Kraus, J. M. (Erhardt)
Amphitryon (Schauspielmusik)
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Info |
Musikrichtung:
Klassik
VÖ: 16.05.2008
Phoenix Edition / Naxos (CD, DDD (AD: 2007, live), Best.nr. 111 )
Gesamtspielzeit: 77:49
Internet:
Phoenix Edition
L´Arte del mondo
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WIEDER DA
Mit der Finanzkrise der DeltaMusic schien auch das Ende des Labels Capriccio besiegelt zu sein. Ob es dieses zukünftig noch geben wird, steht in den Sternen, aber die bereits begonnenen Projekte und viele Pläne wurden hinübergerettet in das neu gegründete Label Phoenix Edition. Dessen weltweiter Vertrieb ist durch die Zusammenarbeit mit Naxos gesichert und so wird den Produktionen, die in ihrer Aufmachung weiterhin an das Capriccio-Design erinnern, vielleicht auch endlich international die nötige Aufmerksamkeit zuteil. Verdient hätten sie es allemal, denn gleich in den Anfangsmonaten hat das Label eine Reihe beachtlicher Weltersteinspielungen mit renommierten Interpreten herausgebracht und das angekündigte Porgramm für die kommenden Monate kündet davon, dass man die Arbeit auf diesem Niveau mit hohem Ehrgeiz fortsetzen möchte.
Zwei Weltpremieren sind auch gleich die beiden Produktionen mit Werken des schwedischen Mozart-Zeitgenossen Joseph Martin Kraus (1756-1792). Dessen Sinfonien haben mittlerweile einige Bekanntheit erlangt, die Vokalwerke hingegen führten bislang eher ein Schattendasein.
Zwischen 1777 und 1790 entstanden die vier weltlichen Kantaten für Solosopran, die unter dem Titel "La primavera" (Phoenix Edition Nr.101) erschienen sind. Es sind opernhaft anmutende Werke, die Ähnlichkeiten zu Mozarts Tonsprache im "Idomeneo" ebenso erkennen lassen, wie Anklänge an Gluck oder an die weltlichen Kantaten Joseph Haydns, und die sich hinter diesen großen Vorbildern nicht zu verstecken brauchen. Die schriftlichen Überlieferungen belegen, dass Kraus am schwedischen Hofe mit der Sängerin Lovisa Augusti eine Sopranistin ersten Ranges zur Verfügung stand. Kraus wusste mit diesem Pfund wahrlich zu wuchern, denn die Kantaten bewegen sich auf einem zum Teil aberwitzigen Schwierigkeitsgrad und beinhalten in einigen Arien ein Koloraturfeuerwerk, das seinesgleichen sucht. Dabei haben die Stücke durchaus zugleich emotionale Tiefe und weisen eine erstaunliche Differenziertheit sowohl in der Tonsprache, wie auch in der Instrumentierung auf. Die Kantaten durchmessen die ganze Bandbreite des Ausdrucks- und Gefühlsspektrum und erweisen sich daher als so abwechslungsreich, dass die Spieldauer der SACD wie im Flug vergeht.
Mit Simone Kermes wurde eine Sängerin verpflichtet, die der historischen Konkurrentin Augusti wohl gewachsen gewesen wäre. Ihr Vortrag bleibt in jeder Höhenlage brillant und ausdrucksstark, das leicht metallene Timbre ihres Soprans steht den Kantaten gut zu Gesicht und die Koloratursicherheit verblüfft ein ums andere Mal. Dabei widmet Kermes den lyrischen Passagen nicht weniger Aufmerksamkeit, als den dramatischen Ausbrüchen und versteht es zum Beispiel ganz wunderbar, in der Arie "Gia la notte s´avvicina" die Spitzentöne sanft verdämmern zu lassen.
Von dieser Weltklasseleistung mitgerissen, agiert auch das Orchester "L´arte del mondo" hochpräzise, schwungvoll und agil.
Im Vergleich dazu erscheint die Mitte der 1780er-Jahre komponierte Schauspielmusik zur Komödie "Amphitryon" (Phoenix Edition Nr. 111) etwas banal. Der scharfzüngige Kraus bezeichnete sie in einem Brief als "so eine kleine Arbeit", die er - dem Wunsche des Königs entsprechend - "geschwinde zusammenschmirte". So wirken die Chöre und Arien tatsächlich recht harmlos, woran auch der engagierte Einsatz von Chantal Santon und Georg Poplutz sowie des Bonner Kammerchors wenig ändern können. Der Reiz des Werks liegt deshalb am ehesten in den Tanzsätzen und der Ballettmusik, welche dem damaligen französischen Geschmack entsprechen. Darin finden sich einige originelle und exotische Einfälle, die die Theateraufführung seinerzeit erheblich aufgewertet haben dürften und die auch heute noch hörenswert sind.
Sven Kerkhoff
Besetzung |
Chantal Santon, Sopran
Georg Poplutz, Tenor
Bonner Kammerchor
L´arte del mondo
Ltg. Werner Erhardt
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