Judas Priest

Invincible Shield


Info
Musikrichtung: Heavy Metal

VÖ: 08.03.2024

(Columbia / Sony)

Gesamtspielzeit: 63:48

Internet:

http://www.judaspriest.com


Lasst die Korken knallen! Nachdem es der furiose Vorgänger Firepower „nur“ bis auf Rang 2 schaffte, erobern Judas Priest im 55. Jahr ihres Bestehens mit ihrem (diesmal wirklich!) 19. Studio-Langeisen endlich erstmals die Spitze der deutschen Charts! Und dieser Erfolg ist ebenso verdient wie die Aufnahme in die „Rock & Roll Hall of Fame“ 2022!

Die Metal-Ikonen aus Birmingham decken mit ihren 14 neuen Songs jede ihrer Karrierephasen seit Killing Machine ab. Das ist möglich, weil die Musiker bei der Ausführung stärker ins Risiko gegangen sind, sich bei der Umsetzung ihrer Ideen mehr zugetraut haben. Hier wurde offensichtlich „safety first“ gegen „scheißegal“ ausgetauscht!
Und dieser Mut wird maximal belohnt: Invincible Shield ist nicht nur Judas Priests stärkstes Werk seit Painkiller. Es ist diesem fast 35 Jahre alten Klassiker nahezu ebenbürtig! Es ist einfach nur beeindruckend, wie die Band ihren vermeintlich begrenzten Stil genüsslich nach allen Seiten ausdehnt, als wolle sie testen, wo der Zerreißpunkt liegt.

Gleich mit den ersten Tönen des kontrolliert wütenden Openers „Panic Attack“ zeigt sich an einer Kleinigkeit, nämlich dem Einstieg mit E-Drums, wie diese Extraklasse erreicht werden konnte: Mit diesem im Heavy Metal verpönten Instrument lässt sich sehr wohl Spannung erzeugen! Die einsetzenden, unwiderstehlichen Riffs sind meisterhaft aufeinander abgestimmt. Was jedoch noch viel wichtiger ist: Im Unterschied zu Firepower haben sie diesmal die (eigentlich unnachahmliche) Schärfe wie auf Screaming For Vengeance! Ich hätte nie damit gerechnet, dass Andy Sneap das hinkriegt! Da kann man eine hemmungslose Gitarrenorgie wie bei „As God Is My Witness“ noch mehr genießen! Der Sound insgesamt wie auch der Klang der einzelnen Instrumente ist eine Offenbarung! Schneidend und doch differenziert, geschmeidig und zu jeder Sekunde elegant und voller schier endloser Power!
Wie bereits angedeutet, spendieren uns Priest auch eine aufregende Zeitreise: Bei „Fight For Your Life“, einem von drei Bonustracks der Deluxe Edition (bei der neben der zusätzlichen Musik die edle Gestaltung mit farbenprächtigen Illustrationen zu den einzelnen Songs hohe Schauwerte und damit einen echten Mehrwert bietet) hatte ich sofort Killing Machine von 1978 im Ohr! Das Gefühl, das mich in diesem Moment durchströmte, ist unbeschreiblich!

Bei einer derart großen Vielfalt muss Rob Halford zwangsläufig extremer singen. Es ist ein Erlebnis, dem 72-Jährigen dabei zuzuhören, wie er bei „The Serpent And The King“ seine immer noch imponierend weit auseinanderliegenden Grenzen auslotet!
Und es kommt sogar noch besser: Im Mittelteil von „Escape From Reality“ klingt der stimmlich juvenile Teufelskerl original wie Ozzy in Bestform! Am anderen Ende der Skala stehen das (manchem zu) persönliche „Crown Of Horns“ und „Giants In The Sky“, eine emotionale Verbeugung vor den verstorbenen Helden des Rock. Hier ist in jedem Moment Verehrung, Respekt und eine tiefe Dankbarkeit zu spüren. Gänsehaut pur!

Nach etlichen Durchläufen steht für mich fest: Invincible Shield ist ein ebenso stählernes Monument wie Painkiller. Der mächtige Block ragt ähnlich majestätisch empor, ist allerdings filigraner in seiner Beschaffenheit – und gerade aufgrund der seit 1990 hinzugewonnenen Erfahrung trotzdem knallhart!



Michael Schübeler



Trackliste
1Panic Attack5:25
2The Serpent And The King4:19
3Invincible Shield6:21
4Devil In Disguise4:46
5Gates Of Hell4:38
6Crown Of Horns5:45
7As God Is My Witness4:36
8Trial by Fire4:21
9Escape From Reality4:24
10Sons Of Thunder2:58
11Giants In The Sky5:03
12Fight Of Your Life4:19
13Vicious Circle3:01
14The Lodger3:52
Besetzung

Rob Halford (Vocals)
Glenn Tipton (Guitars)
Richie Faulkner (Guitars)
Ian Hill (Bass)
Scott Travis (Drums)



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