Musik an sich


Artikel
Vicious Rumors: Wir lieben es laut und hart!




Info
Gesprächspartner: Vicious Rumors (Goeff Thorpe)

Zeit: Juli 2011

Stil: US Power Metal

Internet:
http://www.viciousrumors.com
http://www.facebook.com/ViciousRumorsMetal

VICIOUS RUMORS-Vorstand und -Gitarrist Geoff Thorpe ist ein vielbeschäftigter Mann. Eigentlich hätte diese kleine Fragestunde bereits vor längerer Zeit stattfinden sollen, nachdem das neueste Bandalbum bereits Ende März erschien. Aber nachdem Razorback Killers eine richtige Granate geworden ist, lohnt es sich natürlich, auch jetzt noch darüber zu sprechen. Die Karriere von VICIOUS RUMORS war seit dem Unfalltod ihres Sänger Carl Albert im Jahre 1995 ziemlich turbulent. Viele Besetzungswechsel, eine Latte durchwachsene Alben und die erneute Suche nach der eigenen Identität waren die Folge. Doch seit dem 2006er Langdreher Warball, bei dem Meistersänger James Rivera (u.a. Helstar) das Mikro schwang, scheint es zumindest qualitativ wieder schwer aufwärts zu gehen. Und so darf man sich nicht wundern, wenn man das zehnte und aktuelle Werk am Ende des Jahres 2011 in den Metal-Bestenlisten Stahls findet. Soviel Power und gute Songs bringen den Freund des traditionellen Stahl (und wohl nicht nur den) einfach in Wallung. Was Geoff in gewohnter, kalifornischer Euphorie dazu zu sagen hatte, haben wir hier zusammen gestellt.



Fangen wir mal mit einer einfachen, aber emotionalen Frage an: Was bedeutet Heavy Metal für Dich persönlich?

Es ist meine Art zu leben. Ich liebe die Kraft, die Action und die weltweite Metal-Bruderschaft. Dreh auf, it’s time to rock! Ich liebe es einfach.

Nach Sadistic symphony wurde es ziemlich still um die Band. „Warball“ wirkte dagegen fast wie eine Art Comeback mit einem Knall. Empfindest Du das ähnlich?

Ja, unsere letzten beiden CDs brachten uns zurück in die Charts. Ich bin auf alle unsere Alben stolz. Aber es ist toll 2011 wieder so richtig Ärsche treten zu können.

Mit Brian Allen habt ihr einen neuen Sänger mit einer großartigen Stimme, der einen feinen Mix aus Screams, Gefühl und Power bringt. So etwas gibt es ja heute leider nicht mehr allzu oft. Wo hast Du diesen Typen gefunden, der für mich nach vielen Jahren ein würdiger Nachfolger für Carl Albert ist?

Brian wurde mir von Freunden der Bands Wild Dogs and Garden of Eden aus der Gegend von Portland empfohlen. Wir merkten, dass er jede Menge Kraft und einen großen Tonumfang hat. Und das Wichtigste, dass er richtig singen und heavy sein kann. Wir brauchen beides in dieser Band.

Mit Razorback Killers seit ihr zurück im Schoß des Labels SPV, bei dem ihr 1994 in Deutschland Word of Mouth veröffentlicht habt. War dies Deine erste Wahl oder gab es noch andere interessante Möglichkeiten?

Sie waren definitiv in unserer Top 3 und wir sind froh, wieder mit ihnen arbeiten zu können. Wir hatten bis jetzt einen guten Start mit ihnen hingelegt.

Razorback Killers enthält alle typischen Vicious Rumors-Markenzeichen und ihr seid Euch treu damit. Warst Du nicht versucht, der Band einen „frischeren“ Touch zu geben oder wolltest Du einfach den langjährigen Fans das bieten, was sie an der Gruppe lieben?

Ich will einfach ich selbst sein und das machen, was ich am besten kann. Die Fans wissen, wenn etwas echt ist und Vicious Rumors sind es zu 100 %! Wir tun was wir tun und wir sind wer wir sind. Mit dieser Einstellung kann man nichts falsch machen.

Hast Du die Platte selbst aufgenommen und produziert oder nahmst Du lieber die Hilfe eines Außenstehenden in Anspruch? Nebenbei bemerkt, klingt der Sound wirklich ziemlich gut und knusprig.

Vielen Dank! Ich arbeitete mit Juan Urtega. Wir machen es gemeinsam und es funktioniert so ziemlich gut. Juan ist ein Metal-Experte und er versteht, um was es bei Vicious Rumors geht. Testament, Machine Head, Ted Nugent und Nightranger haben bereits seine Dienste in Anspruch genommen. Wir werden auch das nächste Mal wieder zusammenarbeiten.

Nicht wenige Bands werden mit den Jahren softer, nicht so ihr. Stellenweise ist der neueste Streich sogar härter als je zuvor. Ähnlich wie bei Glory of Chaos von, die so manchem alten Furz gezeigt haben, wie man harten Stoff macht. Wo nimmst Du nach all den Jahren diese Aggressivität her - gaben Dir Deine neuen Bandmitglieder auch einen Kick?

Wie wahr! (lacht) Je älter wir werden, desto mehr Schwung und Power produzieren wir. Ich gehe mal davon aus, dass wir einfach besser in dem was wir tun werden. Und wir lieben es laut, hart, schnell und knirschend! Vicious Rumors war schon immer eine Mischung aus Kraft, Melodie und Brutalität. Ich denke, wir haben unser Ziel erreicht.

