Feldman, M. (Astra Choir)
We, Like Salangan Swallows - A Choral Gallery of Morton Feldman and Contemporaries
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Info |
Musikrichtung:
Neue Musik Chor
VÖ: 09.05.2018
(New World Records / Klassik Center / CD / DDD / 2016-2017 / Best. Nr. NWR 80794-2)
Gesamtspielzeit: 76:06
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SOUND-KUNST-GALERIE
Wie die monumentalen Farbfeldmalereien eines Mark Rothko nehmen sich vier Kompositionen für Stimmen und Instrumente von Morton Feldman auf dieser CD aus. Dazwischen "hängen" bzw. erklingen kleinerformatigerere A-Cappella-Werke von Zeitgenossen des bedeutenden amerikanischen Komponisten: Earle Brown, Robert Carl, Will Odgen, Pauline Oliveros und Warren Burt.
Zusammen ergibt dies tatsächlich eine Art Sound-Kunst-Ausstellung. Feldmans Sonderstellung in der Musik des 20. Jahrhunderts wird dadurch ebenso geschickt inszeniert wie kommentiert. Zugleich zeigt sich, dass er in einem Umfeld wirkte, das durch die Vision einer von allen Absichten und Systemen befreiten Klangwelt inspiriert war und dabei zu jeweils eigenen Lösungen gefunden hat. Manche davon tragen deutlich den Stempel ihrer Entstehungszeit, z. B. die bunt collagierten Sound Patterns von Oliveros mit ihrem Spiel vokaler Klangtransformation zwischen Ton und Geräusch. Anderes wie die Elegy von Burt, die aus jüngerer Zeit stammt, zeigt sich von Ferne noch von den befreienden Zufallsoperationen à la John Cage beeinflusst, wendet sich mit ihrer harmonischen Sinnlichkeit aber auch an das Ohr postmodern geprägter Hörer. Die Stücke von Odgen und Carl sind texbezogen und muten in dieser Umgebung vergleichsweise konventionell an.
Dazwischen erklingen nun immer wieder Feldmans ätherische, seltsam jenseitig, mitunter unheimlich anmutenden vokal-instrumentale Klanglegierungen. Diese "monumentalen Miniaturen" aus den 1960er und 1970er Jahren führen den Hörer immer wieder in Zwielichtwelten, bei denen Stimmen und Instrumente nicht immer klar zu unterscheiden sind.
Bemerkenswert ist z. B Voices and Instruments 2, das mit nur drei hohen Singstimmen und vier Instrumenten weitaus größer besetzt wirkt und in esoterischen Hell-Dunkel-Schattierungen flimmert. Dass der Klang bei diesem Werk ein derartiges Volumen gewinnt, liegt gewiss auch an der Akustik des Aufnahmeortes, der Carmelite-Church in Melbourne. Diese sorgt wie von selbst für gewisse Interferenzen und verleiht z. B. auch den Glissandokurven aus den Zyklus von Brown eine gewissermaßen elektroakustische Anmutung. Bei Feldman betont die Raumwirkung die transzendierenden Effekte der Musik; dem Komponisten gelingt es, mit konventionellen Klangerzeugern - Stimmen und akustischen Instrumenten - eine immer wieder verblüffend abstrakte und atmosphärisch unwirkliche Klangwelt zu erschaffen.
In Melbourne ist der Astra Choir zu Hause, der unter der Leitung von John McCaughey diese hochanspruchsvolle Musik ebenso sensibel wie präzise darbietet. Kleinere Unschärfen mögen den akustischen Bedingungen des Aufnahmeortes und den Live-Mitschnitten(?) geschuldet sein. Nicht zuletzt aufgrund des Repertoirewertes ragt die Aufnahme heraus. Die editorische Betreuung mit umfangreichen englischen Kommentaren ist vorbildlich.
Georg Henkel
Trackliste |
Feldman: Chorus and Instruments; Voices and Instruments 1 & 2; The Swallows of Salangan
Ogdon: Three Statements
Oliveros: Sound Patterns
Burt: Elegy
Brown: Small Pieces for Large Chorus
Carl: The City |
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Besetzung |
Astra Choir
John McCaughey: Leitung
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