Papandopulo, B. – Terzakis, D. u. a. (Papamattheou-Matschke, D. – Matschke, U.)
Bridges
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Info |
Musikrichtung:
Neue Kammermusik
VÖ: 07.06.2023
(BIS / Klassik Center Kassel / CD / DDD / 2022/ BIS-2563)
Gesamtspielzeit: 75:02
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WANDERER ZWISCHEN DEN WELTEN
„Bridges“, das ist ein Album, das in der Tat musikalische Brückenschläge unternimmt und dabei die Frage nach biographischen und musikalischen Wurzeln, nach Heimat, Identität sowie der Integration unterschiedlicher kultureller Traditionen stellt.
Ein lebendiges Beispiel dafür sind die Interpreten selbst: Die Violinistin Danae Papamattheou-Matschke ist gebürtige Athenerin, die an der Musikhochschule in Hamburg examiniert wurde. Gewissermaßen umgekehrt verlief der Weg ihres Vaters Uwe Matschke. Er ist seit 2001 Klavierprofessor an der Makedonischen Universität von Thessaloniki. „Bridges“ ist ihr gemeinsames Projekt, das auf der wissenschaftlichen Arbeit von Danae Papamattheou-Matschke beruht, die über die Sonate für Violine und Klavier griechischer Diaspora-Komponisten nach 1950 geforscht hat.
Die CD vereinigt einige der Ergebnisse: Werke für Violine und Klavier von vier griechischen Komponisten bzw. Komponisten griechischer Herkunft, die zum Teil wenig bekannt sind und die die eingangs gestellten Fragen auf unterschiedliche Weise beantworten.
So ist Boris Papandopulo (1906-1991) ein gebürtiger Rheinländer, der in Zagreb aufwuchs. Er ist mit dem gefühlvoll elegischen Stück „Meditation“ und einer facettenreichen Sonate für Violine und Klavier vertreten. Beide Stücke verarbeiten die volksmusikalischen Traditionen des westlichen Balkans mit ihren rhythmischen oder auch melodischen Charakteristika in einem erweiterten tonalen Kontext.
Neuromantisch und zugleich in der Tradition der zweiten Wiener Schule steht die verschachtelte Musik von Dinos Constantinides (1929-2021), dessen Sonate für Violine und Klavier auf dieser CD vielleicht am einer westlichen Moderne am nächsten steht – man denkt angesichts der Zwölftonmelodik an Alban Berg.
Ganz anders wieder die Musik des aus Athen stammende 1938 geborene Dimitri Terzakis, wohl der bekannteste der hier vertretenen Künstler. Seine bildkräftige, von Dantes „Divina comoedia“ inspirierte „Sonate infernale“ nutzt unter anderem atmosphärische Mikrointervalle, während es sich bei den „Sprüchen im Wind“ um zehn musikalische Aphorismen handelt, die den beiden Interpreten gewidmet sind.
Schließlich ist da noch Yannis Constantinidis (1903-1984), der unter anderem in Deutschland studierte und sein Geld als Pianist im Kabarett und Kino verdiente, wo er Stummfilme begleitete. Hier ist die Fusion der unterschiedlichen Welten besonders deutlich: griechische Volksmelodien und Tänze werden von ihm in einen Satz integriert, der eher mitteleuropäischen Modellen folgt; dies gilt auch für die Harmonik. Bei der „Suite sur des melodies populaires grecques du Dodecanese“ kommen einem de Falla, Bartok oder auch Stravinskys und ihre Verwendung archischer Volksmelodien in den Sinn.
Mit ihrem wandlungsfähigen und warmen Geigenton und dem farbigen, gerundeten Klavierklang erweisen sich Danae Papamattheou-Matschke und Uwe Matschke als ebenso versierte wie einnehmende Interpreten für dieses spezielle, durchweg hörenswerte Repertoire.
Georg Henkel
Trackliste |
Boris Papandopulo: Sonate für Violine & Klavier; Meditation
Dino Constantinides: Sonate für Violine & Klavier
Dimitri Terzakis: Sonate infernale; Sprüche im Wind
Yannis Constantinidis: Suite sur des melodies populaires grecques du Dodecanese |
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Besetzung |
Danae Papamattheou-Matschke, Violine
Uwe Matschke, Klavier
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