Tokyo Blade
Dark Revolution
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Als Musik-Junkie finde ich es super, dass die Schreiberlinge von MAS nicht nur aktuelle Releases besprechen, sondern dem Leser immer wieder Platten von Irgendwann nahebringen, weil sie ihnen etwas bedeuten – oder einfach, weil sie auf genau diese Scheibe gerade Bock haben und andere an dem Genuss teilhaben lassen wollen.
Deshalb an dieser Stelle ein großes Dankeschön und ein Riesenkompliment an den Kollegen Roland Ludwig. Sein phantastisches Review des ebenso phantastischen Debüts von Tokyo Blade hat mich geradewegs ins Jahr 1984 zurückgebeamt, als ich erstmals mit ihrem wenige Monate zuvor veröffentlichten selbstbetitelten Debüt in Berührung kam. Damals – die Älteren erinnern sich – haben wir uns gegenseitig LPs auf Leercassetten überspielt und die dann in der Schule mit einem Eifer getauscht, dass jeder Dealer vor Neid erblasst wäre. Die andere Seite meines Tapes zierten übrigens die Franzosen H Bomb mit ihrem mindestens genauso glänzenden Erstling Attaque. Die emotionale Bindung, die man durch die Musik zu den Musikern aufbaute, hält ein Leben lang. So etwas ist heute in dieser Intensität gar nicht mehr möglich, wenn es überhaupt passiert. Herrliche Zeiten waren das, gerade weil nicht alles sofort und für lau verfügbar war!
Überdies hat mich Rolands Fleißarbeit dazu angeregt, mir nach Jahren mal wieder die ersten drei und direkt im Anschluss die letzten beiden Outputs der Briten zu Gemüte zu führen. Tja, was soll ich sagen? Beide haben mir so gut gefallen, dass ich, nachdem ich den Vorgänger Unbroken bereits aus irgendeinem Grund bis vor ein paar Tagen übersehen habe, unseren Lesern zumindest das aktuelle Werk Dark Revolution ans Herz legen möchte.
Ganz offensichtlich ist es Tokyo Blade gelungen, die Power ihrer Comeback-Scheibe über die letzten zwei Jahre aufrechtzuerhalten. Dark Revolution ist wieder balladenfrei, das Quintett erneut bevorzugt im flotten Midtempo unterwegs. Gitarrenfans hat diese Platte noch eine ganze Ecke mehr zu bieten, ist aber weniger abwechslungsreich. Anklänge an Diamond Head sucht man diesmal vergebens. Das Tempo wird zwar immer wieder kurz gedrosselt, aber mein Gesamteindruck ist, dass Tokyo Blade dem Hörer auf Dark Revolution zwar ein paar Momente, aber keine Atempause im eigentlichen Sinne gönnen. Deshalb gefällt einem je nach Stimmung mal Unbroken, mal der neue, zehnte Longplayer besser.
Trotz einer gewissen Gleichförmigkeit – weshalb ich keinen der 11 Songs herausheben möchte – sehe ich beide Alben qualitativ auf einem Level. Deshalb gilt meine Empfehlung an dieser Stelle ausdrücklich für Dark Revolution und für Unbroken gleichermaßen!
P.S.: Im Deaf Forever wurde der Sound sehr harsch kritisiert („unhörbar“). Was die Gitarren betrifft, kann ich das nicht nachvollziehen. Die Drums von Steve Pierce jedoch gehen tatsächlich noch mehr unter als auf der letzten Platte und klingen wirklich beschissen. Das ist mir zuletzt bei A Conspiracy Of Stars von UFO untergekommen. Aber selbst als Schlagzeug-Fan ist mir erst durch dieses Review überhaupt aufgefallen, dass Tokyo Blade noch nie den besten Drumsound der Welt hatten. Hat mich seltsamerweise nie gestört und tut es auch jetzt nicht. Im Gegenteil: Ich ziehe mir Dark Revolution jetzt noch mal in voller Lautstärke rein!
Michael Schübeler
Trackliste |
1 | Story Of A Nobody | 5:08 |
2 | Burning Rain | 5:56 |
3 | Dark Revolution | 5:07 |
4 | The Fastest Gun In Town | 4:16 |
5 | Truth Is A Hunter | 4:51 |
6 | Crack In The Glass | 5:04 |
7 | Perfect Enemy | 5:09 |
8 | See You Down In Hell | 4:46 |
9 | The Lights Of Soho | 4:34 |
10 | Not Lay Down And Die | 5:28 |
11 | Voices Of The Damned | 5:26 |
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Besetzung |
Alan Marsh (Vocals)
Andy Boulton (Guitars)
John Wiggins (Guitars)
Andy Wrighton (Bass)
Steve Pierce (Drums)
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