Bang-Your-Head!!!-Festival 2017 - Immer noch eine Reise wert
Nach ein paar Jahren Abstinenz haben wir es tatsächlich mal wieder geschafft einen Gesandten der Redaktion auf das Bang Your Head!!! nach Balingen zu schicken. Ein Festival, das in unserem Webzine früher eine starke Tradition hatte. Schön, dass es auf unseren Seiten wieder einen Platz gefunden hat (wenn auch nur ein kleiner Ausschnitt des umfangreichen Programms berücksichtigt werden konnte). Also leg los, Stefan. Welche Eindrücke hast Du uns mitgebracht? Das BYH-Festival habe ich seit einigen Jahren nicht mehr besucht. Teils waren die Bands für mich nicht interessant, es gab andere Termine oder es wollte niemand mitgehen. Das war diesmal gänzlich anders. Die Bands, allen voran das Michael Schenker Fest, Dokken, Slaughter, Lee Aaron, Rose Tattoo, Krokus oder Vince Neil waren allesamt Acts, die man sonst nur sehr selten zu Gesicht bekommt. Die Warm-up-Show am Mittwoch konnte ich aus Zeitgründen leider nicht wahrnehmen. Death Angel und vor allem Angel Dust sollen bei den Fans sehr gut angekommen sein - kein Wunder bei der Hitdichte und der jahrelangen Live-Abstinenz. Am Donnerstag geht der Festivaltag nach dem Zeltaufbau mit SLAUGHTER los. Die US-Hardrocker waren bislang noch nie live in Deutschland unterwegs gewesen. Mark Slaughters Stimme hat für mich einen hohen Wiedererkennungswert und die Songs der ersten drei Alben sind Sternstunden des Hardrock. Der Vierer beginnt mit ordentlich Dampf in den Backen. Vor der Bühne ist es gut gefüllt, etliche Fans wollen sich diesen raren Auftritt nicht entgehen lassen. Geboten wird US-Hardrock alter Schule mit Posen, die so direkt aus den 80ern übernommen wurden. Bassist Dana Strum bewegt sich auf der kompletten Bühne recht ausgiebig, genauso wie sein Partner in Crime an der Gitarre, Jeff Blando. Mark Slaughter hat das Publikum gut im Griff. Man merkt ihm stimmlich keine Verschleißerscheinungen an, er hat sich gut ins neue Jahrtausend gerettet. Als Frontmann hat er sichtlich Spaß und präsentiert die Musik des Vierers mit Begeisterung. Mit dem durchgeknallten Zoltan Chaney hat die Band einen richtigen Ausnahmeschlagzeuger mit an Bord. Er hat sicher einige Male Tommy Aldridge beim Spielen zugeschaut. Sein Solo erinnert mich stark an den Wuschelkopf, aber er setzt definitiv noch eins drauf. So was hab ich definitiv noch nicht gesehen! Slaughter bekommen vom Balinger Publikum viel Applaus - es war eine große Freude, die Jungs überhaupt mal hier in Deutschland zu sehen, und dann gleich mit einem so tollen Auftritt. Wäre schön, wenn das keine „Eintagsfliege“ war! Setlist Slaughter (ca.): 1. The Wild Life 2. Burnin' Bridges 3. Spend My Life 4. Mad About You 5. Eye to Eye 6. Real Love 7. Fly to the Angels 8. Up All Night Bei VENOM schau ich mir nur interessehalber mal die ersten paar Lieder an. Die Musik ist mir nicht geläufig, lediglich die Band wollte ich mal live sehen. Bei den als Taufpaten des Black Metal gefeierten Briten ist von der Ur-Besetzung mittlerweile nur noch Bassist und Sänger Conrad „Cronos“ Lant dabei. Soundmässig passt hier alles, die Band spielt sehr gut zusammen. Allerdings ist die Musik des Trios so gar nicht mein Ding. Etliche Pyros werden hier abgefackelt. Das Ganze passt gut zur Musik, aber nicht zur Tageszeit. Es ist hell und so zünden diese Effekte nicht so wie bei Dunkelheit. Für die Venom-Fans finde ich genau diese Tatsache sehr schade: Diese Truppe muss eigentlich in der Dunkelheit spielen. Am Nachmittag kommt der Pyro-Einsatz eher lächerlich rüber. Nach einem kurzen Döner-Aufenthalt außerhalb des Festivalgeländes geht’s ab in die Halle zu DEMON. Die britische KultTruppe um Sänger Dave Hill macht alles richtig und beginnt mit „Sign Of A Madman“ bei bestem Sound. Die rappelvolle Halle ist vom Start weg dabei. Sämtliche Musiker von Demon sind bis in die Haarspitzen motiviert und rocken was das Zeug hält. Besonders erfreulich ist, dass der neue Song „Cemetery Junction“ genauso gut ankommt wie die alten Kracher der Marke „The Spell“, „Total Possession“ oder das atemberaubende „Life On The Wire“. Der Song „Standing On The Edge Of The World“ hat mittlerweile auch einen festen Platz und sorgt für ausgelassene Partylaune. Dave Hill ist super drauf und heizt seine Bandmitglieder und das Publikum bestens an. Es ist ein Auftritt, wie man ihn sich wünscht. Publikum und Band agieren auf einer Wellenlänge, es liegt