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Reviews
Royal Wade Kimes

Cowboy Cool


Info
Musikrichtung: Country / Western Music

VÖ: 18.05.2004

(Wonderment Records)

Gesamtspielzeit: 42:25

Internet:

http://www.royalwadekimes.com


Royal Wade Kimes ist einer Abteilung der Countrymusik zuzuordnen, die in den letzten Jahren kaum bzw. überhaupt nicht in den Billboard-Charts vertreten war, sich aber im Mutterland dieses Genres in letzter Zeit rasend schnell entwickelt und somit vielleicht auch bald den Weg in die Hitparaden finden könnte. Denn Royal Wade Kimes ist - wie bereits der Titel des Albums vermuten lässt - in der Western Music zuhause und gibt folgerichtig als Hobbies die Jagd mit Pfeil und Bogen sowie den Schießsport an. Als Songschreiber bereits für Leute wie Garth Brooks, Diamond Rio und Gene Watson aktiv, fiel sein Talent der Country-Legende Eddy Arnold auf. Nach seinen Alben Another man´s sky von 1996, Hangin´ around the moon von 2000 und A dyin´ breed von 2002 legt er nun mit Cowboy Cool ein durchaus interessantes Album auf.

Im Einzelnen:

Eine dezente Gitarrenbegleitung und eine angenehm warm und ehrlich klingende Stimme empfangen zum Titel "Ponies" und nehmen schnell die Angst vor dem verstaubt anmutenden Image der Western-Musik. Schöne Harmonien lassen viel Luft, die Story des Songs zu erzählen. "Modern day drover" startet hingegen schon mit einer traditionell klingenden Einleitung inklusive Fiddle und erzählt eine Truckergeschichte und hat mit Textphrasen wie "America´s son" sicher schnell den Weg in die Fahrzeugkabinen der Vereinigten Staaten gefunden. Bis auf den ersten und den letzten Song des Albums stammen übrigens alle Lieder aus der Feder Royal Wade Kimes', was natürlich auch für die Ehrlichkeit dieses Longplayers spricht. "Cowboys only cry in the rain" greift die angebliche Härte der berittenen Viehhüter auf und vertraut uns an, dass die Cowboys nur im Regen weinen, damit man es nicht sieht. Aber angenehm ist auch, dass sie sich Tränen eingestehen, wenn sie verlassen werden. Stimmlich wird das Thema gut umgesetzt und Kimes erinnert bei dieser sehr schönen Ballade ein wenig an Gary Allan und seine rauhe Stimme. So langsam dürfte auch so mancher Freund des New Country sein Interesse an diesem Album gefunden haben, denn der ruhig gehaltene Background und die warme Stimme erzeugen eine Harmonie, wie man sie - vielleicht auch wegen der aufgeplusterten modernen Produktionen - leider nur noch selten findet.

Bluesig-rockigen Einschlag im Stil von Chris Ledoux (bekanntermaßen als Rodeoreiter dem Western auch sehr verbunden) prägt "Wild love" und lässt auch die Liebe im Cowboyleben zu. Angeblich sind die Jungs ja furchtlos, aber ihn scheint es doch zu schütteln. Ride ´em, cowboy! Den bluesigen Sounds bleibt Kimes auch bei "Feelin stud" treu und würzt sie mit einem E-Piano und einer jammernden Gitarre wenn er von Rodeo, schönen Frauen und einer Schlägerei berichtet. Thematisch eine Nummer härter geht es bei "The white horse" zu, denn Royal Wade Kimes reitet in die Stadt um einen Mord zu rächen und tritt dabei gegen drei Outlaws an. Obwohl er sie in die Hölle schickt, hat es auch ihn erwischt und er reitet mit dem "white horse" in die ewigen Jagdgründe (ach nee, das waren die Indianer). Im 21. Jahrhundert dürfte es nicht mehr zu dieser Art der Vergeltung kommen, aber für Freunde alter Western ein leicht vorstellbares Prozedere. John Wayne lässt grüßen! Bleiben wir noch ein wenig bei den alten Filmen. "Ruth Ann" könnte gut dem Soundtrack zu "12 Uhr mittags" entnommen sein, denn außer einer Gitarre und einer Fiddle begleitet nichts den armen Burschen, der fliehen muss, da der Süden gefallen ist. Da bleibt nur die Hoffnung auf ein Wiedersehen und die Frage, wie man es schafft, im Jahre 2004 Songs zu schreiben, die ihre Geschichte so weit in der Vergangenheit haben. Bleiben wir beim Thema "Flucht", denn in "Lost soul lookin for a grave" hat Kimes mal eben seine Frau und ihren Lover erschossen und ist nun "on the run". Nach diesem Song wird Mrs. Kimes zu den besonders keuschen Ladies gehören, insbesondere bei den bereits erwähnten Hobbies ihres Mannes. Einigen mögen die Songs zu kitschig sein, doch wir bewegen uns hier in der Abteilung "Western" und dort sind diese Themen angesagt.

