Kirschnereit, Matthias
Time Remembered
KONZEPT
Pianist Matthias Kirchschnereit spricht selbst von seinem ersten Konzeptalbum. Aber stimmt das eigentlich? Ist die Zusammenstellung der persönlichen All-Time-Favourits schon ein Konzept?
Alle, die professionell oder auch nur hobbymäßig dem Klavierspiel frönen, kennen das natürlich: Nach dem mühsamen Üben (oder wenn es dazu einmal nicht mehr reicht), gönnt man sich noch ein paar Minuten mit nicht zu ausladenden Stücken, die einen seit Jahren wie Freunde begleiten. Stücke, mit denen sich persönliche Erinnerungen verbinden oder die einem schlicht musikalisch ans Herz gewachsen sind. Das ist dann oft eine ähnlich wilde Mischung, wie bei der eigenen Playlist, die man niemandem sonst zugänglich macht – da reichen sich Wiener Klassik, Jazz, Moderne, Pop und Barock friedlich die Hände.
Kirschnereit geht das Wagnis ein, uns diese „Freunde nach Feierabend“ auf einem Doppelalbum vorzustellen. Das ist epochenmäßig bunt gewürfelt, fügt sich aber doch irgendwie stimmig zueinander, ohne dass sein Anpack nivellierend und gleichmacherisch ausfiele. Im Booklet wird zu jedem Stück kurz erläutert, wieso dieses ausgewählt wurde – manches davon ist biographisch gut nachvollziehbar, anderes bewegt sich bei der Begründung im Allgemeinen. Man liest dies gerne und mit Neugier und genau so lauscht man auch den beiden CDs. Das rein auf die Person zugeschnittene „Konzept“ führt allerdings dazu, dass diese Neugier nach einmaligem Hören auch erlahmt ist und man sich danach allenfalls noch an einzelnen Tracks erfreuen wird, die einem nun wiederum selbst besonders lieb sind und bei denen man sich, wie stets bei Kirschnereit, auf eine künstlerisch durchdrungene, nicht selten vom Jazz inspirierte Interpretation verlassen kann.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
Bill Evans: Time remembered
Girolamo Frescobaldi: Canzona
Wolfgang Amadeus Mozart: Marche funebre del Signor Maestro Contrapunto KV 453a
Carl Philipp Emanuel Bach: Fantasie Es-Dur Wq. 58
George Gershwin: Who cares?
Claude Debussy: Mouvement aus Images
Toru Takemitsu: Rain Tree Sketch II (in Memoriam Olivier Messiaen)
George Harrison: Here comes the Sun
Bedrich Smetana: Charakterstück op. 1 "Sehnsucht"
Franz Liszt: Schlaflos
Leos Janacek: Gute Nacht aus Auf verwachsenem Pfade
Robert Schumann: Kind beim Einschlummern aus Kinderszenen op. 15
Helmut Lachenmann: 5 Variationen über ein Thema von Franz Schubert
Thomas Tomkins: A Sad Pavan for these distracted Tymes
Ferruccio Busoni: Meine Seele bangt und hofft zu dir
Johann Sebastian Bach / Myra Hess: Jesus bleibet meine Freude BWV 147
Georg Friedrich Händel: Chaconne G-Dur mit 21 Veränderungen HWV 435
Maurice Ravel: Pavane pour une infante defunte
Mikhail Glinka: Erinnerung an eine Mazurka B-Dur
Anton Bruckner: Erinnerung WAB 117
Franz Schubert: Ungarische Melodie D. 817
György Ligeti: Musica ricercata Nr. 7
Liberation Group: Namibia
William Bolcom: Graceful Ghost Rag
Ettore Prandi: Bagatelle "an die verlorene Zeit"
Frederic Chopin: Mazurka Nr. 38
Serge Prokofieff: Märchen der alten Großmutter op. 31 Nr. 4
Sergej Rachmaninoff: Prelude h-moll op. 32 Nr. 10
Erik Satie: Gymnopedie Nr. 1
Bela Bartok: Aus dem Tagebuch einer Fliege
Bill Withers: Just the Two of us
Herman Hupfeld: As Time goes by |
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Besetzung |
Matthias Kirschnereit: Klavier
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