Magie in der Luft. Das Ganze wird noch getoppt, als der Song „Night Of The Demon“ gespielt wird. „One Helluva Night“ holt noch einmal alles aus dem Publikum raus. Die Abrissbirne „Don’t Break The Circle“ sorgt dann für wahre Begeisterungsstürme. Hier wird Metal zelebriert, dass es eine wahre Freude ist. Danach ist der gigantische Auftritt leider auch schon wieder vorbei. Demon sind für mich in dieser Verfassung definitiv ein Gewinn für jedes Festival! Setlist Demon (ca.): 1. Sign of a Madman 2. Total Possession 3. Into the Nightmare 4. The Plague 5. Cemetary Junction 6. Standing On The Edge 7. The Spell 8. Life on the Wire 9. Liar 10. Night of the Demon 11. One Helluva Night 12. Don't Break the Circle SAXON sind der Headliner am Donnerstag und immer eine gute Wahl. Die Briten um Szeneikone und Sänger Biff Byford liefern in regelmäßigen Abständen gute bis sehr gute Alben und immer bärenstarke Liveauftritte ab. Saxon beginnen diesmal ohne großes Intro ziemlich schnörkellos mit dem Titelsong des neuen Albums Battering Ram. Gleich hier wird klar: Das Quintett gibt Gas und schont sich zu keiner Sekunde. Das starke „Sacrifice“ und das für mich etwas belanglose „Let Me Feel Your Power“ sind lediglich die Wegbereiter für ein Klassikerset, das bis auf einzelne Ausnahmen durchwegs die Highlights aus den 80ern präsentiert. Die Musiker nützen dabei die große Bühne ausgiebig. Vor allem Doug Scarrat und Paul Quinn sind für ihre Verhältnisse heute sehr viel unterwegs. Bassist Nibbs Carter ist wie üblich nicht zu stoppen und bangt sich über Gebühr die Rübe ab. Schlagzeuger Nigel Glockler ist für mich wie die „Princess Of The Night“ eine alte Dampframme aus Stahl, die ihr Arbeitsgerät ordentlich verdrischt und den Mitmsikern keine Verschnaufpause gönnt. Etliche Fans werfen Biff ihre Jeanskutten auf die Bühne. Der lässt sich hier nicht lange bitten und verteilt die wertvollen Stoffstücke an seine Bandkollegen. So kommt es, dass bis auf Paul Quinn und Nigel Glockler alle Saxon-Musiker mit Jeanskutten ihrer Fans auf der Bühne herumspringen. Sieht nicht nur lässig aus, die ganze Aktion kommt natürlich hervorragend an. Biff ist etwas in die Jahre gekommen und springt nicht mehr so viel auf der Bühne herum wie früher. Aber gesanglich ist er nach wie vor sehr gut und heizt seine Truppe und die Fans vor der Bühne gut an. Was stimmungsmäßig negativ auffällt, sind die ganzen Smartphone-Trottel, die alles was ein bisschen nach „Event“ riecht, sofort mitfilmen müssen. Dazu gehört natürlich der obligatorische Adler zu „The Eagle Has Landed“ oder die Aktion mit den Kutten usw. Leute, packt die Scheißapparate bei Konzerten weg, ihr macht die ganze Live-Atmosphäre kaputt! Und wenn ihr das Zeug daheim anschauen wollt: Kauft euch eine DVD und unterstützt die Musiker auf diesem Weg. Das kotzt mich an! Davon abgesehen schaffen es Biff und Co. mühelos, für gute Stimmung vor der Bühne zu sorgen. „Crusader“ gerät zum Triumphzug, „Solid Ball Of Rock“ gleicht einer Abrissbirne und „The Power And The Glory“ ist wie immer mein persönliches Highlight. Ich finde den Song einfach unschlagbar. Die Bandhymne „Denim And Leather“ beschließt den genialen Auftritt, Fans und Band sind sichtlich begeistert. Wieder einmal zeigt sich, dass die alten Recken es immer noch drauf haben! Setlist Saxon: 1. Battering Ram 2. Let Me Feel Your Power 3. Sacrifice 4. Motorcycle Man 5. Power and the Glory 6. Solid Ball of Rock 7. And The Bands Played On 8. 20,000 Ft 9. Dallas 1 PM 10. The Eagle Has Landed 11. 747 (Strangers in the Night) 12. Strong Arm of the Law 13. Heavy Metal Thunder 14. Princess of the Night 15. Wheels of Steel 16. Crusader 17. Denim and Leather Mit der kanadischen „Metal Queen“ LEE AARON haben die Macher des Festivals sich eine Sängerin gesichert, die man nur äußerst selten in Deutschland zu Gesicht bekommt. In der jüngsten Vergangenheit hat sie mit Jazz in etwas anderen musikalischen Gefilden gewildert. Mit der CD Fire And Gasoline hat sie sich jedoch wieder auf ihre Hardrock-Wurzeln besonnen. Ihre Band besteht aus zwei Gitarristen, ihrem Ehemann am Schlagzeug, einem Bassisten und einem Keyboarder. Optisch sieht die Truppe eher wie eine Freizeitband aus, die sich gelegentlich zu Jamsessions trifft. Musikalisch ist die Combo jedoch äußerst agil und bereitet dem glockenklaren und treffsicheren Gesang der kleinen Sängerin einen optimalen Untergrund. Lee Aaron greift ab