BRAINSTORM - Ehrlich, direkt und treu den eigenen Wurzeln gegenüber
Der Name BRAINSTORM steht seit vielen Jahren für absoluten teutonischen Qualitätsmetal. Dort wo BRAINSTROM drauf steht, kann man sich sicher sein, dass auch gutes Schwermetall drin ist. Das ist etwas, für das sie von ihren Fans so sehr geschätzt werden. Mit dem letzten Rundling Downburst wankte dieses Bild mit etwas. Die Band wollte sich etwas modernisieren (und musste es auch!), was nicht überall auf Gegenliebe stieß. Wobei man sagen muss, dass das Album auch heute noch absolut seine Qualitäten besitzt. Mit ihrer neuesten CD Memorial Roots schlagen die Schwaben jetzt wieder zurück. Hier präsentiert sich eine gereifte und mit sich selbst im Reinen befindliche Band. Wirkt das Album bei den ersten Hördurchläufen noch ziemlich schwerfällig, muss man aber bald erkennen, dass es sich hierbei um so ziemlich das kompletteste BRAINSTORM-Album bis dato handelt, das alle Fassetten der Band in sich vereint. Kein Wunder also, dass Frontmann Andy B. Franck im Gespräch mit MAS in den höchsten Tönen von seinem neuen Baby schwärmte. Vom Uptempo-Banger bis zur episch angelegten Nummer ist hier alles zu hören, wobei der Fokus dieses Mal eindeutig im Midtempobereich liegt. Woran das liegt, wird der gut gelaunte und auskunftsfreudige Spitzensänger im Folgenden genauer erläutern.
(P.S.: Für den nicht Schwäbisch sprechenden Teil unserer Leser wurde das Ganze natürlich in eine entsprechende Form gebracht)
Andy, Du bist jetzt doch schon einige Jahre im Geschäft. Ist man da überhaupt noch aufgeregt wenn man ein neues Album heraus bringt?
Ja, es wird langsam zur Routine. Zusammen mit den Alben von Ivanhoe und Symphorce ist das jetzt meine 14. Platte. Andererseits ist so ein Album immer wieder etwas auf das man sich freut und auf das man stolz ist. Es hat immer so eine Art „Babymentalität“, wenn man etwas fertig gemacht hat. Und Memorial roots ist einfach super. Ich denke, dass wir mit das Beste abgeliefert haben, was wir uns vorgenommen haben und wir vielleicht auch haben machen können. Von dem her bin ich schon ziemlich stolz darauf.
Was erwartet jetzt einen Brainstorm-Fan, oder einen Metalfan überhaupt, auf Memorial roots?
Ich denke, dass Brainstorm überhaupt für ehrliche und sehr direkte Musik stehen, im traditionellen Sinn, und dass wir auch absolut ehrlich unseren Wurzeln gegenüber sind. Deswegen wollen wir uns auch keinen Trends anbiedern oder irgendwo mitschwimmen. Das haben wir auch noch nie gemacht und das hat uns eigentlich auch immer am besten gestanden. Wir haben natürlich versucht mit Downburst einiges zu ändern, weil wir der Meinung waren, dass sich einiges auf Liquid monster ähnlich angehört hat wie auf dem Vorgängeralbum. Es war einfach an der Zeit hier Änderungen vorzunehmen. Das haben wir auch gemacht, indem wir das Studio in Wolfsburg und mit Sasche Paeth und Miro zwei neue Produzenten gewählt haben. Wir sind dabei im Nachhinein bei Downburst ein Stück zu weit gegangen und haben vielleicht die Zügel auch etwas zu sehr aus der Hand gegeben. Wir haben erkannt, dass wir unsere Stärken auch nicht einfach verleugnen sollten. Ganz nach dem Motto „Schuster, bleib' bei deinen Leisten“. Trotzdem war es einfach wichtig diese Platte zu machen und ich glaube auch nicht, dass die Memorial roots sonst so klingen würde, wie sie jetzt klingt. Hier haben wir jetzt die richtige Mischung aus den Erfahrungen die wir mit Downburst gemacht haben und dem klassischen Brainstorm-Sound, wie er sich über die Jahre entwickelt hat. Eben eine gewisse Härte mit einer Portion Mystik dazu. Und ich glaube das steht uns am besten und das ist auch das, was die Leute von uns hören wollen. Ich bin der Meinung, dass das neue Album das ist, was sich die Fans seit langem am meisten von uns gewünscht haben. Und die Rückmeldungen bis jetzt dazu geben mir in gewisser Hinsicht auch Recht.
