Johannes Zetterberg - ein sympathischer junger schwedischer Bassist, Keyboarder und Komponist
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Johannes Zetterberg ist ein junger schwedischer Bassist, Keyboarder und Komponist, der mit Painter`s Portrait ein tolles zweites Album veröffentlicht hat. Um mehr über diesen sympathischen Musiker zu erfahren, musste ein kleines Interview her.
Hallo Johannes, würdest Du etwas über Dich un Deine musikalische Karriere erzählen, da man Dich in Deutschland kaum kennt?
Hi Ingo, natürlich! Ich bin ein 25 Jahre alter Bassist aus Stockhol, Schweden. Ich stamme aus einer musikalischen Familie (meine Eltern sind beide klassische Sänger und mein Vater spielt auch Klavier), so gab es bei uns zuhause immer Musik. Der Grund, weshalb ich gerade den Bass als Instrument wählte war, dass ich, einer meiner Brüder und ein Freund gemeinsam eine Band gründen wollten und da mein Bruder Schlagzeug spielt und mein Freund Gitarre hatte ich nicht mehr viele Auswahlmöglichkeiten, haha. Nachdem ich angefangen hatte das Instrument zu spielen habe ich mich dennoch in das Basspiel verliebt und der Rest – wie man so schöne sagt – ist Geschichte.
Neben meinem Soloprojekt habe ich in den letzten Jahren vor allem als Studiomusiker gearbeitet. Ich habe 2005 eine zeitlang mit Alexander Schöld (den man wahrscheinlich vor allem von seiner Teilnahme am ‚Melodifestivalen‘, der schwedischen Vorausscheidung zum Eurovision Song Contest, kennt) gearbeitet und 2006 mit Nathalie Schmeikal, die bei ‚Swedish Idol‘ (das schwedische DSDS) teilgenommen hat. Ich war auch einige Jahre Mitglied bei Split Vision, eine Westcoast / AOR Band die ich gemeinsam mit Aron Mellergårdh, Erik Linder, Arvid Svenungsson, Jonah Nilsson und Leonard Malm gegründet habe (alle haben mir auch auf die ein oder andere Weise bei meinen Soloalben geholfen). Wir haben mit unserem selbst betitelten Demo für einigen Wirbel unter der Westcoast / AOR- Gemeinde gesorgt und wir haben mit Tommy Denander (der bekannte Gitarrist, Songwriter und Produzent in diesem Genre) Vorgespräche geführt, damit er unser Debütalbum produziert. Leider sind wir über dieses Stadium nie hinaus gekommen.
Ist Musik dein Beruf? Hast Du Musik studiert oder hast Du Dir alles selbst beigebracht?
Ja, Musik ist mein Beruf. Wenn ich nicht mit meinem Soloprojekt beschäftigt bin gebe ich Bassunterricht und spiele Aufnahmesessions für die Projekte anderer Leute.
In den ersten Jahren hatte ich keinen Unterricht aber später habe ich ‚Södra Latin’s Musikschule‘ in Stockholm besucht. Diese Hochschuljahre habe eine große Rolle für mich gespielt, um mich als Musiker weiter zu entwickeln. Ich hatte dort einige großartige Lehrer die mir ein tieferes Verständnis für die musikalische Formung gaben. Sie haben alles abgedeckt, von Musiktheroie bis dahin, wie man verschiedene Stile angeht oder verschiedene Spielkonzepte etc. Daneben war es ein sehr kreatives Umfeld in dem man sich bewegt. Ich hatte fantastiasche Musiker als Klassenkameraden, es gab ständig irgendwelche Proben und spontane Jam-Sessions und jeder hat den anderen angestachelt, das Beste aus sich herauszuholen. Zu der Zeit bin ich auch so richtig in das Jazz- / Fusion-Genre hineingewachsen, es war also eine wirklich eine entscheidende Zeit für mein musikalisches Erwachsen-Werden.
Wie sind die bisherigen Reaktionen auf Painter’s Portrait (ich denke, es ist eine fantastische Platte) ? Bis Du mit diesen Reaktionen zufrieden?
Bisher habe ich nur positive Rückmeldungen bekommen. Die Platte wurde sehr gut aufgenommen, was ja schon etwas ist. Ich bin darüber sehr glücklich und dankbar. Es tut immer gut zu wissen, dass andere Menschen Deine Musik mögen in die Du viel Zeit, Geld und harte Arbeit hinein gesteckt hast.
Wirs Du in Deutschland auf Tour gehen, um Painter’s Portrait zu promoten? Hast Du eine Tourband? Wenn ja, wer sind die Mitglieder?
