Albert Bell’s Sacro Sanctus

Ad Aeternum


Info
Musikrichtung: Doom / Power Metal

VÖ: 04/2016

(Metal on Metal)

Gesamtspielzeit: 56:29

Internet:

http://www.metal-on-metal.com


Albert Bell beweist ein weiteres Mal seinen Status als einer der umtriebigsten Musiker in der Metalszene Maltas. Nicht genug, daß er mit Forsaken die Mittelmeerinsel überhaupt erst auf der musikalischen Landkarte vieler Metalheads festgepinnt hat (okay, mancher erinnert sich vielleicht noch, daß Krokus-Sänger Marc Storace dort geboren worden ist ...) und mit Nomad Son mittelmeerübergreifend tätig wurde, er hat mit Sacro Sanctus auch noch ein weiteres Projekt ins Leben gerufen, das, wie die volle Bezeichnung schon verrät, als Soloprojekt zu verstehen ist. Mit selbigem begibt sich der Malteser auf geschichtsträchtige Pfade und beleuchtet in einer Folge von Konzeptalben die Geschichte der Tempelritter – kein völlig neues Thema zwar, aber in dieser Ausführlichkeit und Detailverliebtheit im Metal doch bisher einzigartig. Das vorliegende zweite Album setzt im 12. Jahrhundert nach den Schlachten von Ascalon und Hattin (die aus erzähltechnischen Gründen auf dem Debütalbum in nichtchronologischer Weise behandelt wurden) ein und zieht sich bis hin zur Vernichtung des Ordens und dem Beginn der Neugruppierung der überlebenden Mitglieder, deren weitere Wege und Fäden dann auf dem folgenden Album weiter beleuchtet werden sollen, versprechen die Liner Notes – das Booklet enthält außer den Texten zu jedem Song eine entsprechende inhaltliche Erläuterung, die sich freilich nicht darin limitiert, nur den geschichtlichen bzw. philosophischen Hintergrund zu erklären, sondern auch ganz gegenwärtige Bezüge enthält, also beispielsweise eine Widmung des Songs „Seal Of Damnation“ an Lemmy, dessen Tod in die Zeit der Aufnahmen für Ad Aeternum fiel und dessen Schaffen von Albert ebenso geschätzt wird wie das von Underground-Heroen wie Pagan Altar, die in den Liner Notes gleichfalls genannt werden.

Nun bleibt die große Frage, wie sich Sacro Sanctus im Vergleich mit Alberts anderen beiden Bands musikalische positionieren. Das eröffnende Riff des Titeltracks verspricht Doom Metal pur, aber es dauert nicht lange, da zieht Drummer Robert Spiteri das Tempo an, und wir landen in eher powermetallischen Gefilden, durchsetzt allerdings immer wieder mit Verharrungen. Purer Doom bleibt eher die Ausnahme, auch „Hex And Heresy“ behält sein sehr zurückhaltendes Tempo nicht bei, und so landen wir, was die Geschwindigkeit angeht, schon ein kleines Stück jenseits klassischer Candlemass, vielleicht auf halbem Wege zwischen diesen und den klassischen Morgana Lefay. Diese Einschätzung bezieht sich allerdings nur auf das Tempo – in puncto Feinstilistik präsentieren sich Sacro Sanctus viel puristischer als die beiden genannten Bands und auch als Forsaken und Nomad Son. Hier gibt es also keinen Epic Doom oder Epic Metal, wenngleich der Epikfaktor durchaus vorhanden ist, aber eben nicht im Sinne der beiden genannten Substilistika. Statt dessen regiert hier ein basischer Ansatz im Stile von The Obsessed, der allerdings arrangementseitig durchaus vielfältig ausgefallen ist. Ein direkter Schieler Richtung Black Sabbath, wie ihn „Hex And Heresy“ mit der dem bekannten Tritonus ähnelnden Tonfolge im Intro bietet, bleibt gleichfalls die Ausnahme, und „Seal Of Damnation“ ist nicht nur Lemmy gewidmet, sondern würde auch musikalisch durchaus zu Motörhead passen, jedenfalls was den polternden Außenteil angeht. Auf der anderen Seite sind es gerade diverse ungewöhnliche Farbtupfer, die maßgeblich zum Charme der knappen Stunde Musik beitragen, etwa das lange sphärische Break in „The Messenger“ (hier auch schöne Gastgesänge von Alexia Baldacchino) oder David Vellas geniale Keyboardfanfaren in „The Key Of Splendour“. Ohne diese wäre Ad Aeternum nur für absolute Puristen genießbar, denn es gibt da noch ein weiteres Problem: Bei Forsaken und Nomad Son hat Albert (der dort jeweils Baß spielt) ausgezeichnete Sänger zur Verfügung – bei Sacro Sanctus aber singt er selbst, und das hinterläßt einen gelinde gesagt unbeholfenen Eindruck. Irgendwie wirkt er gequält, und Melodien sind gar ein komplettes Fremdwort. Dieser seltsame monotone Gesangsstil scheint zwar zum Konzept zu gehören (der Titeltrack und „Seal Of Damnation“ enthalten Chöre, die von Albert und David eingesungen wurden und durchaus nicht ganz anspruchslos sind, so daß die Wahl des Gesangsstils für die Leadvocals eine bewußte gewesen sein und nicht auf mangelnde Fähigkeiten zurückzuführen sein dürfte), aber er macht es ungemein schwer, das Werk durchzuhören, vor allem wenn man sich der Vorstellung nicht erwehren kann, was Könner wie eben die Forsaken- oder Nomad-Son-Frontleute hier an Ausdruck noch hätten herausholen können. Selbst Lemmy zeigt da deutlich mehr Variabilität und Treffsicherheit in der Stimme, wohingegen Albert besonders bei langen Zeilen nach hinten immer kurzatmiger wirkt. Das ist irgendwie schade, denn es beraubt Ad Aeternum eines Teils seines Reizes, den der instrumentale Teil zweifellos ausströmt. So bleibt ein zwiespältiger Eindruck zurück, und man weiß nicht so richtig, wem man diese Platte (die übrigens mit vier verschiedenen Coverartworks erscheint) empfehlen soll. Vielleicht ist sie für die in jüngster Vergangenheit aufgekommene puristische Metalgeneration besser geeignet als für die Forsaken-Stammhörerschaft, aber irgendwie sitzt sie zwischen den Stühlen.



Roland Ludwig



Trackliste
1Ad Aeternum6:06
2 Terra Santa5:24
3 The Messenger7:40
4 The Key Of Splendour6:33
5 Hex And Heresy8:53
6 Seal Of Damnation6:43
7 Invocations Of Unlight9:53
8 Illuminati (Will To Power)5:12
Besetzung

Albert Bell (Voc, Git, B)
David Vella (Keys)
Robert Spiteri (Dr)



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