Henry Threadgill Ensemble
The Other One
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Henry Threadgill wurde 1944 in Chicago geboren. Neben einem Studium am American College of Music der Governor’s State University spielte er zusammen mit Bluesmusikern und arbeitete in Gospelshows. Durch die Zusammenarbeit mit dem experimentell arbeitenden Jazzmusiker Muhal Richard Abrams schloß er sich dem Kreis der Association for the Advancement of Creative Musicians (AACM) an. Fortan konnte man auch Threadgill mit zahlreichen bekannten Musikern der Szene erleben, wie Andrew Cyrille, Pheeroan akLaff oder David Murray, Anthony Braxton und weiteren.
Aber auch als Komponist machte er sich einen Namen, wurde er doch einst von der New York Times auch als einer der bedeutendsten Jazzkomponisten seiner Generation bezeichnet. Ja, und als Komponist und nicht als mitwirkender Musiker tritt er auf dieser Platte auf, The Other One firmiert zwar als Henry Threadgill Ensemble, doch der Protagonist ist hier nur aktiv als Dirigent des zwölfköpfigen Orchesters, oder besser - Ensembles, wie es heißt. Neben Holz- und Blechbläsern gehören der Formation auch Streichinstrumentalisten*innen und ein Perkussionist, der auch für die "electronics" sorgt, dazu.
Das Werk namens "Of Valence" ist in drei "Movements", und das in verschiedene "Sections" unterteilt, dazu zweimal ein "Finale". Nur "Movement II" ist durchgehend in einem Stück. The Other One wurde live eingespielt, am 21.Mai 2022 im Roulette Intermedium in Brooklyn, New York.
Auf den ersten Höreindruck hin wirkt die Musik sehr abstrakt, nicht wirklich "greifbar", innherhalb der "Movements" geschehen teils unvorhersehbare Wendungen, und die Kombination der Instrumente ist darüber hinaus recht ungewöhnlich, passt das doch nicht in gängige Schemata. Aber wohl genau das macht den Reiz dieser Komposition aus, nur bedeutet das auch, dass man sehr aufgeschlossen dem gegenüber sein sollte, für manche Hörer*innen könnte das eine wahre Qual bedeuten.
Die Musik soll von einer Idee von Milford Graves, dem Schlagzeuger/Perkussionisten und Komponisten des Creative Jazz, und Musiktheoretiker, inspiriert worden sein, dementsprechend dankt Threadgill ihm auch, indem er schreibt: "The music in dedicated to the memory of Milford Graves". Graves starb am 12.Februar 2021.
Es lohnt sich, bei Interesse, sich der Vielfalt dieser Komposition zu widmen, wird man doch in eine farbenfrohe und sehr individuell geprägte Welt eintauchen, und jeder Musiker/jede Musikerin sowie jedes einzelne Instrument tragen dazu bei, dass dieser Zyklus ein großartiges Gesamtbild ergibt, dass vom Ideenreichtum und der Tiefe dieser Komposition zeugt. Für Jazzfreunde gibt es zum Beispiel ein sehr gutes Schlagzeugsolo im "Movement I", Track 8, und wer aus der Ecke der klassischen Musik kommt, hier eher die moderne Variante, sollte sich durch den Einsatz der Streicher verwöhnt fühlen, hier empfehle ich, sich zunächst intensiv dem "Movement II" zu widmen.
Wolfgang Giese
Trackliste |
Of Valence
Movement I
1 Sections 1–2 (5:17)
2 Section 3 (1:20)
3 Sections 4–4A (1:52)
4 Sections 5–6 (0:36)
5 Sections 6A–7A (4:42)
6 Sections 8–8A (1:10)
7 Sections 9–11 (1:30)
8 Section 11 Trapset Interlude (3:08)
9 Finale (6:00)
Movement II
10 Movement II (16:24)
Movement III
11 Section 11A (0:33)
12 Sections 12–12B (3:16)
13 Section 12B Violin Interlude (1:23)
14 Section 13 (1:42)
15 Section 14 (4:01)
16 Section 15 (1:17)
17 Section 16 (2:13)
18 Section 17 (2:11)
19 Finale (2:23)
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Besetzung |
Henry Threadgill (conductor)
Alfredo Colón (alto saxophone)
Noah Becker (alto saxophone, clarinet)
Peyton Pleninger (tenor saxophone)
Craig Weinrib (percussion, electronics)
Sara Caswell (violin)
Stephanie Griffin (viola)
Mariel Roberts (cello)
Christopher Hoffman (cello)
Jose Davila (tuba)
David Virelles (piano)
Sara Schoenbeck (bassoon)
Adam Cordero (bassoon)
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