Jetzt steh` ich hier in meinem kurzen Hemd. Was mir da auf dem Schreibtisch gelandet ist, ist – Tango! Und davon habe ich ja nun mal absolut keine Ahnung. Nun denn Augen zu und durch. Player auf, CD aus dem Pappcover. Upps, die sieht ja schon mal toll aus. Wie eine Minisingle. Wer erinnert sich? Komplett schwarz mit Rillen! Und so was kann mein Player spielen?
Und jetzt bin ich doch überrascht. Das ist ja hörbar. Sehr gut sogar. Tango modern. Ursprüngliche Tangomelodien auf dem Bandoneon gespielt, genial unterstützt mit Sounds aus dem Drumcomputer. Wohlgemerkt: Unterstützt, nicht überbügelt.
Schon Track zwei „La Gambeta“ von Dellakimera hat absolut Qualitäten zum Chartbreaker. Mächtig psychedelisch kommt der „Nautic dancer“ rüber. Man merkt schnell, dass die Musiker keinerlei Berührungsängste haben. Electronikjazzpsychedeliktango mit charmantem künstlichem Plattenspielergekratze bietet „Tangomango“. Große Avantgarde dann mit Ryuichi Sakamoto (Yellow Magic Orchestra) und „Rain“.
Spätestens hier mutiere ich zum Tango Fan. Härtesten Club Sound bieten die Solex Mechanics mit „Por una cerveza“. Naja, ein bisschen mehr ist die Musike schon wert. Noch ein paar Techno-Kohlen mehr legen dann La Nueva Guardia mit „Excusa“ auf. Und auch alle anderen Stücke auf der CD stehen den genannten in nichts nach. Durchweg Musik vom feinsten…
Fazit: Bisher vom Tango absolut unbeleckt hat mich diese Scheibe schwer in ihren Bann gezogen. Die CD begleitet mich jetzt morgens als Muntermacher zur Arbeit. Electronic Tango Flavoured Beats wäre mal ein Tipp für einheitsbreimüde Radioredakteure!