Langgaard, R. (Dausgaard)
Sinfonie Nr. 1
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Info |
Musikrichtung:
Spätromantik
VÖ: 11.04.2008
(DaCapo / Naxos / SACD hybrid 2007 / Best. Nr. 6.220525)
Gesamtspielzeit: 60:30
Internet:
DaCapo Records
Rued Langgaard
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JUGENDLICHE GRÖSSE
Das Rezensenten-Dasein bringt nicht nur Abwechslung, sondern auch viel Routinearbeit mit sich, wenn man sich erst einmal in seiner fachlichen Ecke eingerichtet hat. Um so mehr hat mich diese Einspielung der ersten Sinfonie des Dänen Rued Langgaard aufhorchen lassen. Es handelt sich um ein Jugendwerk. Langgaard nahm die Arbeit daran schon im Alter von 15 Jahren auf und schloß die - von der heimischen Musikwelt zunächst als "unspielbar" eingestufte - Komposition als 17Jähriger ab.
Die Ambitioniertheit zeigt sich nicht allein in den enormen Ausmaßen der fast einstündigen Sinfonie, sondern auch an den Vorbildern, an die Langgaard anzuknüpfen versucht. Zwar entwickelt er die Tonsprache aus der nationalen romantischen Tradition Dänemarks, indem er vor allem die Ansätze Niles Wilhelm Gades aufgreift, doch integriert er zugleich die musikalischen Mittel so unterschiedlicher europäischer Sinfoniker, wie Tschaiskowsky und Bruckner, aber auch Elemente des Wagnerschen Orchesterklangs. Die Beherrschung der Mittel ist dabei erstaunlich souverän, wenngleich ein nahezu schamloses Sich-Ergehen im Schwelgerischen unüberhörbar ist und der Hang zu einem "großen Ton" so ungebrochen und unironisch dominiert, wie es - in Musik, Literatur und Malerei gleichermaßen - überhaupt nur bei einem Jugendwerk verzeihlich und erträglich ist: Das große Gefühl erscheint hier noch ganz echt empfunden, nicht ideologisch überhöht oder rückblickend verklärt.
Zwar drohen in den ausladenden Ecksätzen die Motive und Strukturen bisweilen zu zerfasern und so manches der programmatisch beschworenen musikalischen Naturbilder wirkt nachgerade grotesk übersteigert, aber all dies wird so gnadenlos oppulent, so verschwenderisch im Umgang mit dem Material und dem Instrumentarium ausgeführt, dass man sich davon durchaus mitreißen lassen kann. Schon der erste Satz zieht den Hörer durch rauschhafte Klänge in seinen Bann, der lyrische zweite Satz gibt nur eine kurze Ruhepause, bevor das "Sagenraunen" uns in eine mystische Welt entführt.
Die sich in dem Werk noch einmal zu alter Größe aufschwingende Romantik erfährt ihre Öffnung zu den Klängen und Mitteln der Moderen erst im Schlußsatz, der damit als harter Kontrast zu dem zwar hochdramatischen, aber extrem konservativ gestalteten vierten Satz wirkt.
Thomas Dausgaard steuert den riesigen Orchesterapparat, der im letzten Satz noch einmal zusätzliche Verstärkung durch weitere Bläserstimmen erhält, traumwandlerisch sicher durch die Klippen dieser Partitur. Das straffe Spiel betont eher den dramatischen als den pathetischen Charakter der Sinfonie. Erstaunlicherweise ist es der Tontechnik gelungen, den Klang des Orchesters ungeachtet des von Langgard favorisierten pastosen instrumentalen Farbauftrags optimal gestaffelt und sehr transparent einzufangen.
Eine lohnende Entdeckung!
Sven Kerkhoff
Trackliste |
Sinfonie Nr. 1 "Felsenpastoralen", BVN 32
1 Meeresbrandung und Sonnenblicke 21:26
2 Blumen der Berge 10:38
3 Sagenraunen 05:40
4 Bergan 05:18
5 Lebensmut 17:28
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Besetzung |
Danish National Symphony Orchestra
Ltg. Thomas Dausgaard
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