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Pomp auf leisen Sohlen - Fish unplugged
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Marillion hab ich eigentlich erst zufällig entdeckt, als ich 2006 auf dem Rock Of Ages-Festival in Seebronn war. Da trat der charismatische ex-Marillion-Frontmann Fish mit seiner Soloband auf und spielte das komplette Misplaced Childhood-Album komplett inklusive einiger Klassiker wie etwa „Fugazi“. Mich hat der Auftritt damals förmlich umgehauen. Diese Ausstrahlung, die wahnsinnig coolen Songs und Fishs Gesang waren an diesem Nachmittag wirklich grandios. Von daher war es im Prinzip eine Pflichtveranstaltung, den sympathischen Schotten bei seiner Unplugged-Tour anzuschauen. Das Spektrum ist kurz vor Beginn schon sehr gut gefüllt. Sehr positiv fällt auf, dass am Merchandise-Stand die Fanartikel von Fish zu sehr günstigen Preisen verkauft werden. Eine Doppel-Live-CD beispielsweise für 10 Euro, ein T-Shirt kostet 15 Euro. So geht’s komischerweise auch!
Pünktlich um 20:30 Uhr betritt Fish alleine die Bühne und macht eine kurze Ansage. Er möchte nicht mit Blitz fotografiert werden und die Leute sollen während den Songs nicht sprechen, da dies die Dramatik des Auftrittes zerstört. Ein zustimmender Applaus seitens des Publikums gibt ihm Recht und es geht los. Fish stampft mit dem Fuß auf den Boden, die Leute sollen diesen Rhythmus klatschen. Dann singt er nur zu diesem Klatschen den Song „Chocolate Frogs“. Er bekommt bereits hier tosenden Applaus. Danach kommen seine zwei Begleitmusiker auf die Bühne - ein Gitarrist und ein Pianospieler. Fish ist stimmungsmäßig und gesanglich sehr gut drauf und genießt es förmlich, diese an sich doch sehr pompösen Songs im schlichten Akustikgewand zu präsentieren. Seinen beiden Begleitmusikern macht dies auch sichtlich Spaß und sein Gitarrist, der nur mit der akustischen Gitarre spielt, ist zwar sehr unscheinbar, legt aber ein traumhaftes Gitarrenspiel an den Tag.
Fish trinkt während des kompletten Konzertes ständig Weißwein. Ich glaube, dass er insgesamt während der zwei Stunden fast einen kompletten Liter wegpumpt. Dies beeinträchtigt zumindest seine gesangliche Leistung nicht. Er erzählt viel zwischen den Songs, meist auf Deutsch. Das kommt beim Publikum natürlich sehr gut an und er schafft es spielend, die Leute zum Lachen zu bringen. Oft geht es in diesen Storys ums Trinken, Alkohol an sich und Unterschiede zwischen Schottland und Deutschland. Er erwähnt das Oktoberfest, bei dem es „Bier, englische Hooligans und Volksmusik“ gibt. Anschließend bemerkt er, dass es wohl doch eine gute Wahl war, stattdessen nach Augsburg zu fahren. Einmal fragt er, wer im Raum verheiratet bzw. geschieden ist. Es meldet sich kaum jemand, worauf er nur lässig „good old catholic bastards“ erwidert. Auf die Frage, wer sich am liebsten heute noch scheiden lassen würde, melden sich allerdings auch nicht besonders viele und er hat wieder die Lacher auf seiner Seite. Mit Handys bzw. iPod hat er es auch nicht wirklich und er fragt sich, wie er früher ohne diese Dinger überleben konnte? Das Ganze wirkt niemals aufgesetzt oder nervig, er hat dabei ein sehr gutes Maß. Seine Erzählungen werden oft durch das offenbar typisch schottische Wort „fuck“ untermalt, was in der Häufigkeit nicht unbedingt sein müsste.
Bei einem Song wird das Ganze absolut magisch. Es geht in dem Song um die Situation eines Musikers. Fish geht dabei von der Bühne, geht mitten unter die Fans und sitzt sich an einen Tisch. Er singt den Song im Sitzen und spielt den Inhalt des Liedes wie ein Schauspieler nach. Dabei gibt er fast allen herumstehenden Fans die Hand und geht zum Schluss wieder auf die Bühne. Das Augsburger Publikum steht komplett Kopf und gibt frenetischen Applaus und das völlig zu Recht. Die Zeit vergeht wie im Flug und der überaus sympathische Schotte wechselt dabei geschickt zwischen Marillion-Songs und seinen Solostücken ab. Nach fast zwei Stunden ist der reguläre Teil beendet und das Trio verlässt unter großem Jubel die Bühne. Nach sehr kurzer Zeit geben die Drei mit dem Überhit „Kayleigh“ und einem magischen „Lavender“ noch zwei Zugaben, um dann endgültig in den verdienten Feierabend zu gehen.
Kurz vor Schluss darf der Soundmann von Fish, ein Schotte mit Übergewicht, Rastazöpfen und roten Haaren noch auf die Bühne und seinen Tanz aufführen, was wirklich total komisch aussieht und für einige Lacher im Publikum sorgt. Eine sympathische Geste die zeigt, dass sich die Musiker zwar reinhängen, aber immer noch eine Prise Humor dabei zeigen. Fish, der sich zum Abschluss noch eine Brille aufgesetzt hat, verabschiedet sich per Handschlag von den vorderen Reihen und ist sichtlich begeistert von dem schönen Empfang, den ihm die Augsburger beschert haben. Überhaupt muss man sagen, dass das Publikum an diesem Abend absolut auf der Höhe war und der berühmte Funke von der Band auf das Publikum sofort übergesprungen ist. Wo man hinsieht strahlende Gesichter und ich glaube, dass sämtliche Anwesenden einen coolen Abend hatten. Mir haben das Konzert und die Art des Akustikauftritts sehr gut gefallen und ich war angenehm überrascht, dass die an sich sehr bombastischen Songs akustisch so gut funktionieren. Wenn ihr die Möglichkeit habt eines der Konzerte zu besuchen, solltet ihr unbedingt hingehen!
Stefan Graßl
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