Musik an sich


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Lem Motlow: In der Musikszene heute ist es schwierig, sich zu etablieren!




Info
Gesprächspartner: Lem Motlow

Zeit: Mai 2015

Stil: Hard Rock

Internet:
http://www.lemmotlowrock.com
http://www.facebook.com/lemmotlowrock

Stellt Euch vor, ihr fahrt in einer lauen Frühlingsnacht mit eurem Auto durch die Nacht. Die Strecke ist nicht weit und ihr seid sie schon sehr häufig gefahren. Ich schalte das Radio ein und da kommt ein Song, der mich förmlich aus den Latschen haut. Wer ihn singt, bekomme ich leider nicht mehr mit, aber ich notiere mir Sender und Sendezeit. Kurz gesagt: Die Band heißt Lem Motlow und der Song „Mojo Man“. Vom Sound her könnten es Amis oder Australier sein. Als ich mich im Internet informiere merke ich: Das sind Jungs aus Bayern! Völlig von den Socken hab ich mir gleich die CD bestellt, die seitdem auf Dauerrotation in meinem Player läuft. Knackigen Rock in dieser Qualität bekommt man nur selten aus unseren Landen zu hören. Grund genug, mal bei der Band anzuklopfen und sie ein wenig zu befragen. Gitarrist Jakob Betke kam dieser Bitte gerne nach.


Als ich auf Bayern 3 nachts den Song „Mojo Man” erstmals gehört habe dachte ich, es handelt sich um eine recht etablierte Band aus Amerika oder Australien. Sehr überrascht war ich als ich erfahren habe, dass ihr aus Deutschland kommt und das Foto in Eurer CD gesehen habe. Ich hätte Euch vom Sound her älter eingestuft. Wie alt seid ihr so im Durchschnitt?

Wir sind alle Mitte bis Ende 20. Unser Bassist ist mit 29 Jahren der älteste und der Rest der Band ist so um die 25 Jahre alt.

Euer Debüt gefällt mir sehr gut. Ich habe sie nach dem Kauf ein paar Mal hintereinander angehört und bin nach wie vor sehr begeistert. Das Teil rockt definitiv! Woher stammt eigentlich Euer Bandname?

Erstmal vielen Dank für das Kompliment! Unseren Bandnamen haben wir tatsächlich auf einer Whiskeyflasche gefunden. Wir sind da eines Abends mit der S-Bahn aus Dachau von unserem Proberaum nach München zurück gefahren und da kam ein etwas seltsamer Typ auf uns zu und hat uns eine Flasche Jack Daniels angeboten, die wir dann gekauft haben. Zu der Zeit hatten wir einen anderen Sänger und waren gerade auf Bandnamensuche und lesen dann auf dem Etikett der Flasche den Namen „Lem Motlow“. Das ist übrigens der Neffe von Jack Daniels, der vor über 200 Jahren gelebt hat. Er hat sich damals den Namen schützen lassen und ist nach wie vor auf der Whiskeyflasche verewigt.

Da gibt’s keine Probleme mit den Namensrechten?

Nein, wir haben extra geschaut. Der Name ist nicht rechtlich geschützt.

Wann habt ihr Euch gegründet?

2004. Vor 11 Jahren haben sich Schlagzeuger Julian Schmitzberger, der zweite Gitarrist Michael Wagner und ich uns zum ersten Mal getroffen. Es gab dann natürlich noch einige Besetzungswechsel, aber wenn ich so zurückdenke gibt es uns doch tatsächlich schon ganz schön lange.

Das stimmt, 11 Jahre sind für eine Band eine lange Zeit. Die Songs eurer ersten CD klingen sehr ausgereift und enthalten typische Trademarks, sie haben mich von Anfang an überzeugt. Wie lange hat es gedauert, bis die Songs fertig geschrieben waren?

Es handelt sich bei den Songs um Lieder, die wir ungefähr zwei Jahre vor der Aufnahme begonnen hatten. Wir hatten ursprünglich noch einige Songs mehr. Die Lieder auf der CD sind letztendlich die besten, die wir damals zur Verfügung hatten.

Euer Debüt hab ich mir über Amazon gekauft, mittlerweile ist sie dort nur noch als Download verfügbar. Gibt es noch ein paar Exemplare und falls ja, wo kann man sich als Interessierter die Scheibe besorgen?

Das ist gut, dass Du mir das sagst. Da müssen wir wieder ein paar zu Amazon schicken. Wir haben damals eine Auflage von 1.000 Stück drucken lassen und wir haben schon noch ein paar Exemplare. Wir werden auf dem Rockavaria welche verkaufen und über unsere Facebook-Seite können Interessierte gerne auf uns zukommen, das kriegen wir dann schon hin.

Habt ihr die Songs alle zusammen geschrieben?

Das Songwriting ist bei uns immer Teamwork. Jeder bringt sich und seine Ideen mit ein. Von daher ist es nicht so, dass einer z. B. nur die Texte macht und einer nur die Musik. Wir entwickeln die Songs gemeinsam.