Also die Summe der gesammelten Erfahrung so richtig auf den Punkt gebracht. Deshalb vielleicht auch der Titel der Platte, als eine Art Rückblick auf die Wurzeln?
Das spielt auch ein bisschen mit rein. Das Wort „Roots“ auf jeden Fall. Das umschließt auch ein bisschen, dass wir wieder ein wenig an unsere Wurzeln gedacht haben.
In meinen Ohren klingt das Album auch etwas düsterer oder mystischer, wie Du vorhin schon eingeworfen hast, als sein Vorgänger. Hat das eventuell auch mit der schwierigen familiären Situation von Torsten Ihlenfeldt zu tun, aufgrund derer ihr letztes Jahr etwas kürzer getreten seid?
Das war natürlich auch ein Grund, indem Torsten die Musik als eine Art Ventil nutzen konnte. Er ist zusammen mit Milan, was die Musik angeht, der Ideengeber. Auch wenn es sich jetzt vielleicht etwas blöd anhört, das war vielleicht genau das was die Platte gebraucht hat. Wobei ich hoffe, dass er das nicht bei jeder Platte durchmachen muss. (lacht) Aber das ist sicherlich korrekt. Das war mit der Grund, dass die Platte ein bisschen düsterer und aggressiver geworden ist.
Trotz der latenten Aggressivität seid ihr etwas mehr in Richtung Midtempo gerutscht, was den Power-Fans vielleicht nicht so sehr gefallen wird. Ist das eine bewusste Entscheidung weil man mit den Jahren nicht mehr so die Lust darauf hat oder ergibt sich diese Ausrichtung mehr aus dem Schreiben heraus?
Ich finde, dass wir einfach über die Jahre erkannt haben, oder auch erkennen mussten, dass unsere Stärke nicht unbedingt in diesen Doublebass-Attacken liegt. Was das angeht sind wir einfach mit dabei, aber da gibt’s mit Sicherheit bessere Bands dafür. Ich bin der Meinung, dass unser stärkstes Element diese getrageneren, im Midtempobereich angesiedelten Songs sind. Da sehe ich uns auch weltweit mit ganz vorne. Das meine ich ganz ehrlich! Es gibt ganz wenige Bands, welche da so eine Intensität an den Tag legen können, was das Songwriting und den Gesang angeht. Wir fühlen uns in diesem Midtempobereich auch einfach wohler. Und das merkt man glaube ich auch ein bisschen. Wir haben natürlich auch diese schnellen Songs drauf, wollen diese aber auch nur auf Platte bringen, wenn wir zu 100 % dahinter stehen und nicht weil jemand meint, das Album bräuchte noch einen schnellen Song. Wenn man jetzt nur mal „Shiva’s tears“ als Beispiel nimmt, hier brennt immer die Hütte und man merkt, dass die Leute das auch als unsere Stärke ansehen.
Ich finde Du singst auf Memorial roots noch etwas intensiver als sonst. Gleichzeitig einfühlsamer ohne Härte vermissen zu lassen. Was machst Du eigentlich für Deine Stimme, dass das auch so bleibt? Nimmst Du zum Beispiel Gesangsunterricht?
Nein, nicht wirklich. Ich achte darauf Sport zu treiben. Vor Jahren habe ich auf Tourneen immer einen halben Arzneikoffer dabei gehabt. Das habe ich mir in der Zwischenzeit abgewöhnt, da ich der Meinung bin, dass viel Wasser, Sport und Bewegung das Beste sind das man machen kann. Und die letzten Tourneen haben mir auch Recht gegeben. Meiner Meinung hat viel vom Gesang einfach mit dem Kopf zu tun. Entweder du fühlst dich wohl und es funktioniert, oder du fühlst dich nicht wohl und dann hast du ein Problem. Bei der letzten Tour bin ich mit einer extremen Grippe losgefahren, war nach zwei Tagen platt und musste in Dänemark sogar nach vier Songs das Konzert abbrechen, da ich keinen Ton mehr raus gebracht habe. Danach ging es aber wieder bergauf, weil ich anfing mich wohl zu fühlen. Da hat das Umfeld sehr viel damit zu tun.
