The Yardbirds

Live And Rare (4 CD, 1 DVD)


Info
Musikrichtung: Rock

VÖ: 21.03.2019

(Repertoire Records)

Gesamtspielzeit: 263:11

Internet:

http://www.theyardbirds.com/
https://www.repertoirerecords.com/
http://www.brooke-lynn-promotion.de/


Eine der wohl wichtigsten und innovativsten Bands der Sechziger waren The Yardbirds, gegründet 1963 in London. Oft wird die Gruppe darauf reduziert, vier hervorragende Gitarristen in den Reihen gehabt zu haben. Und dieses wird noch weiter reduziert, indem lediglich Eric Clapton, Jeff Beck und Jimmy Page erwähnt werden. Doch vor Clapton gab es noch einen weiteren Lead-Gitarristen, das war Anthony “Top“ Topham. Doch bevor es zu ersten Plattenaufnahmen kam, war dieser bereits wieder entschwunden, findet also auch auf dieser opulenten Box leider keine Erwähnung.

Live And Rare, die Box mit vier CDs und einer DVD, umfasst Aufnahmen der Band aus den Jahren 1964 bis 1968, also bis zu jenen Tagen, als sich Jimmy Page aufmachte, aus den Resten der Yardbirds The New Yardbirds zu formieren, die letztlich zu Led Zeppelin wurden. Ergänzt werden die Ton-und Bildträger um ein 36 Seiten starkes Booklet mit der Entstehungsgeschichte der Band und vielen raren Fotos. Ebenso sind die jeweiligen Besetzungen zu allen Aufnahmen aufgeführt. Bei diesen Aufnahmen handelt es sich um siebzig neu remasterte Songs inklusive einundzwanzig bisher unveröffentlichter Titel. Neben Aufnahmen für die BBC gibt es solche für das französische Fernsehen, vom San Remo Musik-Festival, für das deutsche Format “Beat! Beat! Beat“ usw. sowie auch Werbespots. Mithin eine rundum zufrieden stellende Sammlung für Fans der Band. Auf der DVD mit einer knappen Stunde Laufzeit finden wir einundzwanzig restaurierte Liveauftritte der Yardbirds aus dem Archiv der BBC und anderer europäischer Fernsehsender. (ITV, Aufnahmen französischer und deutscher Sender)

Innerhalb der vier abgebildeten Jahre hatte sich so manche musikalische Veränderung ergeben. Von den anfänglich bluesorientierten Aufnahmen mit Eric Clapton folgte die Zeit experimenteller Gitarren mit Jeff Beck (Einbeziehung von Fuzz- und orientalischem Sound) und später zusätzlich Jimmy Page, inklusive der Verwendung psychedelischer Elemente, bis hin zur Wegbereitung von Led Zeppelin, mithin den Einbezug von verstärktem Rock. Kommerziell fiel die Zeit mit Beck am meisten ins Gewicht, daraus resultierten dann auch Hits wie “Still I'm Sad“, “Evil Hearted You“, “Shapes of Things“ oder “Over, Under, Sideways, Down“.

Mitunter waren auch Beck und Page gleichzeitig an Bord, so zum Beispiel bei dem von “The Train Kept A-Rollin‘“ zu “Stroll On“ umgearbeiteten Titel, der ihnen zu einem kurzen Auftritt im Film “Blow Up“ von Michelangelo Antonioni (1966) verschaffte. Diesen Song sowie weitere Mono Recordings finden wir auf CD 1, darunter die Single “Happenings Ten Years Time Ago“/“Psycho Daisies“. Ferner gibt es fünf Solo-Aufnahmen des Sängers Keith Relf.

Die Liveaufnahmen offenbaren, nicht nur wegen der nicht immer astreinen Klangqualität, auch Schwächen der Band, mitunter im Zusammenspiel der Band, aber vor Allem im Gesang, war Keith Relf eben nicht der allerbeste Sänger. Im Studio fiel das nie so relevant auf, alles fügte sich soundmäßig zusammen. Doch bereits bei der ersten CD und den Aufnahmen aus Frankreich, fällt es auf, hinzukommt, dass die Band ziemlich gehetzt durch die Songs jagt. Die Aufnahmen aus San Remo sind mir noch erinnerlich von einer noch im Besitz befindlichen Single, “Questa Volta“ und “Paff Bum“ sind merkwürdige Songs, die ganz aus dem Rahmen der Musik fallen. Es fällt auf, dass im Booklet hierzu die Keyboards unterschlagen wurden. Lustig die Werbespots der Tracks 6/7, bevor es dann wieder live und rau weitergeht. Diese Livesongs sind im Grunde genommen nur als Komplettierung zu werten. Interessanter sind da die #10-17, die man allerdings zumeist bereits auf anderen Kompilationen bekommen konnte.

