Heinz Rudolf Kunze
Können vor Lachen
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In seiner gut 40jährigen Karriere hat sich Heinz Rudolf Kunze stilistisch in vielerlei Hinsicht ausprobiert. Dabei sind ihm sogar Chart-Hits gelungen, was auch für erfolgreiche Liedermacher ja alles andere als selbstverständlich ist. An seinem größten Hit „Dein ist mein ganzes Herz“ lässt er heute allerdings kaum noch ein gutes Haar. Das ist nicht ganz unverständlich, aber auch ein wenig überheblich und arrogant. Vor allem aber ist es unpassend. Denn das naive kleine Lied repräsentiert in der reinsten Weise eine der beiden Seiten Kunzes, die ihn im Zusammenspiel so einzigartig machen.
Mir ist Heinz Rudolf Kunze erstmals Anfang der 80er auf einer MC-Compilation begegnet, mit der die WEA unter dem Slogan „Formel D bestimmt den Trend“ auf „Neue Musik aus Deutschland“ aufmerksam machen wollte. Das dort gefeaturte „Für Nichts und wieder Nichts“ ist für mich bis heute einer der typischen Kunze-Songs. Du liebst ihn, weil er schlicht gute Musik ist, die Dich mitreißt, Dich mitreißen würde, auch wenn in Finnisch gesungen würde. Bei dem Text rätsele ich bis heute, was er wirklich bedeutet. Aber ich bin mir sicher Kunze weiß genau, was er sagen wollte, …, und was er offenhalten wollte. Der Mann ist halt gelernter Deutsch- und Philosophie-Lehrer.
„Für Nichts und wieder Nichts“ ist die vollkommene Synthese aus Anspruch im Text und Lebenslust in der Musik. „Dein ist mein ganzes Herz“ ist vielleicht nur Lebenslust. Das aber gefällt mir besser als die Stücke, in denen sich der Stammgast etablierter Feuilletons ganz dem Anspruch verschrieben hat. Können vor Lachen steht völlig im Zeichen der „Für Nichts und wieder Nichts“-Symbiose und könnte sich zu meinem Kunze-Lieblingsalbum nach Eine Form von Gewalt entwickeln.
Man könnte Können vor Lachen ohne Probleme als reines Rockalbum besprechen, dem man dann deutliche AOR- und Songwriter-Tendenzen attestieren würde. Da schlagen dann das Hammer-Piano und die Orgel von „Lass uns tun was geht“ positiv zu Buche – genau wie der rockige Titelsong mit waviger Gitarre und wiederum starker Orgel, der starke, fast punkige Rocker „Der Irrsinn hat System“, der sich gegen deutsche Heilslehren wendet, das packende „Kein Zeitgefühl“ mit seiner etwas platten Kritik der aktuellen Bundesregierung und das kreative „Liebes Lied“ mit leichtem Country Feeling.
Für die Texte reichen die fünf bis sechs Durchläufe, die man für eine Review hat, bei Kunze in der Regel erst mal nicht. Die wollen sacken, arbeiten, Spätwirkungen erzeugen. Und das ist auch gut so. Dennoch ist bereits jetzt einiges angekommen.
Mit „Halt mich fest“ ruft Kunze nach Sicherheiten in schwierigen Zeiten. Der Titelsong beharrt auf der aus der Mode gekommenen Vorstellung, dass man sich Fähigkeiten aneignet, bevor man den Mund zu weit aufmacht. Das Antikriegslied „Igor“ zieht mit Udo Lindenbergs „Wozu sind Kriege da“ fast gleich. Die „Trostlosigkeitsallee“ ist ein Anspruchslied für Deutsch- und internationale Literatur-Lehrer. Das fast ungebrochene Liebeslied „Du tust mir gut“ erinnert mich an eine Ansage von Kunze in einem Konzert lange vor „Dein ist mein ganzes Herz“. Das „Kinderlied“ leitete er mit der Bemerkung ein, eine Romanze pro Programm stände auch ihm zu, von dem man immer einen ungeheuren Problemdruck erwarte. Immerhin wurde er aufgrund seiner Texte auch Niedermacher genannt.
Das ist lange her – aber HRK ist immer noch da und derzeit in blendender Verfassung.
Highlight: „Igor“
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Halt mich fest | 4:10 |
2 | Halt das Herz an | 3:06 |
3 | Können vor Lachen | 4:22 |
4 | Du tust mir gut | 3:33 |
5 | Igor | 4:39 |
6 | Die furchtbaren herrlichen Jahre | 4:52 |
7 | Kein Zeitgefühl | 3:29 |
8 | Immer nur um Dich | 3:16 |
9 | Klar hab ich geweint | 4:04 |
10 | Trostlosigkeitsallee | 6:44 |
11 | Der Irrsinn hat System | 3:39 |
12 | Lass uns tun was geht | 4:00 |
13 | Liebes Lied | 3:22 |
14 | Leuchtturm | 4:51 |
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Besetzung |
Heinz Rudolf Kunze (Voc, Piano, Git, Mundharmonika, Keys)
Jens Carstens (Dr, Perc)
Udo Rinklin (Keys, Git, B, Piano, Programming, Chor <9>)
Matthias Ulmer (Orgel, Piano)
Manuel Lopez (Git)
Jay Stapley (Git)
Dominik Vona (Chor <9>)
Daniela Vona (Chor <9>)
Hanna Batka (Chor <9>)
Johannes Falk (Chor <9>)
Selcuk Dincer (Chor <9>)
Ralf Schroeter (Chor <9>)
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