Der Charakter dieses Albums ist durch seinen Titel schon mal gut beschrieben. Novalis-Tastenmann Lutz Rahn begibt sich auf den Solo Trip. Und das darf man in diesem Fall wörtlich nehmen. Außer dem Schlagzeug von Helge Tillmann, der durchgehend an Bord ist, stammen lediglich die Stimmen am Anfang von „Dracula's Kuss“ nicht von Lutz Rahn selber.
Der Solo Trip wurde in der Zeit zwischen dem noch recht guten Flossenengel und dem eher zweifelhaften Augenblicke veröffentlicht und befindet sich glücklicherweise eher in der Nähe der erst genannten Scheibe.
Viele „anspruchsvolle“ Prog-Freunde werden den harmonisch friedlichen Solo Trip dennoch als zu leicht befinden. Bei dem belanglosen Synthie-Schmeichler „Yeti“, den man sich als Lückenfüller auf Flossenengel vorstellen kann, hätten sie dann auch recht. Insgesamt schafft es Lutz Rahn aber auch ohne Gesang ein packendes Album ohne wirkliche Langeweile zusammenzubauen.
Da wäre der treibende Synthierocker „Solo Trip“. Spitze! Die typische Novalis Romantik von „Galaxy Taxi“ wäre – zumindest mit Text – einer der Überflieger auf Flossenengel gewesen. Das poppige „Jubel-Trubel" ist eine nette vor sich hin pfeifende Uptempo-Nummer. Das beschwingte „Dracula’s Kuss“ swingt mit schönen Groove vor sich hin und gehört zu den Stücken, die den allgegenwärtigen Synthesizern einen Flügel zur Seite stellen.
Wenn man sich das textliche Fiasko von Augenblicke vor Augen führt, hat Lutz Rahn mit seinem praktisch instrumentalen Solo Trip eine eindeutig richtige Entscheidung gefällt.
Wer den Synthesizer nicht abgrundtief hasst und auch mal ohne Hirn-wichsende Frickeleien auskommt, ist mit diesem verträumt romantischen Keyboard-Solo-Album bestens bedient.