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Anonym – Heinrich Isaak (Dobszay – Szendrei)
Liturgische Festprozessionen am Neuen Stift in Halle / Musik zu den Reliquienweisung und zum Fest Maria Reinigung
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Info |
Musikrichtung:
Geistliche Musik Mittelalter
VÖ: 11.09.2006
Naxos / Naxos CD (AD DDD 2005) / Best. Nr. 8.551255 D
Gesamtspielzeit: 69:13
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(NICHT NUR) FÜRS MUSEUM
Begleitend zur Ausstellung Der Kardinal Albrecht von Brandenburg. Renaissancefürst und Mäzen in Halle ist diese Aufnahme mit liturgischer „Gebrauchsmusik“ erschienen. Albrecht von Brandenburg (1490-1545) ist heute vor allem als katholischer Gegenspieler von Martin Luther bekannt und kommt in der populären Geschichtsschreibung meist als papistischer Agent für einen blühenden Ablasshandel und fanatischer Streiter gegen die neue reformatorische Lehre vor. Nicht zuletzt dieses Bild eines geistig und moralisch korrupten Kirchenfürsten soll durch die Ausstellung korrigiert werden. Albrecht ist hier ein religiöser Mensch seiner Zeit und zeigt sich als Renaissancefürst kunstpolitisch auf deren Höhe. Die CD hat sich zum Ziel gesetzt, zwei besonders herausragende liturgische Feierlichkeiten des frühen 16. Jahrhunderts zu rekonstruieren, die auf die Initiativen von Albrecht zurückgingen. Der Kardinal war bekannt als passionierter Sammler von Reliquien, die seinerzeit als besonders heilswirksame Gnadengaben geschätzt wurden. Die Verehrung der Gebeine von Heiligen galt als sicheres Mittel, die im Fegefeuer abzubüssenden Sündenstrafen um eine zum Teil erklecklich hohe Zahl von Jahren zu vermindern. Die Weisung von Reliquien zur Verehrung durch das Volk war mithin ein besonders bedeutender liturgischer wie auch konfessionspolitischer Anlass, den es auch musikalisch zu gestalten galt. Am 1520 gegründeten Neuen Stift zu Halle, das sich einer Stiftung des Kardinals verdankte, hat man die Reliquien in Prozessionen zu einem eigens dafür errichteten Gerüst getragen, auf der sie dann präsentiert wurden. Zur Prozession und Weisung erklangen Gesänge, die von Bläsermusik unterbrochen wurden. Auch zum Fest Mariä Reinigung gab es solche Prozessionen mit Gesang, wobei dabei in erster Linie nicht Reliquien, sondern zuvor geweihte Kerzen umhergetragen wurden.
Originale Noten und Texte für die einstimmige Musik haben sich nicht erhalten. Da aber der Ablauf grundsätzlich bekannt ist und sich vergleichbares Material an anderer Stelle findet, konnte der musikalische Rahmen rekonstruiert werden. Die Bläsersätze stammen von Heinrich Isaak. Der stete Wechsel von Vokal- und Instrumentalteilen bildet die musikalische Seite des Rituals inklusive Glockengeläut und „Gerede“ des Volkes bei der Reliquienweisung überzeugend ab. Die Interpretation durch die Schola Hungarica, die für die Wahrung des historisch verbürgten hohen Klangbildes auch Frauen- und Kinderstimmen einsetzt, ist bei aller Schlichtheit tadellos, verzichtet jedoch auf jedes stimmliche Experiment (Wurde wirklich so streng nach Noten gesungen? Gab es keine mehrstimmigen Improvisationen?). Auch wenn die historischen Zusammenhänge heute museal anmuten, vermögen doch die geschmeidigen gregorianischen Melodien mit ihrem gemessenen Duktus auch beim heutigen Hörer etwas von der religiösen Andacht zu vermitteln und eine Brücke zur Vergangenheit zu schlagen. Wer freilich prunkvolle und vielstimmige Klangentfaltung im Stil der Spätrenaissance erwartet, der sollte sich anderweitig umschauen.
Informatives und sorgfältig gestaltetes Beiheft. Wegen des doch sehr speziellen Interesses:
Georg Henkel
Trackliste |
01-37 Reliquienweisung 38-48 Fest der Reinigung Mariens |
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Besetzung |
Schola Hungarica Ltg. László Dobszay / Janka Szendrei
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