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Pearl Jam
Backspacer
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Auch als Fan muss man sich eingestehen, dass sich die letzten Pearl Jam-Platten ein wenig im Kreis drehten und sich die Band durch die zunehmende Politisierung nicht unbedingt zum Positiven veränderte. Aber mit den Arbeiten an Backspacer scheint ein Ruck durch die Seattle-Größe gegangen zu sein. Dabei kann man nur mutmaßen, an was dies gelegen haben mag. Sei es dass mit George W. Bush das einstige Feindbild verschwunden und mit Barrack Obama ein neuer Hoffnungsschimmer aufgetaucht ist, dass Eddie Vedder durch seinen Alleingang in Form des Soundtracks zum Sean Penn-Film Into the wild etwas Freiheit geatmet hat oder dass Brendan O’Brien nach elf Jahren wieder als Produzent in den Schoß der Band zurückfand. Tatsache ist, dass Pearl Jam auf ihrem neunten Studioalbum so frisch und unverbraucht wie schon viele Jahre nicht mehr klingen - regelrecht von allem Ballast befreit und auch positiv.
Das erste Drittel von Backspacer besteht aus einfachen und nach vorne gehenden Rocksongs, die zwar auch die Ruppigkeit des Avocado-Albums besitzen, bei denen man allerdings richtig den Spaß hört, den die Band während des Einspielens hatte. Der Sound hat dabei durchaus eine gewisse Garagenrock-Schlagseite und als Inspiration dürften die Stooges oder die Kinks gedient haben. Und selten war man den Weggefährten Mudhoney näher, was auch das stark nach vorne peitschende „Supersonic“ beweist. Erst mit der akustischen Ballade „Just breathe“ wird es etwas ruhiger. Auch hier sind die Zeiten wohl vorbei, in den sich Eddie Vedder als geplagter Arbeiter, der ums Überleben kämpft, hingestellt hat. Hier hat er mit Streichern im Hintergrund einen schönen und unkitschigen Lovesong eingesungen.
Mit „The end“ befindet sich noch einmal eine melancholische und sparsam arrangierte Singer/Songwriter-Nummer auf Backspacer. Beide Lieder, welche dem Album äußerst gut tun, hätten ohne die gesammelten Erfahrungen von Into the wild wahrscheinlich etwas anders geklungen. „Unthought known“ und „Speed of sound“ sind Classic Rock im besten Sinne, altersweise entspannt dahin gleitend und mit überraschend dominanten Klaviertönen. Höhepunkt und Wendepunkt des Albums ist zweifelsohne das etwas gemäßigter beginnende „Amonst the waves“, welches sich im späteren Verlauf zu richtig groß wird. Und auch „Force of nature“ fängt einen mit seinem schönen Refrain vom ersten Hören an sofort ein.
Pearl Jam haben mit Backspacer schon ein wenig überrascht und können wieder richtig begeistern. Ob man das Album jetzt als erneutes Aufbäumen oder als Vorstufe zum würdevollen Alterswerk sehen will, bleibt jedem selbst überlassen. Tatsache ist jedenfalls, dass die Songs der Band schon länger nicht mehr so berührt haben und ein Pearl Jam-Album so angenehm am Stück durchzuhören war. Innerhalb von gut 36 Minuten hat die Band alles zu ihrem momentanen Status gesagt. Der September 2009 ist also ein guter Monat für Kinder der 90er: Ein neues und starkes Album von Alice In Chains UND Pearl Jam. Was will man mehr?!
Mario Karl
Trackliste |
1 | Gonna see my Friend | 2:48 |
2 |
Got some | 3:02 |
3 |
The Fixer | 2:57 |
4 |
Johnny Guitar | 2:50 |
5 |
Just breathe | 3:35 |
6 |
Amongst the Waves | 3:58 |
7 |
Unthought known | 4:08 |
8 |
Supersonic | 2:40 |
9 |
Speed of Sound | 3:34 |
10 |
Force of Nature | 4:04 |
11 |
The End | 2:59 |
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Besetzung |
Eddie Vedder (Vocals, Guitar)
Mike McCready (Guitar)
Stone Gossard (Guitar)
Jeff Ament (Bass)
Matt Cameron (Drums)
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