Momentan gibt es keine solchen Pläne, aber ich denke gerade jetzt darüber nach. Vielleicht wird es gegen Ende des Jahres passiern. Ich würde natürlich sehr gerne öfter mit meiner Musik live auftreten. Ich habe keine wirkliche Tourband. Wer in der Band ist hängt einfach davon ab, wer gerade Zeit hat, da alle mit ihren eigenen Projekten beschäftigt sind. Als ich zu meiner ersten Platte Luna Nueva getourt bin (auf Youtube gibt es einige Aufnahmen davon) bestand die Band aus Aron Mellergårdh (Drums), Erik Linder (Gitarre) und Jens Filipsson (Alt-Saxophon)
Ist es schwierig, die Musik der CD in einen Live-Kontext zu übertragen, da Du ja mit vielen verschiedenen Leuten aufgenommen hast?
Nein, eigentlich nicht wirklich. Alle diese Jungs mit denen ich glücklicherweise zusammen arbeiten darf sind solche Profis – ob im Studio oder im Konzert – so dass sie ohne Probleme das spielen können, was der Song benötigt und mit der Hilfe von Backing Tracks können wir auch die aufwendigeren Arrangements spielen. Je nachdem wer gerade in der Band spielt (ich habe ja keine feste Band), können die Arrangements auch leicht verändert werden, damit sie auch in einem kleineren Setting funktionieren, aber in der Regel gibt es überhaupt keine Probleme damit.
Wie bist Du in Kontakt mit alle diesen großartigen Musikern wie Steve Wingart, Bob Mintzer oder Jason Rebello und all diesen tollen schwedischen Musikern gekommen?
Steve Weingart und ich hatten schon vor meinem Debütalbum Luna Nueva, auf dem er hätte spielen sollen, gemeinsamen e-mail Kontakt. Er musst dann leider absagen, weil er mit Simon Phillips (u.a. Toto) auf Tour ging und wir haben dann vereinbart, dass er einfach auf der nächsten Platte mitspielt. Als es dann daran ging, die Songs für Painter’s Portrait zusammen zu stellen, habe ich dann einen speziell für ihn geschrieben. Das wurde dann der Song “Up For Grabs“. Jason Rebello war schon als Special Guest auf meinem ersten Album. Er ist einer meiner absoluten Liebelingspianisten und da war es einfach logisch, ihn wieder einzubauen. Bob Mintezr und Brandon Fields habe ich einfach per e-mail kontaktiert und sie haben glücklicherweise beide zugesagt als ich sie fragte, ob sie auf der Platte spielen würden.
Was die schwedischen Musiker angeht - die habe ich fast alle während meiner Zeit auf der ‚Södra Latin‘ kennengelernt. Die, die ich nicht von dort her kenne, wurden mit über die Jahre durch Freunde und Bekannte vorgestellt. Alle sind sie unglaublich talentierte Jungs und ihre Mitarbeit hat dazu beigetragen, die Musik auf ein höheres Level zu bringen. Ich kann ihnen gar nicht genug danken!
Johannes, Du bist ja der Kopf hinter Painter’s Portrait. Du hast alle Stücke darauf geschrieben und arrangiert. Wie wichtig war der Einfluss der anderen Spieler? Waren sie einfach die Spieler Deiner Musik, oder haben sie auch ihre Ideen in die Arrangements und den Sound von Painter’s Portrait einbringen können, da ja jeder von ihnen selbst ein großartiger Musiker ist?
Nun, als ich mit dem Schreiben begann hatte ich schon entschieden, welcher Musiker bei welchem Song spielen sollte. So gab es von Beginn an schon beim Schreiben und Arrangieren einen großen Einfluss. Als es ans Aufnehmen ging hatte ich schon eine ziemlich genaue Vorstellung, wie es klingen sollte, so waren sie damit ‚nur‘ die Spieler der Musik. Dennoch, auch wenn ich das jetzt so gesagt habe, habe ich doch von Anfang an sichergestellt, dass es auch Raum für ihre Interpretationen gibt und die Freiheit, dass sie auch ihre eigenen Ideen in die Arrangements einbringen könne. Das war ja der Grund, welhalb ich sie bei den Aufnahmen dabei haben wollte, damit sie ihren eigenen Geschmack und Stil in die Musik einbringen können.
Wie komponierst Du? Hast Du ausgeschriebene Arrangements und Noten oder gibt es auch Jam-Sessions?
Die meiste Zeit komponiere ich am Piano. Ich verwende kaum Jam-Sessions zum Schreiben von Musik. Normalerweise funktioniert es so, dass ich ein Grundgerüst des Songs schreibe – ein Groove, Akkorde und Melodie (nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge). Der Rest des Arrangements hängt dann davon ab, was für ein Song es ist und was er benötigt. “Up For Grabs“ ist zum Beispiel einer diese Songs, der etwas lockerer ist und mehr ein Jam-Feeling aufweist. Bei diesem Song habe ich jedem nur ein Leadsheet mit den Grundakkorden und der Melodie gegeben und der Rest lag an den einzelnen Spielern. Ich bin aber eher der Kontroll-Freak, so dass ich normalerweise die Arrangements mehr oder weniger schon ausgearbeitet habe.
