Verdi, G. / Tschaikowsky, P. I. (Streichquartett der Staatskapelle Berlin)

Streichquartette


Info
Musikrichtung: Romantik

VÖ: 02.09.2022

(Linn / Outhere / Note 1 / CD / 2020 / Artikelnr. CKD 697)

Gesamtspielzeit: 58:11

Internet:

Streichquartett der Staatskapelle Berlin



GELEGENHEIT GENUTZT

Was macht man als großer Opernkomponist, wenn sich die Premiere des neuen Bühnen-Schlachtrosses verschiebt? Man widmet sich so lange mal eben der kleinen Form. Insofern kann die Nachwelt dankbar sein, dass die Kostüme und Requisiten für die Uraufführung vonb Verdis "Aida" monatelang in Frankreich feststeckten und so den Zeitplan für die Uraufführung in Kairo durcheinanderwirbelten. Denn nur deshalb kommen wir heute in den Genuß von Verdis einzigem Beitrag zur Gattung Streichquartett. Und dass die sich durchaus sehen bzw. hören lassen kann, zeigt das Streichquartett der Staatskapelle, bestehend aus den vier Stimmführer:innen in jenem Orchester, hier exemplarisch. Gewisse Aida-Anklänge sind natürlich nicht zufällig, aber Verdi zeigt sich als Kammermusiker durchaus wandlungsfähiger und komplexer als in manchem Instrumentalpart seiner Opern. Gerade der Kopfsatz hat expressive Kraft, das Andantino maximalen Charme und das vergleichsweise modern anmutende Finale wartet mit kontrapunktischer Raffinesse und Verwobenheit auf, wie wir sie sonst allenfalls aus "Falstaff" kennen. Hier zupackend und von glutvoller Unruhe durchzogen interpretiert.

Tschaikowsky hat sich neben seinen im Fokus der Aufmerksamkeit stehenden Symphonien wesentlich regelmäßiger als Verdi auch kammermusikalisch hervorgetan. Eine der schönsten Früchte ist dabei gleich sein erstes Streichquartett, das 1871 entstand. Auch hier musiziert das Ensemble mit schöner dynamischer Spannbreite und deutlichem Espressivo, das durchaus einige Schärfe hat, aber dank sensibler Sanglichkeit an anderer Stelle sein sinnvoll austariertes Gegengewicht erhält.

Puccinis "Crisantemi" dürfte den meisten eher in der Orchesterfassung vertraut sein, die dem Stück schnell einen süßlich-sentimentalen Hautgout verleiht. Wie herrlich es mit seinen beiden Melodielinien eigentlich gearbeitet ist, lässt sich in der ursprünglichen Version für Streichquartett wesentlich besser erleben - hier in großer Ruhe mit dunkler Grundierung als zerbrechlich-zarter Schlusspunkt der CD musiziert.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-4 Verdi: Streichquartett e-moll
5-8 Tschaikowsky: Streichquartett Nr. 1 D-Dur, op. 11
9 Puccini: Crisantemi
Besetzung

Streiochquartett der Staatskapelle Berlin
Wolfram Brandl, Krzysztof Specjal: Violine
Yulia Deyneka: Viola
Claudius Popp: Cello


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