und zu auch zur Gitarre, auch dabei gibt sie eine gute Figur ab. Optisch scheint Aaron kaum gealtert zu sein, sie wirkt auf der Bühne erstaunlich jugendlich. Von den Songs her geht sie keinesfalls auf Nummer sicher, sondern präsentiert etliche Stücke vom neuen Album und ihren jüngeren Veröffentlichungen. Der Klassiker-Reigen aus „Whatcha Do To My Body“, „Barely Holdin‘ On“ und dem lang erwarteten „Metal Queen“ beendet einen grandiosen Auftritt, den ich der sympathischen und natürlichen Sängerin so keinesfalls zugetraut hätte. Lee Aaron hat im Zuge der Open-Air-Auftritte auch einige Konzerte in kleinen deutschen Clubs gespielt. Wäre schön, wenn sie öfters wieder bei uns vorbei schaut! Setlist Lee Aaron: 1. Hot to be Rocked 2. Hands On 3. Tom Boy 4. Fire and Gasoline 5. Powerline / Lady of the Darkest Night 6. I'm a Woman 7. Diamond Baby 8. Whatcha Do to My Body 9. Barely Holdin' On 10. Metal Queen MAGNUM beehren heuer das BYH-Festival, nachdem sie im vergangenen Jahr einen lässigen Auftritt auf dem Schwesterfestival „Rock Of Ages“ abgeliefert haben. Immer noch mit der aktuellen Scheibe Sacred Blood, 'Divine' Lies haben sich die Engländer mittlerweile von ihrem Keyboarder und Urgestein Mark Stanway getrennt. Als Nachfolger fungiert Rick Benton, der mittlerweile als offizielles Bandmitglied mit an Bord ist. Auch Schlagzeuger Harry James ist heute nicht dabei, sein Ersatzmann ist mir nicht bekannt. Los geht’s mit dem wuchtigen „Soldier Of The Line“, der mir als Opener sehr gut gefällt. Soundmäßig ist alles soweit in Ordnung, man hört jedes Instrument glasklar heraus. Leider jedoch auch den Gesang von Sänger Bob Catley. In letzter Zeit braucht er ja immer ein paar Stücke, bis er stimmlich voll da ist. Aber heute ist dies nicht mehr der Fall. Er müht sich sichtlich ab, hat jedoch nicht mehr die notwendige Kraft in der Lunge oder in den Backen. Er gestikuliert wie immer und heizt die Fans an, aber jeder der Anwesenden merkt, dass er sich hart tut. Bassist Al Barrow und Gitarrist Tony Clarkin geben alles und unterstützen den sympathischen Sänger über Gebühr bei den Backing-Vocals. Neben etlichen neuen Songs umfasst das Konzert die unsterblichen Klassiker wie „How Far Jerusalem“ und natürlich das unverzichtbare „Les Morts Dansant“. „All England’s Eyes“ und der Kracher „Vigilante“ beenden das Konzert. Magnum bekommen vom fairen und loyalen Balinger Publikum artig Applaus. Musikalisch kann man dem Quintett auch nichts vorwerfen. Aber für Bob Catley ist so langsam aber sicher der Zug abgefahren. Hoffentlich schafft die Band rechtzeitig den Absprung, bevor sie zur Karikatur verkommt. Setlist Magnum: 1. Soldier of the Line 2. Sacred Blood “Divine” Lies 3. Crazy Old Mothers 4. On a Storyteller's Night 5. How Far Jerusalem 6. Unwritten Sacrifice 7. Les Morts Dansant 8. All England's Eyes 9. Vigilante Die Schweizer KROKUS treten unmittelbar nach Magnum auf. Die Musik ist aus einem ganz anderen Kaliber geschnitzt - Rock'n'Roll der guten alten Schule wird hier dargeboten. Gerade auf Europatour machen sie einen Abstecher auf dem BYH-Festival. Mit im Gepäck haben sie ihr aktuelles Album Big Rocks, auf dem sie diversen Rock-Klassikern ihren eigenen Stempel verpasst haben. Vor der Bühne ist um einiges mehr los als bei Magnum. Krokus beginnen mit ihrem Dauerbrenner „Long Stick Goes Boom“. Die Schweizer haben sich ein einheitliches Outfit mit fetten Lederjacken und Biker-Shirts verpasst. Mit drei E-Gitarren und dem Wahnsinns-Schlagzeuger Flavio Mezzodi liefern die Eidgenossen ein fettes Brett ab. Sänger Marc Storace ist fabelhaft bei Laune und stimmlich bestens in Schuss. Er macht einige Witze, die jedoch leider nicht ankommen. Das macht aber nix, denn die Musik stimmt. Leider ist der Sound nicht so optimal, was gerade bei den Gitarrensoli, die sich Fernando von Arb und Mandy Meier häufig teilen, ziemlich schmerzt. „Screaming In The Night“ ist ein Göttersong, der jedoch aufgrund des etwas unklaren Sounds nicht ganz so gut rüberkommt. Zum Glück merkt der Mischer, dass hier noch mehr rauszuholen ist. Ganz anders klingt dann „Fire“ oder das schnelle „Heatstrokes“, bei dem gerade der Gitarrensound richtig in die Magengrube fährt. Auch Marc Storace kriegt eine Fan-Kutte verpasst, mit der er noch festivaltauglicher aussieht. Bassist Chris von Rohr haut ebenfalls ein paar markige Sprüche raus und bildet zusammen mit Mezzodi ein felsenfestes