Die Platte enthält ein paar heiße Gastsolos von Brad Gillis (Nightranger, ex-Vicious Rumors), Testaments Eric Peterson und sogar von Deinem ehemaligen Gitarrenpartner Mark McGee. Wie war es, nach vielen Jahren wieder mit Mark zusammen zu spielen?

Es hat einfach toll funktioniert. Alle drei haben hervorragende Arbeit geleistet und ich war einfach nur glücklich, sie erwischen zu können. Eric hat das Riff von „Murderball“ gehört und sagte gleich, dass er darauf spielen möchte. Das war also leicht. „Deal with the devil“ schreite förmlich nach einen Solo von Brad und er prügelte es gleich beim ersten Take ein. Es war unglaublich das zu sehen! Mit Mark zu arbeiten, fühlte sich ganz wie in alten Zeiten an. Wir hatten viel Spaß. Ich wollte, dass er auf zwei Liedern spielt und er freute sich, das tun zu können.

Man merkte auch bei Eurem grandiosen Auftritt beim diesjährigen Keep-it-true Festival, dass er sich sehr wohl fühlt. Wobei dort die Gesangsleistung von Carl Alberts Sohn Kevin natürlich noch eine besondere Erwähnung verdient. Es war wirklich unglaublich!

Kevin ist so sehr wie sein Vater. Er machte seine Sache mehr als nur gut. Jeder wurde davon einfach weggeblasen - uns eingeschlossen. Für mich war das wie eine Reise zurück in der Zeit. Unsere Geschichte ist so prächtig, warum hätten wir es nicht tun sollen? Wir werden schlafen, wenn wir tot sind!

Ein Jahr zuvor habt ihr auf dem Headbangers Open Air etwas Ähnliches gemacht. Da stand der erste Vicious Rumors-Sänger Gary St. Pierre mit auf der Bühne. Wo hattest Du ihn denn plötzlich ausgegraben?

Das ist eine gute Frage! Der Veranstalter wollte, dass das passiert und zuerst dachte ich auch: auf keinen Fall. Aber nach einiger Zeit und ein paar Gesprächen darüber, rief mich Gary plötzlich ganz unvermittelt an. Damals dachte ich wirklich, es müsste nun einfach so sein. Und am Ende war es wirklich eine schöne Sache.

Diskografie
Soldiers of the Night (1986)
Digital Dictator (1988)
Vicious Rumors (1990)
Welcome to the Ball (1992)
Plug In and Hang On: Live in Tokyo (live, 1992)
Word of Mouth (1994)
The Voice (EP, 1994)
A Tribute to Carl Albert (live, 1995)
The First Ten Years (VHS, 1996)
Something Burning (1996)
Cyberchrist (1998)
Sadistic Symphony (2001)
Crushing The World (DVD, 2005)
Warball (2006)
Razorback Killers (2011)
Wenn wir schon in der Vergangenheit wühlen: Vicious Rumors haben sich in den zurücklegenden zwei Jahrzehnten immer wieder verändert, personell wie geschäftlich. Viele ähnliche Metalbands haben in den 90ern frustriert die Segel gestrichen. Wie hast Du Dich angetrieben immer weiter zu machen und Deinen Heavy Metal-Traum zu leben?

Man, um es kurz zu machen: Es ist in unserem Blut! Es ist das was ich mache. Ich lebe einfach dafür und niemand kann es mir wegnehmen. Das ist das was zählt.

Bereust Du irgendwelche zurückliegenden Entscheidungen im Zusammenhang mit der Band?

Ich schaue nicht auf diese Art zurück. Ich schätze mich wirklich glücklich, einen 33-jährigen Lauf mit Vicious Rumors hinter mir zu haben und ich bin froh, dass wir immer noch mit Kraft dabei sind!

33 Jahre sind wahrlich richtig lange in einem solchen Geschäft. In dieser Zeit haben Vicious Rumors zehn Alben veröffentlicht. Könntest Du vielleicht am Schluss dieses Gesprächs kurz sagen, wie Du die einzelnen Platten heute siehst?

1. Soldiers of the Night: Das erste Album, großartiger Start, mittlerweile ein Klassiker.
2. Digital Dictator: Der Beginn dessen, was Vicious Rumors sind und welchen Sound wir entworfen haben. Ein richtiger Metal-Klassiker.
3. Vicious Rumors: Das erste auf einem Majorlabel, die ersten langen Touren, MTV.
4. Welcome to the Ball: Hey, wir werden langsam ziemlich gut darin! Mehr Touren, MTV.
5. Word of Mouth: Unser melodischstes Album. Ein trauriges „auf Wiedersehen“ an Carl.
6. Something Burning: Das ist das einzige Album mit nur vier Mitgliedern.
7. Cyberchrist: Wir finden unseren Weg zurück.
8. Sadistic Symphony: Mein großer Minspunkt: Der Mix wurde nicht das was wir wollten.
9. Warball: Das große Comeback von Vicious Rumors.
10. Razorback Killers: Eines unserer besten Alben überhaupt!

Geoff, ich danke Dir für dieses kurzweilige Gespräch.

Ich ebenso. Wir freuen uns darauf, Euch alle auf der Europatour zwischen dem 13. August und dem 10. September und auf unseren Internetseiten zu sehen!





Mario Karl



 << 
Zurück zur Artikelübersicht
 >>