Du spielst einen feinen Fusion Sound. Wie würdest Du die Musik selbst beschreiben?
Wenn ich sie in wenigen Worten beschreiben müsste, würde ich sie wohl Westcoast-beeinflussten Jazz/Fusion nennen (in der Art von Dave Weckl, Yellowjackets, Karizma und Konsorten). Aber eigentlich iste es ein großer Schmelztigel von allem, was mich über die Jahre beeinflusst hat – von Jazz, Klassik und R’n’B bis hin zu Pop, Rock, Metal und alles was so dazwischen liegt. Ich denke, diese Beschreibung ist ein wenig zu diffus, haha!
Was sind Deine Haupteinflüsse?
Mann, es ist wirklich schwer da nur ein paar herauszugreifen, aber ich würde definitiv sagen, dass Dave Weckl, Chich Corea & The Yellowjackets für mich eine große Inspiration waren und sind (wohl der offensichtlichste Einfluss in meiner Musik). Als Bassist sind meine größten Vorbilder Anthony Jackson, Jimmy Johnson, Gary Willis, John Patitucci und Tom Kennedy. Alle haben meine Sicht auf das Instrument auf die ein oder andere Weise verändert. Ich muss auch noch spezeill Pat Metheny, Michael Brecker und Kenny Kirkland nennen. Seit ich diese Leute das erste Mal gehört hatte war ich von deren unglaublichen Musikalität und ihren spielerischen Fähigkeiten die sie besitzen (oder besaßen) beeindruckt. Aber diese Liste könnte natürlich immer weitergehen…
Wie sieht es mit Deinem Equipment aus. Verwendest Du verschieden Bässe oder benutzt Du ein Hauptinstrument? Welchen Amp verwendest Du?
Momentan spiele ich einen Yamahe TRB6II (ein bundierter 6-Saiter) und einen Neuser (frettless 6-Saiter), der für mich angefertigt wurde. Daneben spiele ich noch einen 7-saitigen Conklin Bass bei “Just A Thought (Interlude)“ vom neuen album. Ich bin Endorser von EBS und verwende ihren TD650 Amp gemeinsam mit einer NeoLine 410 Lautsprecher-Box.
Du spielt ja auch Keyboard. Ist es für Dich schwierig zwischen den Instrumenten zu wechseln?
Nein, gar nicht. Wenn überhaupt, dann hat es mein Spiel und das Verständiss des Basses verbessert – und umgekehrt!
Du hast die Platte selbst produzeirt und in verschiedenen Studios aufgenomen. War es schwierig diesen durchgehenden und groaßartigen Sound zu bekommen? Wie wichtig war dabei die Hilfe der Toningenieure und speziell von Karl Persson, der die CD gemischt und gemastert hat?
Da ich die die grundlegenden Keyboard Tracks aller Songs selbst aufgenommen habe (mit einem Yamaha S90), hatte ich einen recht kohärenten Sound, von dem aus man einfacher weiter arbeiten konnte und der ein gutes Fundament abgab. Beim Mischen und Mastern passiert oft sehr viel Magisches und Karl Persson (ein weiterer Kumpel von den ‚Södra Latin‘ Jahren) spielte dabei einen unschätzbaren Part, damit die Platte so gut klingt, wie sie es jetzt tut. Er machte schon einen tollen Job beim Mischen und Masten von Luna Nueva und so zögerte ich keine Sekunde, ihn bei dieser Platte wieder anzuheuern. Neben seinen unglaublichen Fahigkeiten bei der Produktion ist er ein großartiger Schlagzeuger und daher habe ich ich dazu gebracht für “For What It’s Worth“ die Schlagzeugspur in einem Carlos Vega Style einzugpielen. Das lohnt sich absolut wenn man ein Fan von Carlos‘ Schlagzeugspiel ist.
Spielst Du noch in anderen Bands und Projekten?
Momentan nicht. Dennoch habe ich gerade eine Bass-Session für ein Album beendet, das später in diesem Jahr vom amerikanischen Trompetenspieler Peter Fernandes veröffentlicht wird. Andere Spieler auf diesem Album sind u.a. Dave Weckl, Ric Fierabracci und Erik Linder, so dass es für Jazz-/Fusion-Fans sicherlich ein interessantes Album sein wird.
Möchtest Du unseren Lesern noch etwas mitteilen?
Ich möchte einfach Danke sagen für das Lesen und das Interesse an mir und meiner Musik. Ich schätze das sehr. Wenn Ihr mehr über mich herausfinden möchtet, lade ich Euch ein meine Webseite www.johanneszetterberg.com zu besuchen. Dort kann man Songs des Albums anhören, alle aktuellen Infos erhalten, wo man meine Musik kaufen kann und vieles mehr. Nochmals vielen Dank an alle!
Ingo Andruschkewitsch
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