CD 2 enthält weitere Liveaufnahmen, allesamt aus 1967, die ersten vier in der deutschen Beatsendung “Beat! Beat! Beat!“ und der Rest aus Stockholm und Paris. Und wieder rasen die Songs durch die Platte, untermalt von kreischenden Fans, und bis auf die deutschen Aufnahmen nicht sonderlich berauschend im Klangbild, also – für Sammler! Im Übrigen war Beck nun nicht mehr dabei.

CD 3, das ist natürlich sicher auch wichtig für Fans von Led Zeppelin, der Obertitel der CD weist bereits darauf hin, “Dazed And Confused“. Die Platte startet mit einem Interview mit Jimmy Page, ansonsten 6 x BBC, und die letzten 3 Songs aus dem französischen TV. Nun hatte sich bereits ein ganz anderer Sound eingeschlichen, der nicht mehr stark an die bekannten Yardbirds erinnerte. Page hatte wohl voll übernommen, erstaunlicherweise wurde der Sound nun entspannter und auch Relf’s Gesang hatte sich sehr verbessert. “White Summer“, ja, das ist der dicke Brückenschlag zu Led Zeppelin, hier nur zu Dritt eingespielt, neben Page an der Akustischen sind das Chris Dreja am Bass und Jim McCarty an der Perkussion. Und dann “Dazed And Confused“, so, wie man es später lieben lernen sollte, hier in der „Urfassung“ sozusagen, ja, das ist bereits ein wenig mehr Led Zeppelin als Yardbirds! Also, die CD 3 ist der Gewinner dieser Ansammlung, stellt sie aus meiner Sicht jedenfalls ein wichtiges Bindeglied dar, den “Missing Link“ sozusagen.

Entgegen der Chronologie umfasst die vierte CD nun wieder die Jahre 1964-1966. Auf den ersten neun Songs hören wir nun Eric Clapton. Die Aufnahmen beim 4th National Jazz & Blues Festival vom 9.August 1964 sind dabei historisch sicher wertvoll, doch klanglich eine Katastrophe. Es schnarrt, und Bass und Höhen sind Fehlanzeige, gruselig mitunter. Und das zieht sich leider auch weiter durch die CD, betrachten wir es insofern als Zugabe zu den ersten beiden Songs, die in Ordnung sind.

So, und nun verbleibt noch die DVD. Und das ist natürlich eine Freude, diese herrlichen Zeitdokumente zu erleben, angefangen von den Aufnahmen aus 1964 in schwarz-weiß, noch mit Clapton, der hier sauber seine blues-inspirierten Soli spielt, diese Aufnahmen, identisch mit jenen der CD 4, sind wirklich sehens- und hörenswert. “Train Kept A-Rollin’ (Edit)“ und “Shapes Of Things (Edit)“ sind leider nur anteilig vorhanden (siehe Anmerkung “Edit“) und zeigen Beck in bester Form. Im deutschen Fernsehen, 1967, gibt sich Page dann die Ehre, und fügt sich noch in das alte Schema ein, mit alten Songs, die zum Besten gegeben werden. Bei “I’m A Man“ zieht er dann vom Leder und trickst gar mächtig herum, und auch der Geigenbogen kommt zum Einsatz. Bei den nachfolgenden Pariser Aufnahmen nähert man sich dann teilweise noch weiter an Led Zeppelin an. Ja, und fast ein Jahr später dann noch einmal “Dazed And Confused“, live für das französische Fernsehen, und das ist dann wieder der Brückenschlag in die Zukunft. Page ist nun klar der Chef im Ring.

In seiner Gesamtheit betrachtet ist diese Box natürlich ein echter Zugewinn für Jäger und Sammler und für Musikliebhaber, und darüber hinaus bietet die Auswahl, auch wenn die Klangqualität nicht durchweg befriedigend ist, einen nachvollziehbaren Überblick über die Entwicklung dieser wichtigen Band.



Wolfgang Giese



Trackliste
Disc One:

Live on French TV Music Hall De France, 22.Juli 1966

1 Train Kept A-Rollin’
2 Shapes of Things
3 Over Under Sideways Down

Live at Sanremo Music Festival, 27-28. Januar 1966

4 Questa Volta
5 Paff Bum

Commercials

6 Great Shakes
7 Maclean’s Toothpaste

Live at the New Musical Express Poll Winners Concert, Wembley, UK, 1.Mai 1966

8 Train Kept A-Rollin’
9 Shapes of Things

The Yardbirds 1966 Mono Recordings

10 Happenings Ten Years Time Ago (Single A-side)
11 Psycho Daisies (Single B-side)
12 Stroll On (From ‘Blow-Up’)

Keith Relf 1966 Mono Recordings

13 Mr. Zero (Single A-side)
14 Knowing (Single B-side)
15 Shapes In My Mind (Single A-side)
16 Blue Sands (Single B-side)
17 Shapes In My Mind (Alternate Version)

Disc Two:

