Händel, G. F. / Gluck, Chr. W. (Mariño)
Care pupille
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Info |
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 01.05.2020
(Orfeo / Naxos / CD / 2019 / Best. Nr. C998201)
Gesamtspielzeit: 71:36
Internet:
Samuel Mariño
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ALLES AUSSER GEWÖHNLICH
Immer, wenn man in seinem Rezensentenleben glaubt, dass es nichts wirklich Neues mehr unter der Sonne gibt, kommt doch noch eine veritable Überraschung daher. Diesmal in Gestalt des 26jährigen Venezolaners Samuel Mariño, der zwar schon 2017 mit dem Publikumspreis beim Wettbewerb „Neue Stimmen“ reüssierte, auf dessen Debütalbum wir aber gleichwohl bis 2020 warten mussten. Das Verblüffende liegt nun keineswegs darin, dass ein männlicher Sänger das Sopranfach versieht. Denn wenngleich die meisten Countertenöre eher in Alt- oder Mezzosopran-Lage agieren, gab es auch dieses Phänomen schon. Man denke etwa an das frühe Solo-Album von Max Emanuel Cencic (Philips, 1990) oder die Bononcini-CD von Radu Marian (Arcana, 2004).
Doch Mariños Stimme ist von anderer Färbung. Dies verdankt sich physiologisch einer Laune der Natur, nämlich dem komplett ausgebliebenen Stimmbruch. Dadurch rückt seine Tongebung in größtmögliche Nähe zu jener der Kastraten, für die das einschlägige Barockrepertoire einst konzipiert wurde. Wenn man die Arien Händels und Glucks auf diese Weise nun erstmals zu hören bekommt, stellt sich ein ungeheurer Aha-Effekt ein: Das war es also, was die Damen im Publikum damals reihenweise in Ohnmacht und die Kritiker ins verzückte Schwärmen geraten ließ. Ein geradezu unirdischer Gesang, jenseits aller Wahrscheinlichkeit und aller binären Geschlechtervorstellungen, dem eine gewisse Künstlichkeit anhaftet, welche gepaart mit der notwendigen Kunstfertigkeit nicht zufällig in den höchsten Höhen alle Erdenschwere überwindet oder zumindest sublimiert.
Und dass er über jene Kunstfertigkeit verfügt, stellt Samuel Mariño hier eindrücklich unter Beweis. Die Auswahl der Stücke lässt einerseits genug Raum für staunenmachende Stimmakrobatik und Koloraturen, andererseits aber auch für wunderbar sanft ausgesungene Kantilenen. Die Höhenlage erreicht der Venezolaner dabei scheinbar mühelos. Das leichte Vibrato wird überdeckt durch einen in diesen Passagen zum golden-metallisch tendierenden Ton von erstaunlichem Volumen, bisweilen fast eher trompetenartig instrumental als vokal anmutend. Die Affekt- und Figurenzeichnung gelingt dem Sänger von wenigen Momenten abgesehen überzeugend und – etwa in Glucks „Berenice, che fai…“ bereits jetzt durchaus intensiv.
Unter der Leitung des erfahrenen Michael Hofstetter begleitet das Händelfestspielorchester Halle angenehm leichtfüßig und agil.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
G.F. Händel: Che sarà quando amante accarezza (Arie des Alessandro - aus: Berenice, regina d'Egitto HWV 38)
G.F. Händel: Care selve (Arie des Meleagro - aus: Atalanta HWV 35)
G.F. Händel: Non sarà poco (Arie des Meleagro - aus: Atalanta HWV 35)
G.F. Händel: M'allontano, sdegnose pupille (Arie des Meleagro - aus: Atalanta HWV 35)
G.F. Händel: Quella fiamma (Arie des Sigismondo - aus: Arminio HWV 36)
Chr.W. Gluck: Berenice, che fai (aus: Antigono WV 1.20)
Chr.W. Gluck: Symphonia (aus: Antigono WV 1.20)
Chr.W. Gluck: Già che morir deggìo (Arie des Demetrio - aus: Antigono WV 1.20)
Chr.W. Gluck: Tornate sereni (Arie des Massinissa - aus: La Sofonisba WV 1.5)
Chr.W. Gluck: Quel chiaro rio (Arie der Atalanta - aus: La corona WV 1.36)
Chr.W. Gluck: Care pupille (Arie des Oronte - aus: Il Tigrane WV 1.4)
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Besetzung |
Samuel Mariño: Sopran
Händelfestspielorchester Halle
Michael Hofstetter: Ltg.
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