Rhythmus-Gespann. Die beiden Coversongs „Rockin‘ In A Free World“ und „Mighty Quinn“ hätte es für mich nicht gebraucht. Mir hätten das schmerzlich vermisste „Tokyo Nights“, „Hoodoo Woman“ oder „Rock City“ wesentlich besser gefallen. Aber auch hier ist natürlich bei gerade mal einer Stunde Spielzeit die Auswahl begrenzt. Krokus hinterlassen einen bockstarken Eindruck und sind beim Publikum bestens angekommen. Setlist Krokus: 1. Long Stick Goes Boom 2. American Woman 3. Rock 'n' Roll Tonight 4. Hellraiser 5. Screaming in the Night 6. Bedside Radio 7. Rockin' in the Free World 8. Fire 9. Heatstrokes 10. Easy Rocker 11. Headhunter 12. Quinn the Eskimo (The Mighty Quinn) Nun folgt eine Band, die erst kurz vor „Ladenschluss“ bekannt gegeben wurde. Die australische Rock'n'Roll-Legende ROSE TATTOO mit ihrem Ausnahmesänger Angry Anderson. Für mich war die Bestätigung dieser Haudrauf-Combo definitiv ein Grund, das Festival zu besuchen. Zuletzt waren die Aussies im Jahre 2000 zu Gast auf dem BYH. 17 Jahre Abstinenz sind eine verdammt lange Zeit. Das sieht man auch, als Rose Tattoo unter großem Jubel des Publikums die Bühne entern. Von der Besetzung, die damals mit an Bord war und mit der auch das Livealbum 25 To Life in Wacken aufgenommen wurde, ist außer Angry Anderson niemand mehr dabei. Der Auftritt damals war ziemlich kaputt. Die damalige Besetzung war alkoholtechnisch ziemlich gut dabei. Angry hat sich damals „unsterblich“ gemacht, als er sich nach etwa der Hälfte des Sets auf der Bühne erbrochen hat. Der Gig war klasse, aber schon etwas schräg. Die aktuelle Besetzung ist da schon aus anderem Holz geschnitzt. Vollprofis durch und durch legen die Australier mit „Out Of This Place“ los und zeigen vom Start weg, dass hier heute nur eins zählt: Rock'n'Roll bis zum Abwinken! Die Stimme von Angry klingt um keinen Tag gealtert, sondern eher noch rotziger und kraftvoller. Auch als Frontmann ist er legendär. Das Publikum hat er in Windeseile im Griff, er ist authentisch und einfach ein saucooler Typ. Der Fünfer spielt sich mühelos durch die Kracher der klassischen Alben, ein paar neue Songs wie das treibende „Black Eyed Bruiser“ sind auch mit im Gepäck. Dai Pritchard ersetzt den 2006 verstorbenen Pete Wells hervorragend. Die Slide-Gitarre ist ein markantes Merkmal der bunten Truppe. Randall Waller sorgt für eine amtliche Rhythmusgitarre, die schneidig und zackig die notwendigen Riffs ins Songgefüge einbringt. Der lässige Bassist Dario Bortolin übernimmt große Teile der Backing-Vocals und pumpt die Band zusammen mit dem Schlagzeuger ordentlich nach vorne. Die Songauswahl ist vom Feinsten. „The Butcher And Fast Eddy“ ist ebenso mit an Bord wie „Bad Boy For Love“, „Rock'n'Roll Is King“ (was denn sonst?) und „One Of The Boys“. Angry spricht wie ein Prediger zu seinen „brothers and sisters“. Er ist sichtlich angetan aufgrund der überschwänglichen Fan-Reaktionen. Die Stimmung ist grandios, ganz Balingen feiert die Band wie Freunde, die man lange nicht mehr gesehen hat. „Nice Boys“ beschließt den Klassikerreigen nach 70 Minuten. Für mich viel zu kurz, ich hätte noch ewig zuhören können. Eine schöne Überraschung, die Horst Franz sich hier an Land gezogen hat. Man bedenke: Es ist der einzige Europa-Auftritt der Band - wenn das mal nicht exklusiv ist, oder?! Setlist Rose Tattoo: 1. Out of this Place 2. Assault & Battery 3. Tramp 4. Who's Got the Cash 5. Juice on the Loose 6. Rock 'n' Roll Outlaw 7. The Butcher and Fast Eddy 8. One of the Boys 9. Bad Boy for Love 10. Rock 'n' Roll is King 11. Branded 12. Scarred for Life 13. We Can't Be Beaten 14. Black Eyed Bruiser 15. Nice Boys Nun kommt VINCE NEIL, der ehemalige Sänger der L.A.-Rocker Mötley Crüe, die ihre gemeinsame Karriere erst vor kurzem mit einer Abschiedstour an den Nagel gehängt haben. Im Vorfeld wurde angekündigt, dass er ein komplettes Mötley-Crüe-Set präsentieren würde. Die Spannung war also groß vor diesem Headliner. Vor allem auf dem Camping-Platz waren die MC-Hits deutlich in der Überzahl. Das AC/DC-Intro „For Those About To Rock“ verspricht Großtaten. Mal schauen, was uns der alte Haudegen vorsetzt. Begleitet wird Vince Neil von der kompletten aktuellen Slaughter-Besetzung - abzüglich Sänger Mark Slaughter versteht sich. „Dr. Feelgood“ ist als Einstieg sehr gut gewählt, keine Frage. Seine Band ist wie beim Slaughter-Auftritt auch bestens eingespielt und hoch motiviert. Die alten Kracher „Piece Of Your Action“ und „Looks That Kill“ weisen den Weg: auf mit der Klassikerkiste, es ist Party-Time! „Home Sweet Home“ gibt ihm ein bisschen Zeit zum Durchschnaufen, um dann bei „Shout At The Devil“ das Balinger Publikum zum Mitgrölen zu animieren. Bis dahin ein guter Auftritt mit den üblichen gesanglichen Schwächen von Mr. Vince Neil. Trotz dieser ganzen Schwächen präsentiert er sich aber als lauffreudig und agil, der durchaus die Nähe zum Publikum sucht. Was nun folgt, spottet jeder Beschreibung. Danach geht er mal lässig für 25 Minuten hinter die Bühne, ohne sich zu zeigen oder gar in das musikalische Geschehen einzugreifen. Seine Band spielt derweil einige Led-Zeppelin- und Black-Sabbath-Coverversionen, bei denen Jeff Blando am Gesang brilliert. Ehrlich gesagt singt er diese Songs allesamt besser, als Vince Neil zuvor. Das Balinger Publikum ist erfahrungsgemäß sehr fair und pfeift hier seltsamerweise nicht. Mit „Kickstart My Heart“ meldet sich Vince Neil wieder aus seinem Dornröschenschlaf, Sauerstoffzeltaufenthalt oder was auch immer wieder zurück. Und er singt sogar richtig kraftvoll! „Girls, Girls, Girls“ wird von einem Vorzeige-Blondchen begleitet - aber eben nur einem „Girl“. Das ist schon eine erheblich abgespecktere Variante als bei Mötley Crüe. „Wild Side“ und die Zugabe „Live Wire“ beenden den sonderbaren Auftritt nach exakt 75 Minuten, von denen Mr. Neil ja nur 50 auf der Bühne war. Ein paar Leute klatschen, ein paar pfeifen, ich bin mir gar nicht sicher, was ich machen soll. Veranstalter Horst Franz kommt völlig grantig auf die Bühne und lässt ein paar Schimpftiraden gegen Vince Neil vom Stapel. Verständlich, aber auch seinem Künstler gegenüber ein bisschen unprofessionell. Letztlich kann man nur sagen, dass der Auftritt eine einzige Mogelpackung war. Wenn Mr. Neil keine 90 Minuten Bewegung oder Gesang mehr hinbekommt, soll er auch bitte nicht mehr auftreten. Er blockiert damit die Zeit für echte Headliner, die man auch als solche bezeichnen kann. Vince Neil? Wer ist das denn bitteschön? Ich weiß es: Kein Headliner! Man könnte eher sagen: Slaughter featuring Vince Neil! Setlist Vince Neil: 1. Dr. Feelgood 2. Piece of Your Action 3. Looks That Kill 4. Home Sweet Home 5. Shout at the Devil 6. Whole Lotta Love / Heaven and Hell / Stairway to Heaven 7. Kickstart My Heart 8. Girls, Girls, Girls 9. Wild Side 10. Live Wire Tag drei des gemütlichen Festivals auf der schwäbischen Alb bricht an. Das Frühstück beginnen wir mit keiner geringeren Band als DIAMOND HEAD. Metallica haben auf diversen Alben einige Songs der Truppe veröffentlicht, vor allem „Am I Evil?“ ist mir da ganz gut bekannt. Darüber hinaus hat die Band 2016 ein neues Album mit dem schlichten Titel Diamond Head veröffentlicht. Die Jungs um Urgestein und Gitarrist Brian Tatler erwischen einen guten Start. Der Sound stimmt, die Band macht einen spielfreudigen Eindruck und vor der Bühne sind schon für diese Tageszeit viele Leute versammelt. Der neue Sänger Rasmus Bom Andersen ist gesanglich super und ein Frontmann, wie er im Buche steht. Er nutzt die Bühne und den Laufsteg voll aus, singt hervorragend und interagiert sehr viel mit dem Publikum. Diese wuselige Art steckt den Rest der Band an. Drummer Karl Wilcox ist ein Vorbild an Präzision und Wucht, das Gitarrenduo mit Brian Tatler und Abbz spielt sich die Bälle gegenseitig zu und Bassist Dean Ashton sorgt für den notwendigen Bassteppich, auf dem sich die NWOBHM-Perlen gut austoben können. Die Hits der Band wie „The Prince“, „Lightning To The Nations“ und natürlich als Abschluss „Am I Evil?“ werden vom Publikum mit Begeisterung abgefeiert. Brian Tatler bekommt sein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht und auch der Rest der diamantenen Köpfe genießt diese ehrlichen Reaktionen mit Wohlwollen. Anschließend ist bei der Autogrammstunde eine Menge los, und: jeder bekommt hier so viele Unterschriften, wie er möchte. Setlist Diamond Head (ca.): 1. The Prince 2. It's Electric 3. Bones 4. In the Heat of the Night 5. Lightning to the Nations 6. Helpless 7. Am I Evil? DOKKEN waren seit 2003 nicht mehr auf dem BYH. Eine ganz schön lange Zeit. Und auch so ist die US-Band in Deutschland nicht besonders häufig vertreten. Von der legendären Besetzung sind nur noch Namensgeber Don Dokken und Schlagzeuger „Wild“ Mick Brown übrig. Mit dabei sind an der Gitarre seit 2003 John Levin und am Bass Chris