Rameau, J.-Ph. (Rousset, Chr.)
Pygmalion - Les Fêtes de Polymnie (Suite)
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Info |
Musikrichtung:
Barock - Oper
VÖ: 15.09.2017
(Aparté / Harmonia Mundi / CD / DDD / 2017 / Best. Nr. AP155 )
Gesamtspielzeit: 77:06
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VERVOLLKOMMNUNG DURCH MUSIK
Der unermüdliche Christophe Rousset, seines Zeichens Cembalist und Leiter des Ensembles Les Talens Lyrique, präsentiert uns mit seiner Neueinspielung von Jean-Philippe Rameaus Eintakter Pygmalion die derzeit wohl beste Version dieses kleinen Juwels auf CD. Ohne die Verdienste von Gustav Leonhard, William Christie und anderer schmälern zu wollen: Was die Verbindung von Virtuosität, rhythmischer Pointierung, Delikatesse und nuanciertem Ausdruck angeht, hat sich Rousset mit seiner Deutung an die Interpreten-Spitze gespielt.
Dass das Werk auch von Rameaus Zeitgenossen über die Maßen geschätzt wurde, lag wohl auch am Plot: Der Bildhauer Pygmalion verliebt sich in eine seiner eigenen Schöpfungen - und wird in seinem leidenschaftlichen Sehnen schließlich von den Göttern erhört, die den kalten Marmor beleben. Dies bietet die Gelegenheit für allerlei Gesangs- und Tanzeinlagen, mittels derer die Statue sich weiter vermenschlicht. Diese Vervollkommnung durch die Musik bzw. Kunst, das passte zum pädagogischen Zeitgeist des 18. Jahrhunderts! Das alles ereignet sich zudem gut überschaubar in rund 45 Minuten - für ein zerstreutes Publikum ideal!
Auf kleinstem Raum hat Rameu eine Fülle von Stimmungen, Affekten und immer neuen musikalischen Einfällen konzentriert. Er führt die Zuhörerschaft durch Melancholie und Sehnsucht zu Staunen und schließlich festlicher Freude. Les Talens Lyrique nutzen unter Roussets Führung die vielen raffinierten Details der farbigen Orchestrierung aus, um die Geschichte um in all ihren Wendungen und Schattierungen zu inszenieren. Eine weiträumige Phrasierung und empfindsame "Rubati" sorgen zusammen mit der klaren Artikulation und reich gestaffelten Dynamik vor allen in den orchesterbegleiteten Rezitativen und Airs für eine gegenüber den Vorgängereinstpielungen gesteigerte Ausdrucksintentsität. Alles wirkt ungemein frisch, klingt plastisch, dramatisch, bewegend - doch ganz ohne die heute so beliebten Übertreibungen, mit der Alte Musik gerne "interessant" gemacht wird.
Neben dem Orchesters haben vor allem die durchweg vorzüglichen Solisten großen Anteil am Erfolg des Unternehmens, allen voran Cyrille Dubois, ein junger hoher Tenor mit sehr schönem farbigen und flexiblem Timbre. Ideal das Gleichgewicht zwischen Dramatik und Schönklang bei der Céphise von Marie-Claude Chappuis, anrührend der Amour von Eugenie Warnier; Céline Scheen als Statue besticht durch Eleganz, weniger durch die Prägnanz der Artikulation. Der Wiener Arnold Schoenberg Chor ergänzt das Ensemble auf hohem Niveau, ohne ganz die gute Textverständlichkeit französischer Ensembles wie dem Chœur de Chambre de Namur zu erreichen, mit denen Rousset ansonsten gerne zusammenarbeitet.
Als gewichtige Zugabe gibt es noch eine Suite aus Rameaus Opern-Ballett Les Fêtes de Polymnie - auch ohne vokale Glanzlichter ein großes Hörvergnügen, da Rameau sich einmal mehr als einer der bedeutendsten Komponisten von Tanzmusik erweist und in der Ouvertüre aus dem Orchester eine große Konzertorgel mit Pauken und Trompeten macht. Auch hier präsentieren sich die lyrischen Talente auf der Höhe ihrer Kunst durch die perfekte Durchmischung der Klangfarben, ein präzises Timing, federnde Rhythmen, konzertanten Schwung.
Der Mitschnitt, der offenbar zwischen den Konzertaufführungen am Theater an der Wien entstand, profitiert auch noch einmal von der leuchtenden, nicht zu trockenen Akustik: Rameaus Genie erscheint auch aufnahmetechnisch im besten Licht! Man wünscht sich auf diesem Niveau von diesem Team eine Neuaufnahme der Boreaden, Rameaus letzer Oper. Nach den Pioniertaten J. E. Gardiners und der DVD-Produktion unter William Christie wäre es an der Zeit, auch hier neue Maßstäbe zu setzen.
Georg Henkel
Besetzung |
Cyrille Dubois: Pygmalion
Marie-Claude Chappuis: Céphise
Céline Scheen: La Statue
Eugénie Warnier: L'Amour
Arnold Schoenberg Chor
Les Talens Lyrique
Christophe Rousset: Leitung
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