Lässt Du Dich bei Deinen Gesangslinien vom Produzententeam noch irgendwie beeinflussen oder stehen diese zu 100 % wenn ihr ins Studio geht?
Die sind bevor wir uns Studio gehen komplett fertig, Gesangslinien und Texte. Sonst gehe ich nicht ins Studio. Ich bin aber schon für die eine oder andere Idee offen und singe dann auch mal zwei Versionen zum Test ein. Weil man selbst ist vielleicht auch mal sozusagen betriebsblind. Dann sitzt man da und macht einfach nur das, was man schon vor zehn Jahren gemacht hat. Ich würde jetzt mal behaupten, dass dieses Mal 85 % der Gesangslinien komplett von mir sind und 15 % sind in Zusammenarbeit mit Sascha und Miro entstanden. Da sind oft auch Sachen dabei die mir anfangs überhaupt nicht zusagen. Man sucht dann einfach einen gesunden Mittelweg. Aber das brauchst du auch als Musiker um weiter zu kommen.
Und wie groß ist der Einfluss von Miro und Sascha auf die Musik an sich, im Vergleich zum vorherigen Album?
Auf die Musik höchstens 1 %. 99 % waren jetzt komplett von uns. Ich bin sogar dazu geneigt 100 % zu sagen, da wir die Musik komplett allein gelassen haben. Wir haben daran nichts mehr verändern lassen. Das war auch Absicht, da wir den beiden auf das letzte Album mehr Einfluss ließen und für uns feststellten, dass die Band in eine Richtung hinein rutschen würde, die uns selbst nicht so richtig behagt. Die beiden hatten natürlich große Erfolge mit Avantasia und Edguy, und das ist auch nicht von der Hand zu weisen. Da muss man als Band auch ein wenig aufpassen, dass man sich selbst nicht verleugnet und zu einer Art Edguy 2 verkommt. Ich meine, wir haben jetzt auch nicht gerade 10 oder 15 Jahre alles falsch gemacht. Deswegen war es uns auch wichtig die Songs und Gesangslinien im Boot zu behalten und den beiden mehr Freiheiten beim Drumherum, wie Arrangements oder Orchestrierung zu lassen.
Dann seid ihr am Ende wohl wieder sehr zufrieden mit den beiden gewesen, genauso wie mit eurem Bassisten Antonia Ieva, den ihr jetzt auch auf den Bandfotos als offizielles Mitglied präsentiert. Die letzte Zeit scheint also recht gut gelaufen zu sein.
Ja, es scheint wohl zu passen. Er ist halt einfach dabei – es geht nicht mit und es geht nicht ohne. (lacht) Er macht definitiv einen guten Job und er integriert sich auch absolut gut in die Band. Er hat jetzt als Bassist aber keinen Einfluss auf das Songwriting und das Musikalische. Dazu ist der Kern mit Torsten, Milan und mir, sowie dem Dieter dazu, einfach zu fest verwachsen. Wir drei haben das Ding über die Jahre hinweg gesteuert. Da wird es mit Sicherheit auch keinen Wechsel geben. Er braucht jetzt auch keinen Einfluss in die Musik zu haben. Wir brauchen vordergründig einen guten Bassisten und guten Menschen. Und das ist er auch.
Das lief mit seinem Vorgänger Andreas Mailänder sicher ähnlich, oder?
Bei ihm war der Wille sich großartig einzubringen nie so richtig da, auch wenn er schon so lange dabei war. Damit hat sich das einfach so entwickelt. Er hat zum Schluss hin auch das Interesse an der Musik komplett verloren. Darum war die Trennung ein logischer und sinnvoller Schritt für alle. Seitdem haben wir leider nichts mehr von ihm gehört, was gleichzeitig auch bedeutet, dass er der Musik nicht großartig nachtrauert. Er ist in seinem familiären Umfeld einfach gut aufgehoben und das ist so vollkommen in Ordnung. Der Punkt, dass einem der Enthusiasmus abhanden kommt, kann bei jedem Musiker mal kommen.
