Tobias Meinhardt
Silent Dreamer
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Tobias Meinhardt stammt aus einem kleinen bayerischen Dorf. Nicht als Saxofonist, diesem Instrument wandte er sich dreizehnjährig zu, sondern als Schlagzeuger versuchte sich der Knabe einst zunächst. Sein Großvater infizierte den jungen Mann mit Jazz, was letztlich dazu führte, dass Tobias den ersten Preis beim Wettbewerb „Jugend jazzt“ gewann. Der Saxofonist Domenic Landolf wurde sein Mentor, es folgten Studienjahre in Amsterdam und Bern. Daraufhin verschlug es ihn nach New York City und dann konnte er rasch in die dortige Jazzszene eintauchen.
Mit Silent Dreamer legt Meinhardt nun sein fünftes Album unter eigenem Namen vor, veröffentlicht auf ENJA Records. Hochkarätige und gar nicht unbekannte Musiker haben ihn hierbei trefflich unterstützt. Im Kern trägt die Musik eine recht tonale Handschrift, dazu gesellen sich jede Menge weiterer Akzente, gespeist aus der Fusion-Szene. Und so schlägt bei mir gleich der Eröffnungstitel eine Brücke in die frühe Fusion-Landschaft der Siebziger, allerdings ohne die seinerzeit starke elektrische Ausrichtung. Angenehm auffällig ist die offene und mitgestaltende Spielweise des Schlagzeugers, der der Musik eine sehr treibende und elastische Basis bietet, auf der die Solisten ihre sehr individuell gestalteten Soli abfeuern können, hier ist es der Pianist mit einen engagierten Beitrag. Bei diesem und einem weiteren Titel gibt es noch eine Synthesizer-Beigabe, die ein wenig befremdlich wirkt und dieses Erachtens nicht notwendig gewesen wäre.
Im Laufe der Platte behält die Musik ihre sehr offen gestaltende Form, ganz viel Interaktion zwischen den Musikern findet ständig statt, eine sprühende und lebhafte Stimmung voller Spannung und Energie durchzieht sich somit wie ein roter Faden, das Wort Kommunikation wurde hier perfekt umgesetzt, so bin ich begeistert, wenn zum Beispiel bei “Letter of intent“ beim Einsatz des Gitarrensolos die ganze Band reagiert, das Rhythmusgespann sich sofort anpasst und eine ganz andere Atmosphäre entstehen lässt.
Und so brodelt es voller Hingabe und trotz der oft vorherrschenden tonalen Stimmung entwickeln sich aus der Tiefe heraus mitreißende Momente, die auch einmal ins ganz Ruhige abgleiten können, zum Beispiel auf “Mariana’s Dream“, bevor Bass und Drums mit voller Energie und hartem Drive den nächsten Song einleiten. Meinhardt und Ingrid Jensen an der Trompete liefern sich dazu ein packendes Duell, dass sich mit dem plötzlich einsetzenden Thema in den Bereich des Bebops zu begeben scheint. Schade, dass das noch nicht einmal zwei Minuten dauert. Mit dieser Platte ist eine der packendsten Beispiele für die Umsetzung von Jazz-Tradition in die Moderne gelungen.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Fighting For Fears (5:35)
2 Letter Of Intent (4:52)
3 Silent Dreamer (5:49)
4 Mariana's Dream (5:46)
5 Can't Say Enough (1:42)
6 Equality (6:06)
7 Ghost Gardens (6:52)
8 Purple Space (4:58)
9 Simple Beauty (6:11)
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Besetzung |
Tobias Meinhart (tenorsax & EWI)
Ingrid Jensen (trumpet & effects)
Charles Altura (guitar - #2,3,4)
Yago Vazquez (piano, Rhodes)
Orlando LeFleming (bass - #2,3,4)
Phil Donkin – bass & electric bass - #1, 5-9)
Jesse Simpson (drums)
Justin Carroll (syntheziser - #1,7)
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