Eagle Twin
The unkindness of crows
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Unter Musikfreunden gibt es vor allem zwei Arten wie Musik wahrgenommen wird. Für die einen sind bis ins letzte ausgefeilte und fein komponierte Songs, hohes technisches Können und spielerische Versiertheit, sowie ein klarer Sound extrem wichtig. Dass die Stücke dafür nicht selten kalt und glatt klingen, wird gerne in Kauf genommen. Für andere dagegen sind die Seele der Musik und der dahinter steckenden Musiker, sowie der daraus resultierende Ausdruck und die Atmosphäre wichtiger. Über kleine technische Schnitzer oder knarzigen Klang wird gerne hinweggesehen. Das Stichwort lautet hier Authentizität. Das Albumdebüt The unkindness of crows von Eagle Twin dürfte deswegen nur für die zweite Gruppe interessant sein und die erste wird sich bestimmt mit Grausen davon abwenden.
Denn was hier geboten wird, widersetzt sich erst mal komplett jeglichen Songwritingregeln. Viel eher sind die einzelnen Stücke auf dem Album wie ein stetiger Fluss von Tönen, die sich lavaartig durch die Hirnwindungen des Hörers schlängeln. Der Sound erinnert an Doom, bzw. Sludgemetal, steht aber jenseits solcher Genreeinordnungen. Das Label rückt die Band gerne in die Nähe ihrer anderen Schützlinge SunnO))) und Earth. Doch richtiger Drone-Sound ist das hier nicht. Alleine schon das Vorhandensein eines Schlagzeugs spricht dagegen. Und die effektvollen Drums sorgen auch dafür, dass ex-Iceburn Vorstand Gentry Densley mit seiner extrem tief gestimmten Baritongitarre, die nicht selten wie ein fies verzerrter Bass klingt, und seinem Grummelgesang nicht irgendwo im klanglichen Nirwana versumpft. Denn manchmal scheint es fast, als würde der Herr alleine für sich spielen und sich in einen klanglichen Kokon aus massiven und fuzzigen Doomriffs, bluesgetränkten Gitarrensoli und verzerrten Dröhnungen hüllen, aus dem heraus er mit seiner Whiskey getränkten Stimme (Tom Waits und Howling Wolf grüßen aus der Ferne) Geschichten singen.
Legt man The unkindness of crows ein, wird man unmittelbar von einem dunklen Schleier umschlossen, nachdem einen Eagle Twin mit einer Passage Kehlkopfgesang begrüßt haben. Was zu Beginn noch chaotisch klingt, gewinnt mit zunehmender Spielzeit immer mehr an Faszination und man möchte hören, wie sich die beiden Herren in einen regelrechten Rausch spielen. Dabei bleibt der Sound aber stets mythisch, unnahbar und düster. Lediglich das mit westernartigen Gitarrenakkorden versehene „Carry on, king of Carrion“ wirkt etwas luftiger, zugänglicher und hebt sich vom Rest ein wenig ab.
Eagle Twin sind doch etwas sehr Spezielles und nur eine absolute Nischenband für Liebhaber. Anfangs wirkt sie sogar regelrecht abstoßend. Aber wie auch bei einem Verkehrsunfall, man muss irgendwie einfach hinschauen. Daher ist das Album auch objektiv schwer zu bewerten und eine absolute Geschmackssache. Love it or leave it!
Mario Karl
Trackliste |
1 | ‘In the beginning was the scream’ | 9:13 |
2 |
Murder of … | 12:11 |
3 |
Birds of black hot fire | 9:02 |
4 |
Storytelling of ravens | 6:23 |
5 |
Crown hymn | 15:00 |
6 |
Carry on, king of Carrion | 6:26 |
7 |
‘And it came to pass that birds rains down as black snakes’ | 6:34 |
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Besetzung |
Gentry Densley (Vocals, Baritone Guitar)
Tyler Smith (Drums)
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