Mc Carvill. Über der Bühne hängt ein riesiges Dokken-Banner mit dem klassischen Original-Schriftzug das die Erwartungshaltung schon ein bisschen nach vorne schnellen lässt. Vor der Bühne ist merklich mehr los, vor allem die klassischen Hardrock-Fans stehen in den Startlöchern. Mit dem Tooth And Nail-Stück „Don’t Close Your Eyes“ geht’s los, und bereits hier ist die Stimmung nicht schlecht. Don Dokken hat einen etwas gewöhnungsbedürftigen Hut auf und er hat sich einen Bart wachsen lassen. Der Sound ist gut, die Instrumentalfraktion erwartungsgemäß sehr stark. John Levin lässt George Lynch einmal mehr vergessen und Bassist Chris Mc Carvill übernimmt den Großteil der Backing-Vocals. Der mittlerweile 64-jährige Don Dokken ist merklich in die Jahre gekommen. Gesanglich lässt er die hohen Passagen seine drei Mitmusiker übernehmen. Er selbst singt eher die tiefen Töne. Sein Gesangsspektrum hat sich im Gegensatz zu früher schon wesentlich reduziert. Aber das allein wäre gar nicht problematisch. Meistens schlurft er recht unmotiviert über die Bühne und verschwindet - ganz wie sein Landsmann Vince Neil - immer wieder mal für einige Minuten hinter der Bühne. Bei „Too High To Fly“ verlässt er jene auch wieder für ein paar Minuten und singt uninspiriert und lustlos einen Zwischenteil, der an „The End“ von den Doors erinnert. Musikalisch sind Dokken astrein, da kann man gar nichts sagen. Auch die Songauswahl ist für die Kürze der Zeit wirklich nicht schlecht. Die Achillesferse jedoch bleibt Sänger Don Dokken, der seine besten Zeiten offensichtlich hinter sich gelassen und seine Motivation leider in Amerika vergessen hat. Das Highlight für mich im Vorfeld stellte sich leider als laues Lüftchen heraus. Fazit: Muss man in dieser Verfassung live nicht mehr haben! Setlist Dokken: 1. Don't Close Your Eyes 2. The Hunter 3. Kiss of Death 4. Into the Fire 5. Breaking the Chains 6. Dream Warriors 7. Alone Again 8. Maddest Hatter 9. Too High to Fly 10. In My Dreams 11. Tooth and Nail Ab in die Halle zu THE UNITY. Die haben kürzlich ihr Debütalbum veröffentlicht, das bei mir auf sehr positive Resonanz gestoßen ist. Tolle Songs, gute Melodien, ein Klasse-Sänger und handwerklich schlichtweg gut gemacht. Das müsste doch live auch funktionieren, oder? Als wir zu „No More Lies“ die Halle entern, ist die Stimmung schon sehr gut. Die gut geölte Band, die im Mai mit Sinner auf großer Deutschland-Tour war, präsentiert sich wie aus einem Guss. Gamma-Ray-Gitarrist Henjo Richter und Gamma-Ray-Schlagzeuger Michael Ehre haben tolle Musiker um sich geschart, mit denen sie live richtig fett abräumen. Die restliche Band besteht aus den ehemaligen Mitgliedern der Band Love.Might.Kill, die bereits zwei Alben veröffentlicht haben. Besonders gut kommt der italienische Sänger Gianba Manenti an, der nicht nur verdammt gut singt, sondern auch das Publikum bestens im Griff hat. Spätestens bei dem Gamma-Ray-Cover „Send Me A Sign“ steht die Halle Kopf. Und beim Rausschmeißer „Never Forget“ bleibt kein Auge trocken. Hier wird gerockt, was das Zeug hält. Ich bin von den Socken, mit einer solchen Leistung habe ich nicht gerechnet. Die Band sollte man auf Konserve und live antesten. Die Chance dazu gibt sich demnächst, denn The Unity sind Support der kommenden Tour von Edguy! Setlist The Unity (ca.): 1. Rise and Fall 2. Firesign 3. No More Lies 4. God of Temptation 5. Close to Crazy 6. Killer Instinct 7. Send Me a Sign 8. Never Forget Jetzt kommt mein persönlicher Favorit: Michael Schenker, der sich diesmal als MICHAEL SCHENKER FEST präsentiert. In den letzten Jahren ist er immer wieder mit anderen Musikern getourt. Derzeit regulär mit der Temple Of Rock-Besetzung. Momentan hat er drei seiner besten Sänger dabei: Gary Barden, Graham Bonnet und Robin Mc Auley. Vor der Bühne wird’s jetzt auch wieder um einiges enger, den Auftritt will sich keiner entgehen lassen. Und auch hier muss man Horst Franz loben: Es ist der einzige Auftritt im Rahmen dieser Tour auf deutschsprachigem Raum! Die Besetzung seiner Band liest sich auch nicht schlecht: Chris Glen am Bass, Ted McKenna am Schlagzeug und Jimmy Pages Zwillingsbruder Steve Mann am Keyboard und an der Gitarre. Los geht’s mit „Into The Arena“, und das Motto könnte besser nicht lauten. Auf geht’s ins Getümmel! Kurz darauf kommt ein bestens aufgelegter Gary Barden auf die Bühne, der einige der größten Hits rausballert, die er mit Michael