Georg Breinschmid
Wien bleibt Krk
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Englischer Humor ist schwarz, französischer frivol, deutscher plump. Wiener Humor ist krk. Das hat übrigens nichts mit der unaussprechbaren ex-jugoslawischen Insel zu tun.
Damit dürfte klar sein, dass man Georg Breinschmids entweder genial oder völlig dement finden wird. Ethnoanthropolgisch geschulten Fachleuten, die glauben sie seien gegen die Zumutungen von Wien bleibt Krk gefeit, weil sie Danzer und die Erste Allgemeine Verunsicherung, Kreisler und Ambross’ Watzmann-Epos kennen, sei gesagt, dass man, um Breinschmid zu goutieren, einer Mentalität bedarf, die nicht schreiend die Flucht ergreift, wenn eine Mischung aus Helge Schneider und Frank Zappa, inszeniert von John Cage angekündigt wird.
Es könnte sein, dass es gerade die oft verteufelte EU-Osterweiterung ist, die Breinschmids hypostasierten Banal-Intellektualismus verdaulich macht. „In Wien beginnt der Balkan“ zitiert Breinschmid im Booklet ein geflügeltes Wort, das ihm seit seiner Kindheit vertraut ist. Und es sind nicht zuletzt die Rhythmen und mitreißenden Melodien, dieser ominösen Bergregion Südosteuropas, die Breinschmids Werke nicht nur verdaulich, sondern teilweise sogar tanzbar macht.
Akkordeon, Contrabass, Wiener Schmäh und Dissonanzen verbinden sich zu einer skurrilen Mischung, der man zumindest extreme Originalität zusprechen muss. Ob lebensfrohe Zigeunermusik, Walzer, Sprechgesang, erholsame Nummer im Zwischenbereich von Rock und Pop, schwere Akkordeonnummern oder humorvolle musikalische Glossen, Witz hat Breinschmid immer.
Die Toleranzgrenzen der Hörer werden aber oft massiv ausgetestet. Die Violine kann nämlich nicht nur wild fiedelnd „Skubek's Delight“ zu einem Highlight des Albums machen, sondern auch mit argem Gekratze nerven.
Der „Florentiner Marsch“ klingt zumindest zu Beginn als wolle Otto einen betrunken Araber karikieren. Auch eine schräge Nummer wie „Komisches Wienerlied“, die John Cage und Stockhausen gegen das Neujahrskonzert in Stellung bringen, setzt nervliche Standfestigkeit voraus.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Wien bleibt Krk | 7:23 |
2 |
Interlude: Klanes Wiener Basssolo | 1:48 |
3 |
Stammersdorfer Ausdruckstänze | 9:26 |
4 |
Musette pour Elisabeth | 4:50 |
5 |
A klanes Brabitschek | 5:18 |
6 |
I pee a Hedgehog with long-lasting Waves | 2:28 |
7 |
Interlude: Mussorgsky, mei oida Freind | 1:54 |
8 |
Balkandrom | 9:16 |
9 |
Fußball-Aversions-Wienerleid | 3:48 |
10 |
Interlude: An uns zwaa kummt kana foabei | 1:58 |
11 |
Skubek's Delight | 3:13 |
12 |
Komisches Wienerlied | 5:39 |
13 |
Florentiner Marsch | 7:36 |
14 |
Interlude: Midnight in Heanois | 2:01 |
15 |
For the lost Daughters and Sons of Vienna | 6:52 |
16 |
* Pause * | 2:00 |
17 |
Schlußwort | 0:50 |
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Besetzung |
Georg Breinschmid (Bass, Voc <5,6,9,12>)
Beni Schmid (Violine <1,4,10,11,14>)
Aleksey Igudesman (Violine <2,8,12>)
Sebastian Gürtler (Violine <2,8,12>)
Stian Carstensen (Akkordeon <1,4,7,11>)
Thomas Gansch (Trompete <6,13>, Voc <6,13>)
Roland Guggenbichler (Piano <15>)
Agnes Heginger (Voc <5>)
Leni Lust (Voc 9>)
Caroline Athanasiadis (Voc 9>)
Iris Suchan (Voc 9>)
Linde Gansch (Voc 9>)
Tini Kainrath (Voc <15>)
Willi Resetarits (Voc <15>)
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