Und Metal ohne Leidenschaft funktioniert in der Regel nun mal nicht wirklich.
Es gab auch Fans, die den Missmut bei ihm gesehen und uns auch darauf angesprochen haben. Als Bandkollege braucht es natürlich auch eine Zeit, bis man sich das eingestehen oder zulassen will.
Kommen wir wieder zu Memorial roots zurück, nachdem wir etwas abgeschweift sind. Das Cover, der Titel, die Texte, folgen die vielleicht einem übergeordneten Konzept oder einem Art Thema?
Das „Roots“ und das verwendete Holz für diesen Marterpfahl gehören einfach zusammen. Es ist textlich jetzt aber kein Konzeptalbum. Von solchen halte ich persönlich nicht viel. Ich habe auch nicht die Muse oder das Interesse über zehn oder zwölf Songs eine durchgehende Story zu erfinden, die ich dann runterbete. Das haben andere Bands schon besser gemacht. Ich konzentriere mich dann lieber auf den einzelnen Song und versuche dessen Grundcharakter auch einen entsprechenden Text zu geben. Jetzt beim neuen Album habe ich mal absichtlich den Grundcharakter von so einem Song und den Text nicht angeglichen und mit einem Augenzwinkern verschoben. Bei „The conjunction of 7 planets“ geht es um den Antichrist, wie er geboren wurde, und dass 2012 die Welt zugrunde geht. Eigentlich ein sehr düsteres Thema, aber sehr getragen und ohne Aggressionen darin gesungen. Das fand ich mal spannend es so zu interpretieren, da es normalerweise eher ein Thema wäre, dass man aus sich herausbrüllt. Am ehesten als Death Metal-Band.
Death Metal ist ein gutes Stichwort. Mit dem neuen Album habt ihr vom mittlerweile sehr auf Extremmetal ausgerichteten Label Metal Blade zu AFM gewechselt. Musikalisch gesehen passt ihr da ja wunderbar hin, so dass ihr von da in Zukunft sicher gut aufgehoben seid.
Wir waren auch über Jahre hinweg bei Metal Blade so etwas wie Exoten. Du warst ständig im gleichen Verteiler mit Six Feet Under oder Cannibal Corpse. Da fühlt man sich als traditionelle Metalband natürlich nicht so richtig wohl, wenn man ehrlich ist. Deswegen war dieser Wechsel für uns extrem wichtig. Vor allem auch um mal mit anderen Bands spielen zu können. Wir waren bei Metal Blade schlicht alleine auf weiter Flur. Du wirst dort durch die gleichen Kanäle geschleust wie zum Beispiel drei Tage zuvor Cannibal Corpse. Und drei Tage nach Dir werden darüber auch Six Feet Under verschickt. Da hat man immer die gleichen Ansprechpartner. Und die konnten zu 80 % nichts mit uns anfangen. Das heißt, dass wir alles was wir bisher erreicht haben, uns zum großen Teil selbst erarbeitet haben, da wir zum Beispiel auch sehr viel live gespielt haben.
Businesstypisch gibt’s jetzt auch mit Just highs no lows eine übliche Best Of aus den bei Metal Blade erschienen Alben. Wart ihre bei der Songauswahl und der Gestaltung eigentlich mit eingebunden oder lief das an euch vorbei?
Es ist natürlich so, dass ein Label sagt „wir wollen das machen“. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder du springst mit in das Boot oder du lässt es, und es kommt dann irgendwas raus. Rauskommen wird es so oder so. Die Frage ist dann, ob es Sinn macht das so stehen zu lassen. Deswegen haben wir unseren Einfluss geltend gemacht. Wir haben Liner Notes verfasst und ein paar alte Fotos ausgegraben. Wir haben die Songauswahl getroffen und ich habe das Design noch mit entworfen. Und ich denke es ist auch ganz wertig geworden. Das heißt, wenn wir schon diese Möglichkeit hatten, haben wir diese auch genutzt um Fans was zu bieten. Und mit dem neuen Album kommen vielleicht auch ein paar neue Fans hinzu, die uns noch nicht kennen. Für die ist diese Doppel-CD natürlich auch eine sehr gute Möglichkeit uns besser kennen zu lernen.