Schenker damals aufgenommen hat. Barden präsentiert sich sehr bescheiden und sympathisch, gesanglich ist er sehr gut drauf. Klar, die hohen Töne umschifft auch er ein bisschen, aber insgesamt geht das bei der engagierten Performance voll in Ordnung. Dann kommt die schon fast nicht mehr für möglich gehaltene Wiedervereinigung mit Sänger Graham Bonnet. Da gab’s ja damals auch die eine oder andere Meinungsverschiedenheit… Bonnet, der im pinkfarbenen Jäckchen auf die Bühne kommt, stellt von Anfang an klar, wer der Star auf der Bühne ist. Sobald er drauf steht, natürlich er! Aber er lässt dem Äußeren auch Taten folgen und veredelt mit seiner unnachahmlichen Power-Röhre die Songs des Albums Assault Attack. Man merkt ihm sein Alter (der Typ ist 69!) zu keiner Sekunde an. Etliche Münder bleiben offen, ich bin sehr erstaunt über die gute Gesangsleistung dieses Typen. Das erste Highlight hier ist das melodische „Dancer“, bei dem Gary Barden und (Wundertüte geh auf! Robin McAuley den Background-Gesang spendieren. Allein dieses Bild ist sowas von unwirklich, dass man es fast nicht glauben kann. Mir wird so langsam richtig bewusst, dass das hier etwas ganz Besonderes ist! Robin McAuley bleibt anschließend auch auf der Bühne und singt seine Signatur-Hits. Natürlich können auch hier aufgrund der etwas kurzen Spielzeit von 75 Minuten nicht alle Sachen berücksichtigt werden, die man gerne gehört hätte. Robin McAuley sieht aus, als wenn man ihn in den 90ern eingefroren und zu dem Festival wieder aufgetaut hätte. Scheinbar alterslos und frisch wie eine Milchschnitte schmettert er was das Zeug hält. Er trifft garantiert jeden Ton und agiert wie ein Frontmann aus dem Lehrbuch. Besser kann man das definitiv nicht machen! Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich die Band von Michael Schenker. Der stoische Bassist Chris Glenn und Schlagzeuger Ted McKenna spielen sich förmlich in einen Rausch. Es macht den Eindruck, als hätten die beiden nie was anderes getan, als täglich zusammen auf der Bühne zu stehen. Hier finde ich Michael Schenker auch wieder sympathisch: Anstatt sich irgendwelche amerikanischen Beauty-Musiker auf die Bühne zu holen, kramt er die alten Säcke raus, mit denen er jahrelang gespielt hat - scheißegal wie die mittlerweile aussehen. Da kann sich ein gewisser David „Gockel“ Coverdale eine gewaltige Scheibe abschneiden! Michael Schenker selber ist über jeden Zweifel erhaben. Er ruht in sich, post wie ein Weltmeister und präsentiert sich in der Form seines Lebens. Ich hab ihn Anfang 2000 in Dillingen a.d. Donau vor vielleicht 30 Leuten spielen sehen. Damals hat sich keine Sau mehr für ihn interessiert. Er war ziemlich fertig und sichtlich angegriffen. Heute steht ein anderer Typ auf der Bühne. Ich freue mich sehr für ihn und gönne ihm seinen derzeitigen Höhenflug. Als dann auch noch das berühmt-berüchtigte „Rock Bottom“ ausgepackt wird, gibt es kein Halten mehr. Die Fans vor der Bühne sind elektrisiert, Schenker spielt heute definitiv in anderen Sphären. Das Solo hier ist wie von einem anderen Stern, das muss man gesehen haben. „Doctor Doctor“ gerät zum Triumphzug, hier dürfen auch noch einmal alle beteiligten Sänger ran und jeder übernimmt eine Strophe. Nach 75 Minuten ist der unwirkliche Auftritt leider schon viel zu früh vorbei. Ich und bestimmt noch einige andere hätten hier wohl noch stundenlang zuhören können. Ich hoffe, dass diese Besetzung noch einmal nach Deutschland kommt und da eine Hallentour durchzieht. Das wäre der Oberhammer! So bleibt die Tatsache, bei einem musikalisch hochwertigen und sehr besonderen Auftritt dabei gewesen zu sein. Setlist Michael Schenker Fest (ca.): 1. Into the Arena 2. Attack of the Mad Axeman 3. Victim of Illusion 4. Let Sleeping Dogs Lie 5. Armed and Ready 6. Coast to Coast 7. Broken Promises 8. Assault Attack 9. Desert Song 10. Dancer 11. Captain Nemo 12. Bad Boys 13. Save Yourself 14. Love Is Not a Game 15. Rock Bottom 16. Doctor Doctor Den Abschluss des Festivals übernehmen die Schweden HAMMERFALL. Auf dem ersten Bang Your Head!!! Festival 1999, das als Open Air angelegt, war spielte die Truppe auch schon. Damals hatten sie gerade ihr Debüt-Album und Legacy Of Kings herausgebracht. Das Ganze hatte was Neues und Hammerfall füllten die Musikrichtung Heavy Metal, die damals einige Schwierigkeiten hatte, wieder mit neuer Energie. Mittlerweile stehen zehn Studioalben zu Buche und