Dampfmaschine: Rock’n’Roll fordert Opfer!
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DAMPFMASCHINE hauen mit ihrem zweiten Album Bete zur Maschine ganz schön aufs Mett. Selten hört man Rockmusik, die so knackig auf den Punkt gespielt um die Ecke schiebt. Vollgas, ständig unter Dampf - dieses Image verkörpert die Band und genauso klingt dann auch konsequenterweise ihre Musik: kompromisslos und voll auf die Kauleiste! In 35 Minuten hat das Quintett, das zwischendurch als Good Witch of the South durch die Welt tingelte und zwei englischsprachige Alben veröffentlichte, alles gesagt, was es zu sagen gibt. Bis die elf zu hörenden Songs allerdings auf das Plastik gebannt werden konnten, musste man ein paar Opfer bringen und Hürden überwinden. Was es dazu zu sagen gibt, erfahren wir von Sänger Siggy Rock im folgenden (kurzen) Interview. Dabei sind seine Antworten genauso schnörkellos auf den Punkt gebracht, wie die Mucke seiner Band. Was anderes hatte man auch gar nicht erwartet. Da bleibt nur noch, viel Spaß beim Lesen zu wünschen!
Bring doch mal die Essenz, um was bei der Band geht kurz und prägnant auf den Punkt, bitte.
Wegrocken und wenn das nichts wird, dann wenigstens Mitrocken.
Zuerst Dampfmaschine, dann Good Witch of the South und jetzt wieder Dampfmaschine - wieso, weshalb, warum, seid ihr jetzt wieder eine neue Band oder doch die (ur-)alte?
Wir sind eine andere Dampfmaschine als wir früher waren und dann auch noch mal anders als Good Witch und auch nicht Good Witch mit deutschen Texten, wobei wir vielleicht doch noch am ehesten Good Witch mit deutschen Texten, als denn Dampfmaschine früher mit grauen Haaren heute sind. So, jetzt verstanden? Nein? Ich weiß jetzt grad auch nicht mehr wer ich bin - aber das Gefühl kenn ich dann doch wieder irgendwo her… Nächste Frage!
Die alte Frage nach den musikalischen Einflüssen ist ja per se immer recht langweilig. Aber trotzdem frage ich Dich jetzt, ob man sich beim Sound der Dampfmaschine an gewissen Eckpunkten orientiert hat, wie es denn so klingen soll?
Das Ganze geht bei der Wahl der Waffen los: Johnny mit SG und Orange, ansonsten nackt. Hase Les Paul jr. bzw. Telecaster, Sunn Amp und coole Box. Rave Paulsen Fender Jazz Bass, die kurze Version, Matamp Amp und Boxen.
In Vorfeld zum neuen Album scheint euch ein wenig das Pech an den Hack zu kleben. Zuerst säbelt sich Gitarrist Daniel den Ringfinger der Greifhand ab, dann bricht sich euer Bassist die Schulter. Da kann man wohl nur irgendwann denken, einen Sinn wird’s schon haben, wenn auch nur zusätzliche Wut fürs Songwriting.
Und dann haben wir noch ’ne Bandscheibe flicken müssen. Rock’n’Roll fordert Opfer!
Thema Texte: Die sind auf Bete zur Maschine meist ziemlich direkt, teilweise mit Message, dann auch wieder eher, nun ja, „dadaistisch“ wie beim Titeltrack. Was macht einen Text für Dich aus, damit er einen Dampfmaschinen-Song zieren darf?
Da geht einiges… Es muss vor allem die Atmosphäre stimmen.
Das Vorgängeralbum I love my body wurde komplett an einem Stück mit sämtlichen Fehlern und Störgeräuschen aufgenommen. Bete zur Maschine unterscheidet sich dazu ganz erheblich. Welches Konzept liegt dieses Mal zugrunde?
Das Gegenteil von I love my body zu machen. Eben mehr als nur einen halben Tag im Studio zu bleiben. Da haben wir erst einmal drei Tage lang gegrillt und Bier getrunken. Als wir eines Morgens im Schnitzelparadies aufwachten und allen klar wurde: So können wir nicht weitermachen, sonst wird die Platte nie fertig. Dann ging’s los.
Wieder einmal habt ihr mit Klaus Grabke zusammen gearbeitet. Inwiefern beeinflusste er den Sound des Albums - oder ist eher Toningenieur anstatt Produzent für die Band?
Ja, eher Toningenieur - aber das ist ja viel. Die Platte genauso eingespielt klingt ja in jedem Studio der Welt anders. Claus hat aber was die Songs angeht keine wirkliche Meinung, glaub ich. Klingt doof, aber ich glaube er sagt sich auch: „Lass die Spinner mal machen - wenn Sie meinen!“
Was hat es denn mit dem Cover auf sich? Das darauf zu sehende Gerät schaut ja ganz schön martialisch und gruselig aus! Wer hat es entworfen?
Mille von SuperStupidBros aus Berlin. Supercharmanter Wahnsinn.
Diskografie | als Good Witch of the South:
Turn (2002)
Nuclear (2005)
als Dampfmaschine:
I love my body (2008)
Bete zur Maschine (2011) |
| Zu jeder gescheiten Band gehört auch ein Fanclub. Als Pendant zur Turbojugend gibt’s bei euch die Dampfjugend. Eine nett gemeinte Hommage an das kultische Following von Turbonegro mit ähnlichen Auswüchsen oder was steckt dahinter?
Tja, das sollte wohl mal ein Gag sein. Entstanden ist das irgendwo in Thüringen. Mehr kann ich da nicht zu sagen. Aber kultisches Following klingt irgendwie gefährlich. Find ich gut!
Großes Ärzte-Open Air oder Kellerklub - geht man als solch energiegeladene Band anders heran oder ist das komplett egal, da immer 100 % Dampf?
Es bleibt immer wieder anders! Immer wieder Bumm!
Apropos Energie: Wo nimmt man denn selbige her um ständig so Gas geben zu können wie ihr?
Woher nehmen die Hamburger Schule-Jungs die ganzen Tränen? Jeder so wie er kann und muss! Wir machen nur das was wir können und müssen - nix mehr.
Seit ungefähr 16 Jahren gibt es die Band jetzt schon. Wartet man da noch irgendwie auf einen Durchbruch oder nimmt man das einfach so hin und zieht einfach sein Ding rein aus Jux und Tollerei weiter durch?
Wir brechen schon nicht durch. Warten hasse ich. Ich hab nicht das Gefühl, dass wir in irgendeiner Schlange stehen und da kommt einer und sagt: „So Siggy, Du bist jetzt dran. Hier Dein Scheck über die Millionen und jetzt ab dafür!“
So, und jetzt am Ende ist wäre noch der Platz für die ultimative Rock’n’Roll-Weisheit!
„Liege schon am Pool, kommt vorbei, bin nackt!“ Ach ne, das das war jetzt eine klassische Rock’n’Roll-SMS...
Mario Karl
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