Ihr wart vor kurzem für ein paar Konzerte in Amerika und vor allem Mexiko. Als Band in eurer Größenordnung ist das sicherlich immer noch wie eine Art Urlaub.
(lacht) Ja das kann man vielleicht schon so sagen, da es immer noch etwas Besonderes für uns ist dort zu spielen. Es war auch absolut unglaublich von der Stimmung her und man nimmt Eindrücke mit nach Hause, die man mit Sicherheit nicht mehr so schnell vergessen wird. Wir haben sogar schon das Angebot bekommen dort wieder spielen zu dürfen.
Verhält sich der mexikanische Fan jetzt anders als der italienische oder der deutsche?
Irgendwie schon. Denn für die Leute dort ist es immer noch was Spezielles wenn eine europäische, oder speziell deutsche Band bei ihnen spielt. Wobei mit Helloween, Doro oder Kreator natürlich schon einige Bands dort rüberkommen, ist es trotzdem immer noch etwas Besondereres als wenn eine deutsche Band nach Italien kommt. Deswegen ist das Publikum dort auch noch ein wenig hungriger. Das hat vielleicht auch etwas mit der Mentalität zu tun. Die sind noch etwas enthusiastischer. Denen ist es fast schon komplett egal, ob sie einen Song jetzt kennen oder nicht. Die machen einfach mit. (lacht)
In ein paar Tagen geht es auf große Tour mit Primal Fear. Muss man da als Crewmitglied erst einen schwäbischen Einbürgerungskurs machen, um da mitfahren zu dürfen?
Ja, viel anders ist das gar nicht. Du wirst kaum was verstehen sonst. (lacht) Ich denke dass das Paket an sich sehr wertig ist und es dem Fan auch was bietet. Darum geht es auch in erster Linie. Die Leute haben Festivals im Sommer, man fängt jetzt auch an Festivals im Winter zu buchen. Man versucht dadurch auch „value for money“ auf die Straße zu bringen. Das haben wir meiner Meinung damit auch gut geschafft. Die Leute sollen was bekommen für ihr sauer verdientes Geld. Denn darauf schauen sie immer mehr.
Deswegen wird es als Band wie Brainstorm auch etwas risikoreich sein eine eigene Headlinertour zu buchen.
Das hätten wir machen können. Aber dann hätten wir wieder vor 200 bis 500 Leuten gespielt. Zusammen werden wir jetzt einen Schnitt von 500 bis 700 haben. Und die Fans bekommen deswegen aber trotzdem das volle Programm. Helloween mit Gamma Ray, Cannibal Corpse mit Children of Bodom oder jetzt aktuell auch Gotthard mit Europe machen das ja auch nicht aus Spaß an der Freude. Zumindest nicht nur. Da ist auch ein ernsthafter Hintergrund. Das Ding muss sich schlicht und ergreifend lohnen. Es ist vielleicht schlecht für kleinere Bands, da sie immer mehr das Problem bekommen nicht mehr auf solche größere Touren aufspringen zu können. Auf der anderen Seite müssen wir auch als etablierte Band schauen, dass wir unsere Kosten decken können. Wir spielen auch gerne vor zehn Leuten, das ist nicht das Problem, aber es macht einfach auch mehr Spaß vor 500 Leuten zu spielen.
Schafft man es als Band in eurer Größenordnung eigentlich seinen Lebensunterhalt allein mit der Musik zu bestreiten?
Man könnte das sicherlich schaffen. Aber uns ist es wichtig, die Bodenhaftung zu behalten. Deswegen haben wir auch alle unsere Jobs. So wissen wir, dass am Ende vom Monat unsere Rechnungen gezahlt werden und können uns deswegen unbeirrt auf die Musik konzentrieren. Wir müssen nicht darauf schauen, wie viele Platten wir verkauft haben und irgendeine Trendanbiederei mitmachen. Deswegen können wir auch die Musik machen die wir wollen. Egal ob sie sich jetzt verkauft oder ob sich niemand dafür interessiert. Damit machen wir die Platte auch ein stückweit für uns selbst.
Diese Einstellung gefällt mir. Dann kann man sich auch als Fan darauf verlassen, dass die Musik „echt“ ist.
