Jasper Blom Quartet
Polyphony
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Der niederländische Jazz-Saxofonist Jasper Blom (Jahrgang 1965) legt mit Polyphony gleich ein Doppel-Album vor. Der Musiker studierte in Rotterdam und nahm Unterricht in New York bei namhaften Jazzmusikern. Wieder zu Hause in den Niederlanden spielte er in verschiedenen Formationen, sowohl im Duo als auch erweitert, auf diesen beiden Live-Einspielungen aus dem Bimhuis, Amsterdam, agiert er im Quartett, auf der ersten Einspielung vom 21.5.2016 ergänzt um den Trompeter Bert Joris und bei der zweiten Einspielung vom 10.2.2018 um den Posaunisten Nils Wogram.
“Polyphonie“, so der Albumtitel, laut Google-Wörterbuch: Kompositionsweise, -technik, bei der die verschiedenen Stimmen selbstständig linear geführt werden und die melodische Eigenständigkeit der Stimmen Vorrang vor der harmonischen Bindung hat. Das klingt interessant, und wenn ich es genau betrachte, trifft dieses eher auf die Einspielung mit Nils Wogram als auf jene mit Bert Joris zu. Denn eine harmonische Bindung einerseits zwischen den drei Solisten und der Rhythm Section und andererseits auch zwischen den Solisten meine ich schon zu verspüren. Und erneut ist es der Gitarrist van Ruller, der mich zu Begeisterungsstürmen hinreißen lässt. Sein ausdrucksstarkes Spiel, ich vernehme Spuren von Jimmy Raney, René Thomas und auch Philip Catherine, ist sehr mitreißend. Aber natürlich auch Blom und Joris, beide stets mit innovativen und flüssigen Vorträgen, können begeistern.
Songs wie “Virelai“ besitzen einen ganz eigentümlichen Charme, ausgestattet mit einem gewissen Hauch mittelalterlicher Melodik, in einem zügigen Tempo eingespielt, ähnlich geht es mir mit der Ballade “Fontayne“, die einen sphärisch-träumerischen Weg in alte Zeiten zurückzuverfolgen scheint. Herrlich, dieses gemeinsame Gestalten von Saxofon und Trompete, in die der Gitarrist seine Einwürfe behutsam einflicht. Einbezogen scheinen in die einzelne Songgestaltung ohnehin verschiedene Stile und Einflüsse, die schließlich zu einer besonderen Jazz-Sprache führen, mitunter recht verklärt, cool und kultiviert klingend.
Wie bereits angedeutet, schwebt die Musik auf der zweiten CD mit dem Posaunisten Wogram wesentlich mehr, wirkt ein wenig unstrukturierter und freier in der Gestaltung. Man meint, mehr freie Räume wahrnehmen zu können. Zum Beispiel erinnert mich “Running Gag“ stark an die ganz frühen Werke von Weather Report, wo im Vordergrund auch der individuelle Vortrag stand, sich jedoch letztlich auch im Ganzen ausdrücken konnte. Ganz besonders viel individuellen Raum nimmt “Nancy In The Sky“ ein, die Solobeiträge besonders von Wogram und Blom wirken sehr geschmeidig. Neben den Solisten sind es ebenfalls Bass und Schlagzeug, die man in ihrer Gestaltungs-Wichtigkeit nicht vergessen sollte, so flexibel, wie sich die Beiden in den Gesamtsound einschmiegen und dabei ein hohes Maß an Eigenständigkeit bieten.
Wolfgang Giese
Trackliste |
Disc 1:
1 Waltz for Magnus
2 Guidonean Hand
3 Virelai 07:05
4 Fontayne
5 The Lady and the Unicorn
6 Homme Armé
7 Beatus Vir
8 Ciconia
Disc 2:
1 Decidophobia
2 Running Gag
3 Nancy in the Sky
4 Macedonian Candidate
5 Least of Your Worries
6 Monk Fish Cleopatra
7 Whirl
8 Antidote
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Besetzung |
Disc 1:
Jasper Blom (tenor saxophone)
Bert Joris (trumpet)
Jesse van Ruller (guitar)
Frans van der Hoeven (double bass)
Martijn Vink (drums)
Disc 2:
Jasper Blom (tenor saxophone)
Nils Wogram (trombone)
Jesse van Ruller (guitar)
Frans van der Hoeven (double bass)
Martijn Vink (drums)
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