Bigelf
Cheat the gallows
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Die 70er Jahre sind lange vorbei? Ja, das ist unzweifelhaft richtig. Aber hat man sich in letzter Zeit etwas durch die prall gefüllten Veröffentlichungskalender der verschiedensten Rocklabels gekämpft, tauchten immer mehr Bands auf, welche sich gewollt am goldenen Jahrzehnt für harte Töne orientieren. Das machen die bereits 1991 in Los Angeles gegründeten Bigelf auch, aber dieses Quartett ist anders. Hier wird nicht nur bodenständig und wurzeltreu gerockt, sondern die Band will noch ein Stückchen mehr. Bigelf wirken mit ihrem progressiven und psychedelisch angehauchten Hard Rock geradezu, als seien sie einer Zeitmaschine mit Ursprung im Jahre 1971 entsprungen. Das Ganze klingt dann wie ein aufgewühlter Bastard aus der Atmosphäre der Alice Cooper Band, dem Rockfaktor von Deep Purple, der Schwere von Black Sabbath, gepaart mit der Verspieltheit von Uriah Heep, der Luftigkeit der Beatles, sowie dem Größenwahn der guten alten Queen. Verpackt in Songs welche auch Spocks Beard zusammen mit Neal Morse nicht hätten abwechslungsreicher gestalten hätten können.
Bereits der Opener „Gravest show on earth“ ist eine echte Tour de Force. Große Orgelklänge, ein marschierender Auftakt und ausladendes Songwriting bestimmen das Bild. An allen Ecken und Enden knistert und vibriert es. Wo sich Löcher im Sound anschleichen, werden diese mit warmen Mellotrontönen, Streichern und Bläsern gestopft. Sogar ein freakiges Sax-Solo darf mal sein. Verrückt ist Trumpf und ein kleines bisschen Wahnsinn hat dem Gesamtergebnis nicht schadet. Der Hörer gleitet durch Cheat the gallows wie durch ein wildes und sehr buntes Rock-Varieté. Einfach aufwühlend und doch wieder so angenehm. Die einzelnen Songs gestalten sich dabei ziemlich abwechslungsreich. Das einlullende „Money, it’s pure evil“ zeigt beatleske Melodieseligkeit, währende „Race with time“ ein recht straighter, fast glamiger Rocksong ist. „The evils of Rock & Roll“ besitzt dagegen sabbathsche Heavyness und beim abschließenden und überlangen „Counting sheep“ werfen Bigelf noch einmal alles in die Wagschale was groß und fett klingt.
Wer es bis hier geschafft hat, kann sich sicher sein, ein echt starkes und originelles Album gehört zu haben. Zwar klauen Bigelf an allen Ecken und Enden der Rockhistorie, aber das Endergebnis klingt derart charmant und lebendig, dass man den Vieren zu keiner Sekunde böse sein kann. Kein Wunder, dass sogar Dream Theater-Schlagzeugoctopus Mike Portnoy auf die Herren schwört und sie kurzerhand zur eigenen Progressive Nation-Tour einlud. Diese Band verdient aber auch etwas mehr Aufmerksamkeit, denn sie hat einfach das gewisse Etwas.
Mario Karl
Trackliste |
1 | Gravest show on earth | 5:00 |
2 |
Blackball | 7:03 |
3 |
Money, it’s pure evil | 3:18 |
4 |
The evils of Rock & Roll | 6:37 |
5 |
No parachute | 3:43 |
6 |
The game | 5:12 |
7 |
Superstar | 3:47 |
8 |
Race with time | 4:29 |
9 |
Hydra | 6:23 |
10 |
Counting sheep | 11:21 |
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Besetzung |
Damon Fox (Lead vocals, Keyboards)
Ace Mark (Guitars)
Duffy Snowhill (Bass)
Froth (Drums)
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