Für mich selbst ist das unheimlich wichtig. Um morgens in den Spiegel blicken zu können, muss ich eine Platte aufnehmen, die ich mir auch selbst anhören oder kaufen würde. Und dann passt das und macht einfach Sinn. Wir hätten auch schon die Möglichkeit gehabt, die Jobs hinter uns zu lassen und nur noch Musik zu machen. Aber dann fängst du an zu rechnen. Und wenn sich eine Platte dann nicht so gut verkauft, fängst du automatisch damit an zu grübeln, warum das so ist und kannst nicht mehr ruhig schlafen. Das wollen wir alle nicht und haben diesen Weg für uns bewusst so gewählt. Dadurch behält man auch wunderbar seine Bodenhaftung.
Diskografie | Hungry (1997)
Unholy (1998)
Ambiguity (2000)
Metus Mortis (2001)
Soul Temptation (2003)
Liquid Monster (2005)
Honey from the B’s (DVD, 2007)
Downburst (2008)
Memorial Roots (2009)
Just Highs no Lows (Best Of, 2009) |
| Kommen wir langsam zum Ende. Vielleicht kannst Du mal die Brainstorm-Alben an denen Du beteiligt warst in ein paar Worten charakterisieren. Beginnen wir mit Ambuguity.
Meine erste Brainstorm-Platte, gesanglich gemacht in Windeseile, ebenso die Texter herunter geschrieben, das abwechslungsreichste Album. Oder eher, das untypischste Brainstorm-Album.
Das kann man so stehen lassen. Es ist aber trotzdem ein ziemlich gutes Album.
Auf jeden Fall! Mir gefällt es auch sehr gut. Aber es ist trotzdem ziemlich untypisch, weil unheimlich viel daran gebastelt wurde. Aber es ist auf jeden Fall eine interessante Platte. Ach ja, eins fehlt noch: Fürchterliches Cover! (lacht)
Metus Mortis
Das Album auf dem ich mich als Sänger etabliert habe. Mit starken Songs, die wir auch heute noch gerne spielen und mit denen wir langsam unseren Stil etabliert beziehungsweise definiert haben. Wir haben auch sehr viel live damit gespielt.
Dann kommen wir auch schon zu Soul temptation.
Unheimlich intensives Album, was die vielleicht stärksten Songelemente hatte. Es seien nur mal „Highs without lows“ oder die „Trinity of lust“-Trilogie genannt. Geiles Cover, immer noch eins meiner Lieblingscover. Und ein Album das meiner Meinung nach in keiner Sammlung fehlen dürfte. Auch mit der DVD mit dem Summer Breeze-Auftritt 2003 dabei. Perfekt!
2005 ging’s 2005 mit Liquid monster weiter.
Der Schritt zum Headliner war mit diesem Album geschafft. Wir haben angefangen mit diesem Album auf eigenen Füßen zu stehen und mussten uns gegen die Konkurrenz alleine behaupten. Wir haben uns damit auch von den Vergleichen mit irgendwelchen amerikanischen Metalbands abgesetzt und endgültig unseren eigenen Stil gefunden.
Und als Schlusspunkt nur ein kurzer zeitlicher Sprung zu Downburst.
Ein Album das im Zeichen des Wandels stand. Wir wollten uns verändern. Haben uns vielleicht einen Schritt zu weit verändert, so dass auf Downburst zwar extrem gute Songs sind, aber vielleicht die Platte mit den meisten Mitläufern.
Als Abschluss vielleicht noch ein kleiner Blick auf Dein anderes Baby Symphorce. Um die Band war es jetzt ziemlich ruhig. Gibt es euch denn noch?
Die Band gibt es wieder. Wir werden auf jeden Fall im Frühjahr wieder ein Album heraus bringen. Und dann wird’s ganz spaßig werden! Es wird definitiv ein gutes Album. Das verspreche ich Dir.
Da bin ich schon sehr gespannt. Den Vorgänger fand ich schon absolut nicht von schlechten Eltern!
Da wächst die Fanbasis gerade sehr extrem. Das hätte ich überhaupt nicht erwartet. Das Album wirkt anscheinend sehr nach.
Ok Andy, dann sage ich herzlichen Dank für dieses unterhaltsame Gespräch. Man sieht sich dann wohl demnächst vor der Bühne!
Auf jeden Fall. Du von der Seite, ich von der anderen. (lacht)
Mario Karl
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