Live on German TV Beat! Beat! Beat! 15.März 1967

1 Shapes of Things
2 Happenings Ten Years Time Ago
3 Over, Under, Sideways, Down
4 I’m A Man

Live at Konserthuset, Stockholm, Sweden, 4. April 1967

5 Shapes of Things
6 Heart Full Of Soul
7 You’re A Better Man Than I
8 Most Likely You Go Your Way (And I’ll Go Mine)
9 Over, Under, Sideways, Down
10 Little Games
11 My Baby
12 I’m A Man

Live At Grand Spectacle de Jeunes, Paris, France, 30. April 1967

13 Shapes Of Things
14 Train Kept A-Rollin’
15 You’re A Better Man Than I
16 Heart Full Of Soul
17 My Baby
18 Most Likely You Go Your Way (And I’ll Go Mine)
19 Over, Under, Sideways, Down

Disc Three:

Live at the BBC, recorded for Saturday Club at the Playhouse Theatre, Manchester, UK, 5./6. März 1968

1 Interview: Jimmy Page talks about touring
2 Goodnight Sweet Josephine
3 My Baby
4 Think About It
5 White Summer (Instrumental)
6 Dazed And Confused
7 Think About It (Alternate Take)

Live on French TV Bouton Rouge, 9.März 1968

8 The Train Kept A-Rollin’
9 Dazed And Confused
10 Goodnight Sweet Josephine

Disc Four:

Go Tell It On The Mountain, Recorded 5. April 1964

1 Louise
2 I Wish You Would

Live at the 4th National Jazz & Blues Festival, 9. August 1964

3 Boom Boom
4 I’m A Man
5 Little Queenie
6 Too Much Monkey Business
7 Respectable
8 Carol
9 Here ’tis

Saturday Club, 20. März 1965

10 I’m Not Talking

Saturday Swings, 17. April 1965

11 Hush-A-Bye
12 I’m A Man
13 Bottle Up And Go
14 Spoonful

Saturday Club, 5. Juni 1965

15 Steeled Blues

Saturday Swings, 12. Juni 1965

16 I’m Not Talking
17 Louise

Europe 1, Palais des Sports broadcast, 20. Juni 1965

18 For Your Love
19 I Wish You Would

You Really Got Me, 30. August 1965

20 I Wish You Would

The Beat Show, 13. August 1965

21 Love Me Like I Love You

Saturday Club, 2 October 1965

22 The Stumble

Saturday Swings, 21. Mai 1966

23 Jeff’s Boogie

Joe Loss Pop Show, 1. Juli 1966

24 Jeff’s Boogie

DVD:

Live on British TV, Go Tell It On The Mountain, 22. Juli 1964

1 Louise
2 I Wish You Would

Live at the New Musical Express Poll Winners Concert, Wembley, UK, 1. Mai 1966

3 Train Kept A-Rollin’ (Edit)
4 Shapes Of Things (Edit)

Live on French TV Music Hall De France, 27 June 1966

5 Train Kept A-Rollin’
6 Shapes of Things
7 Over, Under, Sideways, Down

Live on German TV Beat! Beat! Beat!, 15. März 1967

8 Shapes Of Things
9 Happenings Ten Years Time Ago
10 Over, Under, Sideways, Down
11 I’m A Man

Live At Grand Spectacle de Jeunes, Paris, France, 30. April 1967

12 Shapes Of Things
13 Train Kept A-Rollin’
14 You’re A Better Man Than I
15 Heart Full Of Soul
16 My Baby
17 Most Likely You Go Your Way (And I’ll Go Mine)
18 Over, Under, Sideways, Down

Live on French TV Bouton Rouge, 9 March 1968

19 Train Kept A-Rollin’
20 Dazed And Confused
21 Goodnight Sweet Josephine
Besetzung

Keith Relf (vocals, harmonica, acoustic guitar – CD 4, #11)
Jeff Beck (lead guitar – CD 1, #1-5, 8-12, vocals - #11, CD 4, #10, 12-25)
Chris Dreja (rhythm guitar, bass – CD 1-9, 12, CD 2, CD 3, CD 4, #1-10, 12-25)
Jim McCarty (drums, percussion, bongos – all except CD 1, #13-17, background vocals)
Jimmy Page (bass – CD 1, #1-3, 11, guitar - #6, 7, 10, 12, 15, 17, CD 2, CD 3)
Paul Samwell-Smith (bass – CD 1, 4, 5, 8, 9, CD 4, #1-10, 12-25)
John Paul Jones (bass – CD 1, #10)
Rick Jones (acoustic guitar – CD 1, #14)
Hal Blaine (drums – CD 1, #15, 17)
Larry Knechtel (keyboards - CD 1, #15, 17)
Joe Osborne (bass -CD 1, #15, 17)
Eric Clapton (lead guitar – CD 4, #1-9)
Mick O’Neill (lead vocals – CD 4, #3-9)



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