Aerosmith

Greatest Hits


Info
Musikrichtung: Hard Rock / Classic Rock

VÖ: 18.08.2023

(Capitol / Universal)

Gesamtspielzeit: 183:17

Internet:

http://www.aerosmith.com


53 Jahre Bandgeschichte, 150 Millionen verkaufte Tonträger und 15 Studio-Alben machen Aerosmith zu einem ganz großen Fisch im Karpfenteich. Schlicht Greatest Hits genannt, wird nun in unterschiedlichen Formaten auf die Geschichte der 1970 in Boston gegründeten Band zurückgeblickt und vor allem gehört.

Mir liegt die 3-CD-Version vor, die in gut drei Stunden 44 Titel präsentiert, die überwiegend so auf den Alben gestanden haben. Vereinzelt gibt es Single-, Radio-, oder Live-Versionen. Das 16-seitige Booklet ist eine Enttäuschung. Die erste Hälfte ist eine Fotostrecke. Danach kommt das Line Up, eine Tracklist mit ausführlichen Credits zu jedem einzelnen Titel und allgemeine Credits. Bei dem umfassenden Ansatz wären Liner Notes ein Muss gewesen.

Überraschend bei einer so langlebigen Band ist die Angabe eines Line Ups (mit Foto) im Booklet. Aber Aerosmith haben in 53 Jahren kaum Besetzungswechsel gehabt. Es gibt den Gründungs-Gitarristen Ray Tabano, der die Band aber bereits vor dem Debüt-Album verlassen hat. Ansonsten gibt es nur Ende der 70er / Anfang der 80er Jahre kleinere Verwerfungen. Die Gitarristen Joe Perry und Brad Whitford verließen die Band kurzfristig, um dann zurückzukehren. So spielte Jimmy Crespo statt Perry auf Night in the Ruts und Rock in a hard Place die Lead Gitarre und Rick Dufay ersetzte auf Rock in a hard Place Whitford an der Rhythmus-Gitarre. Im Unterschied zu allen anderen Alben zwischen 1970 und 2001 sind diese beide Alben auf Greatest Hits deshalb(?) nicht vertreten.

Auch die beiden jüngsten Alben fehlen. Bei Honkin‘ on Bobo könnte es daran liegen, dass es 2004 ein reines Cover-Album war. Music from another Dimension (2011) war aber ein reguläres Album. Liner Notes, die uns das hätten erklären können, gibt es – wie gesagt – nicht.

Musikalisch ist das Ganze natürlich eine prall gefüllte Klassiker-Box, die, da chronologisch vorgehend, die Entwicklung der legendären Band von der rauen Rockband über die Stadion- bis hin zur Mainstream-Band gut nachvollziehen lässt.

In den frühen Jahren gibt es zeitlose Klassiker, wie „Mama Kin, „Same old Song and Dance“ und vor allem „Train kept a-rollin‘“ von Tiny Bradshaw (1951), das 1965 bereits von den Yardbirds gecovert wurde.

Dann rockt es deutlicher mit „Let the Music do the Talking“, „Back in the Saddle”, der Original Version von „Walk this Way” und dem fast psychedelischen „Sweet Emotion”.

Einige Songs auf dieser Greatest Hits-Sammlung sind ursprünglich gar nicht auf Aerosmith-Alben erschienen. Prominentestes Beispiel ist die Neuaufnahme von „Walk this Way“. Rick Rubin, Produzent des dritten Run-D.M.C.-Albums Raising Hell, hatte angeregt, das Stück gemeinsam von beiden Bands noch einmal aufzunehmen. Damit kamen die Boston-Boys auch in Deutschland aus der zweiten Reihe heraus. Mit Nachfolgern wie „Dude (looks like a Lady)“, „Rag Doll“ oder „Love in an Elevator” wurden Aerosmith zu Mega-Stars.

Auf der dritten CD gibt es dann noch mal richtig fette Power mit „Eat the Rich“ oder dem teilweise fast progressiven „Get a Grip“, aber die Balladen-Dichte steigt merklich, nachdem die Single „Cryin‘ weltweit hoch chartete, Aerosmiths „Wind of Change“ sozusagen.

Von daher ist der letzte Titel besonders interessant. „Just push play“ rockt und groovt wieder deutlich stärker. Die Band bekennt sich klar zu den Vor-Balladen-Jahren. „Walk this Way“ wird nicht nur musikalisch, sondern auch textlich zitiert.

Was dem Album – außer Liner Notes - fehlt, um es zu einem echten Best of-Album zu machen, wird bei „Rag Doll“, der – leider – einzigen Live-Version, deutlich. Aerosmith fangen erst richtig an zu leben, wenn sie auf der Bühne stehen. Insbesondere für die 70er (und 80er) Jahre ist man mit Live-Alben, die auch später aufgenommen sein können, (noch) besser bedient.



Norbert von Fransecky



Trackliste
CD 1
1 Mama Kin (4:27)
2 Dream on (4:26)
3 Lord of the Thighs (4:18)
4 Same old Song and Dance (Single Version) (3:05)
5 Train kept a-rollin' (5:35)
6 S.O.S. (too bad) (2:53)
7 Seasons of Wither (5:05)
8 Walk this Way (3:42)
9 Big ten Inch Record (2:16)
10 Adam's Apple (4:33)
11 Sweet Emotion (4:35)
12 Toys in the Attic (3:07)
13 Combination (3:42)
14 Nobody's Fault (4:22)
15 Home tonight (3:17)

CD 2
1 Back in the Saddle (4:41)
2 Last Child (3:28)
3 Bright Light Fright (2:19)
4 Draw the Line (Original Album Version) (3:25)
5 Kings and Queens (Single Version) (3:50)
6 Let the Music do the Talking (3:46)
7 Walk this Way (with Run DMC) (5:11
8 Hangman Jury (5:34)
9 Dude (looks like a Lady) (4:21)
10 Rag Doll (live) (4:14)
11 Angel (Single Version) (4:06)
12 Monkey on my Back (3:59)
13 What it takes (Chr Single Edit) (4:08)
14 Water Song / Janie's got a Gun (5:33)
15 Going down / Love in an Elevator (5:40)

CD 3
1 The other Side (4:06)
2 Livin' on the Edge (Chr Edit) (5:41)
3 Amazing (Chr Single Edit) (4:15)
4 Get a Grip (4:01)
5 Cryin' (5:10)
6 Eat the Rich (4:14)
7 Crazy (Radio Edit) (4:07)
8 Falling in Love (is hard on the Knees) (3:29)
9 Pink (3:57)
10 Nine Lives (4:05)
11 I don't want to miss a Thing (5:00)
12 Jaded (3:36)
13 We all fall down (5:15)
14 Just push Play (Radio Remix) (3:12)
Besetzung

Steven Tyler (Lead Voc, Mundharmonika, Perc, Flöte, Piano)
Joe Perry (Git, Back Voc)
Brad Whitford (Git)
Tom Hamilton (B)
Joey Kramer (Dr)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>