die Band ist populärer denn je. An dem Abend soll außerdem ein spezielles Glory To The Brave-Set gespielt werden. Das Debüt-Album wird heuer 20 Jahre alt. Unfassbar, wie schnell die Zeit vergeht! Hammerfall kommen mit „Hector’s Hymn“ auf die Balinger Bühnenbretter. Ihre Fans stehen nach der ersten Sekunde voll hinter ihrer Band und singen textsicher die meisten Songs mit. Vor der Bühne geht mächtig die Post ab und die gute Stimmung steckt nicht nur mich an. Die Songs der Power-Metal-Institution sind wuchtig und sehr melodisch mit hohem Wiedererkennungswert und Mitgrölfaktor. Man merkt der Band auch ihre mittlerweile 20 Jahre Erfahrung an. Wie hier synchron das Headbanging betrieben wird, ist schon allererste Güteklasse. Gitarrist Oskar Dronjak hat eine Gitarre, die wie ein Hammer aussieht und mit der er einige Gimmicks auf Lager hat. Das Gitarrendoppel mit seinem Kollegen Pontus Norgren ist eine Augen- und Ohrenweide. Die zwei spielen sich die Solos gegenseitig zu und lassen zu keiner Sekunde daran zweifeln, dass der perfekte Auftritt für sie oberste Priorität hat. „Renegade“ haut mich fast aus den Latschen. Der Song ist der Hammer (sprichwörtlich) und hat den Zahn der Zeit unbeschädigt überstanden. Überhaupt hat sich Joacim Cans zu einem fabelhaften Sänger und zu einer gehörigen Rampensau entwickelt. Er peitscht die Fans nach vorne, bringt immer wieder mal richtig lustige Sprüche und singt hervorragend. Bassist Fredrik Larsson ist während des kompletten Gigs ebenfalls pausenlos unterwegs und lässt seine Rübe sausen. Das spezielle Glory To The Brave-Set wird zusammen mit der schwedischen Folk-Metal-Band Draupner präsentiert. Für mich ist dieses Set etwas Besonderes, denn das erste Hammerfall-Album war damals wie ein Paukenschlag. Etliche Fans können mit den Melodien gar nicht so viel anfangen, einige nutzen die Folk-Darbietung zum Pinkeln und Bierholen. Ich freue mich über den Gänsehautgarant „Glory To The Brave“ und „The Dragon Lies Bleeding“, für mich der erste Song, der sich in meinem Gehör damals festgefressen hatte. Nach „Glory To The Brave“ verlassen Draupner die Bühne und das Set wird mit dem umjubelten „Hearts On Fire“ beschlossen. Die Stimmung ist brutal gut, hier wird großes Entertainment geboten. Nach 90 Minuten ist dann aber Schluss und Hammerfall beenden unter riesigem Beifall den Auftritt. So muss ein Headliner agieren! Setlist Hammefall: 1. Hector's Hymn 2. Riders of the Storm 3. Blood Bound 4. Any Means Necessary 5. Renegade 6. Dethrone and Defy 7. Last Man Standing 8. Let the Hammer Fall 9. Built to Last 10. Between Two Worlds 11. I Believe 12. Medley to the Brave 13. The Dragon Lies Bleeding 14. Glory to the Brave 15. Hammer High 16. Bushido 17. Hearts on Fire Und nicht nur das: Ein Feuerwerk beendet diesmal synchron mit dem Ende des Auftritts ein sehr gelungenes Festival. Horst Franz hält noch eine kurze Ansprache. Er bedauert, gestern nach dem Vince-Neil-Auftritt so ausgerastet zu sein. Vince Neil hätte angeblich Angst gehabt, dass er Konventionalstrafe zahlen muss, wenn er den Auftritt überzieht. In Amerika spielt er nur in Casinos, und da müsste er pro überzogener Minute 1000 Dollar Strafe zahlen. Klar: die Leute sollen ihr Geld verzocken... Schöne Ausrede, aber das Geschleime braucht er dem Ami-Bübele nicht glauben. Schon wenn man darüber nachdenkt, wird das Ganze unlogisch, oder? Insgesamt geht trotzdem ein großes Lob an Veranstalter Horst Franz und sein Team. Heuer war für mich zumindest eine sehr ausgewogene Bandauswahl mit etlichen Highlights, die so nirgends in Deutschland zu sehen waren. Auch die Organisation am Campingplatz war topp, da können sich so manch andere Festivals eine Scheibe abschneiden. Einziger Kritikpunkt: Die hohen Essens- und Getränkepreise auf dem Festivalgelände. Fast 10 Euro für einen Liter Bier sind schon ein bisschen überzogen, oder? Ich hab’s geschafft, während der kompletten drei Tage mich nur an den Ständen außerhalb des Festivalgeländes zu versorgen. Kostet die Hälfte und schmeckt besser! Ein weiteres großes Lob geht an die Fans, die in Balingen mit am Start waren. Überaus lustige Zeitgenossen, friedlich, in Feierlaune, hilfsbereit und locker drauf - so wünscht man sich das bei einem Metal-Festival. Mein Wunsch für nächstes Jahr wären Running Wild, Tesla, Kix - und Def Leppard wären auch mal was! Stefan Graßl |
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