und lässt ein nur vom Keyboard begleitetes „For You“ vom Stapel. Hier ist Gänsehaut garantiert und wer hier nicht begeistert ist, ist entweder tot oder versteht nichts von guter Rockmusik. Der John Farnham-Klassiker „You’re The Voice“ holt das letzte aus der Band und aus dem Publikum raus und mit dem letzten Song „Questions“ verabschiedet sich Chris Thompson mit seiner phantastischen Band vom Augsburger Publikum, das völlig aus dem Häuschen ist.

Ich bin total begeistert, das Konzert war eine absolute Megaleistung aller beteiligten Musiker! An Chris Thompsons Stimme und Konstitution scheinen die Jahre spurlos vorbei gegangen zu sein. Er bewegt und präsentiert sich auf der Bühne wie ein 20-jähriger und es macht wirklich Spaß, bei dem Konzert dabei gewesen zu sein!


Setlist:
Music Rocks
Wasting Time
Father Of Day
Crazy
Spirits In The Night
Martha’s Madman
Land Of The Long White Cloud
Whole Lot To Give
Good To Be Alive
Don’t Kill It Carol
Redemption Song
Thunder Child
Runner
Mighty Quinn
Storyteller
Peace For The Wicked
Drum Solo
You Angel You
Blinded By The Light
Davy’s On The Road Again
---
For You
You’re The Voice
Questions



Stefan Graßl



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