Bei "The shooting star" geht es um ein Duell zwischen Pecos Bill und dem lawman "Shooting Star", das natürlich der Gute gewinnen darf. Ein Midtempo-Song, der wiederum durch seine abgestimmten Rollen lebt: Dezente Begleitung bei den Strophen, lebendigerer Background im Refrain und in den Bridges. "Lonesome Cowboy" lässt bei den Grooves an die Mitarbeit Mark Knopflers denken, der ja bekanntlich auch dem Country-Bereich freundlich gesonnen ist. Doch auch dieser Titel wurde von Royal Wade Kimes geschrieben und kommt flott swingend daher. Der Unterschied zwischen Möchtegern-Cowboys und den echten harten Männern wird bei "I´m a Cowboy" geklärt. So reicht es nun mal nicht aus sich Hut, Boots und einen Pickup zuzulegen. Der Sprechgesang erinnert an "Mama told me not to come" von den Three Dog Night und wird von einem knackigen Groove unterstützt, bevor Bob Dylan´s "Knockin´ on heaven´s door" neu aufgelegt wird. Warum er sich diesen Titel ausgesucht hat, weiß man nicht. Vielleicht liegt es daran, dass die Begriffe "gun" und "shoot" darin vorkommen. Die Aufforderung, seine Waffen zu vergraben, scheint er aber nicht ehrlich gemeint zu haben. Musikalisch ist der Titel aber gut umgesetzt, denn sowohl die gewählten Instrumente als auch Royal Wade´s Stimme sowie die recht hohe und durchdringende Stimme der Backgroundsängerin ergeben ein rundes Ergebnis.

Fazit:

Auf die Frage "Ist Western- als Unterart der Countrymusik überhaupt hörenswert?" darf man getrost mit einem klaren JA antworten, denn wenn die Stories über Cowboys, Schießereien, Pferde, Rodeo und Einsamkeit in ein derart angenehmes musikalisches Gewand gesteckt werden, wie es Royal Wade Kimes mit seinem Album Cowboy Cool vollzogen hat, sind sie sicherlich gut anzuhören. Ob der Text nun jedermanns Sache ist mag gelegentlich in Zweifel gezogen werden, doch auch nicht jedes New-Country-Album glänzt mit hoher dichterischer Kunst.

Angenehm zu hören ist die warme Stimme und der unaufdringliche musikalische Background, der sich - wie bereits erwähnt - entspannend von vielen modernen Produktionen abhebt. Kimes ist es mit diesem Album gelungen, die Grenzen von Western und Country so zu vermischen, dass niemand mit seinem Seelenheil spielt, wenn er sich die CD zulegt, auch dann nicht, wenn er mit dem Begriff "Western" bisher nichts zu tun hatte. Unangenehm ist hierbei für uns Europäer lediglich die heroische amerikanische Flagge mit dem großen Aufdruck "Law & order", die über dieser Musik flattert, aber das gehört nun mal dazu. Denn woher, wenn nicht aus den USA, kommen die Stories und die Musik? Und außerdem waren wir als Kinder doch immer auf Seiten des Sheriffs, oder?



Lothar Heising



Trackliste
1Ponies 4:15
2Modern day drover 2:58
3Cowboys only cry in the rain 2:59
4Wild love 3:07
5Feelin stud 4:27
6The white horse 4:25
7Ruth Ann 3:31
8Lost soul lookin´ for a grave 3:32
9The shooting star 2:56
10Lonesome cowboy 3:07
11I´m a cowboy 3:02
12Knockin´ on heaven´s door 4:06
Besetzung

Mike Noble - Guitars
Larry Crowley - Guitars
Fats Caplin - Strings
George Bradfute - Guitars, Bass, Banjo, Cello
Steve Ward - Drums
Royal Wade Kimes - Guitars
Paul Hollowell - Keyboards, Organ, Piano
Clinton Gregory - Fiddle


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