Al Di Meola
Elegant Gypsy & More Live
|
|
|
Der Gitarrist Al Di Meola wird vielen Freunden des Jazz Rock sicher als Mitglieder der berühmten Band Return To Forever (Chick Corea, Al Di Meola, Stanley Clarke, Lenny White) im Gedächtnis sein. Wie so oft mit diesen damaligen Bands, haben sich einzelne Mitglieder selbständig gemacht und die Früchte ihrer früheren Zusammenarbeit präsentiert. So auch Al Di Meola, der 1976 das hervorragende Soloalbum “Land Of The Midnight Sun“ veröffentlichte. Doch der Nachfolger, “Elegant Gypsy“, war es, der 1977 einschlug und seine bisher kommerziell erfolgreichste Platte blieb. Nun, es waren ja auch einige echte „Knaller“ enhalten, mein persönliches Lieblingsstück bleibt immer noch “Race With Devil On Spanish Highway“.
Und genau dieser Song, wie auch zwei weitere, “Flight Over Rio“ und “Midnight Tango“, haben auch auf der neuen Platte des flinken fingerfertigen Gitarristen Einzug gehalten. Im Titel geht der Mann ja auch kurz auf seine damalige Platte ein, Elegant Gypsy & More Live. Die Musik hierzu wurde im letzten Jahr aufgenommen, während der gleichnamigen Tournee in den Vereinigten Staaten. Im Laufe seiner musikalischen Entwicklung hat Di Meola so manche stilistische Kehrtwendung Und Erweiterung des Horizonts vollzogen, neben Fusion und Jazz Rock waren das die Hinwendung zur spanischen Folklore, zu Weltmusik und auch zu Elementen des Jazz.
Seinerzeit galt er als schnellster Gitarrist der Welt, löste sich hiervon aber auch dadurch, dass er oft auf Melodik und Arrangement setzte. Unabhängig basierte sein schnelles Spiel nicht auf besonderen Techniken, wie zum Beispiel das „Hammering“, sondern auf reine Fingerfertigkeit. Hinzu kam eine oft besondere Ausprägung seines Stils durch das Abdämpfen der Saiten und stark perkussive Elemente im Spiel. Genau das alles konnte er auch live demonstrieren, und das ist hier alles auch gut eingefangen. So finden wir komplizierte Strukturen, ständige Abwechslung innerhalb von Songs, mit Rhythmuswechseln, einige „nervöse“ Stücke, und große Virtuosität des Protagonisten. Außer dem Keyboarder als weiterem Solisten hat man sich zusätzlich eines Violinisten bedient, Evan Garr, der sich bereits einen Namen im Spannungsfeld zwischen Rock und Jazz gemacht hat.
Doch an vorderster „Front“ steht immer noch Di Meola mit seinem typischen Spiel. Mittlerweile ist sein Sound immer eigenständiger geworden. So habe ich den Eindruck, dass auf der Basis von Rock recht viele akademisch anmutende weitere Elemente Einzug gefunden haben, zwar alles sehr virtuos und „über“-lebhaft oft, aber nicht immer mit Gefühl ausgestattet. Dazu klingt mir vieles einfach zu trocken und nüchtern und sachlich, es fehlt mir dieser Groove, der so manchen Jazz Rock der Siebziger auszeichnete. Nun, beim damaligen Album “Elegant Gypsy“ waren ja auch Könner wie Jan Hammer, Anthony Jackson, Steve Gadd oder Lenny White am Werk. Das soll die Arbeit dieser Live-Band gar nicht abwerten, doch, wie erwähnt, fehlt mir hier weitestgehend dieses Verinnerlichte, das einen emotional sofort ansprang. Hier bleibt es für mich einfach überwiegend bei der unbestrittenen reinen Professionalität aller Beteiligter, Di Meola inbegriffen.
So wirken die drei Titel des Original-Albums für mich dann auch eher wie nicht so gute Kopien der Originale, denn die würde ich stets diesen neuen Versionen vorziehen. Warum der Song von Led Zeppelin, “Black Dog“, nur mit 1:32 angesetzt wurde, ist recht schade, denn hieraus hätte man eine feine Jam-Session gestalten können. So bleibt es hier nur als „Gag“(?) am Rande stehen. Kurzum, als Jazz Rock-Fan bin ich nicht überzeugt von dieser Produktion, für Einsteiger, die dem Künstler hier das erste Mal begegnen, ist das mit Sicherheit eine aufregende Angelegenheit.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 One Night Last June (9:11)
2 Señor Mouse (8:04)
3 Adour (7:42)
4 Babylon (7:38)
5 Chiquilín De Bachín (3:49)
6 Flight Over Rio (7:44)
7 Black Dog (1:32)
8 Midnight Tango (6:21)
9 Egyptian Danza (6:21)
10 Race With Devil On Spanish Highway (5:53)
|
|
|
|
|
Besetzung |
Al Di Meola (electric guitar)
Phil Magallanes (keyboards)
Gumbi Ortiz (percussion)
Elias Tona (bass)
Luis Alicea (drums)
Evan Garr (electric violin)
Philippe Saisse (keyboards - #2, 7, 10)
|
|
|
|