Was sind Eure musikalischen Einflüsse?

Wie man unschwer erkennen kann, hat uns eine ganz bestimmte Band aus Australien doch sehr geprägt. (lacht) Aber es gibt noch einige andere Bands die uns sehr beeinflusst haben wie z. B. die Black Crowes, Led Zeppelin oder die Rolling Stones.

Der Sänger Eurer Debüt-CD Antonio Sarcinella ist mittlerweile nicht mehr Mitglied in der Band. Seit wann ist er ausgestiegen und was war der Grund?

Antonio hat sich 2013 dazu entschlossen, in Hamburg Kunst zu studieren und er tut dies nach wie vor. Wir haben die Band einige Zeit auch über diese große Distanz am Leben halten können. Im Laufe der Zeit wurde das jedoch immer schwieriger. Die Proben wurden unregelmäßiger, es mussten Gigs abgesagt werden. Irgendwann haben wir dann einvernehmlich beschlossen uns zu trennen. Es gab kein böses Blut bei der Geschichte!

Euer neuer Sänger Sebastian Schweyer singt von meinem Live-Eindruck aus dem Sunny Red eher bluesig und erinnert mich an Sänger wie Paul Rodgers oder David Coverdale. Wie seid ihr auf ihn aufmerksam geworden?

Ich kenne Sebastian tatsächlich schon sehr lange. Michael Wagner, Sebastian und ich studieren alle in Mannheim Musik. Dabei haben wir ein bisschen zusammen gejammt und gemerkt, dass der Sebastian doch eine Hammer-Stimme hat. Wir haben auch ein paar andere Sänger getestet, aber Sebastian war dann unsere Nummer eins.




Im Herbst dieses Jahres plant ihr, ins Studio zu gehen und den Nachfolger eures ersten Albums einzuspielen. Habt ihr die Songs alle schon fertig oder müsst ihr noch ein paar schreiben?

Einige Songs müssen wir noch schreiben, es ist noch nicht alles so fertig. Wir sind auch noch nicht ganz sicher, ob wir statt einem kompletten Album eine EP herausbringen. Es ist auch immer eine Frage des Geldes.

Wann glaubst Du wird die neue Scheibe erhältlich sein und wo?

Dazu kann ich momentan noch gar nicht wirklich was dazu sagen, weil wir im Herbst erst ins Studio gehen wollen. Aber wenn es draußen ist, wird es auch über Amazon oder die anderen iTunes erhältlich sein.

Einige der neuen Songs habt ihr im Sunny Red bereits vorgestellt. Für mich gehen die Songs eher weg vom Rock’n‘Roll des Debüt-Albums hin zu mehr blues-orientierten Liedern. War das von Anfang an beabsichtigt oder ist dies eher eine zufällige Entwicklung?

Das ist interessant, dass Dir das so aufgefallen ist. Ja, es sind tatsächlich einige Songs dabei, die deutlich mehr in die Blues-Richtung gehen als auf unserer Debüt-CD. Aber es sind auch wieder einige klassische Hardrock-Songs enthalten und ein Titel geht ziemlich stark in die Prog-Schiene.

Ihr habt den Rockavaria Song Contest gewonnen und dürft nun auf dem 2015 zum ersten Mal stattfindenden Festival live spielen. Mit welchen Bands teilt ihr Euch an dem Tag die Bühne?

Da sind schon einige Hochkaräter dabei. An dem Tag spielen zum Beispiel Airbourne, Judas Priest und Kiss. Die sind draußen auf der Hauptbühne. Aber trotzdem ist es für uns natürlich ein tolles Erlebnis, zusammen mit diesen Bands auf einem Festival aufzutreten!

Das kann ich gut verstehen! Seid ihr schon aufgeregt oder hält sich die Nervosität noch in Grenzen?

Es ist so, dass ich immer ein gewisses Magenkribbeln bekomme, wenn ich an den Auftritt denke. Gerade jetzt wo es nicht mehr lange hin ist, denke ich noch häufiger darüber nach als noch vor ein paar Monaten. Aber richtig nervös sind wir nicht. Eher gespannt und wir freuen uns drauf.

Das kann ich mir vorstellen! Wie lange habt ihr dort Spielzeit?

Es werden so 20 - 30 Minuten sein, wir sind da zwischen 13 und 14 Uhr am Nachmittag dran.

Das ist gar nicht so lange, aber auf der anderen Seite kann man in einer halben Stunde ordentlich Vollgas geben, oder?

Das stimmt, da werden wir richtig abrocken. Das Problem ist eher bei der Spielzeit, dass man richtig in die Musik reinkommt. Aber ich denke, das kriegen wir schon hin.

Da hab ich bei Euch auch keine Bedenken. Im Gegenteil: Im Sunny Red habe ich Euch als spielfreudige und wuchtige Live-Band erleben können. Wie oft probt ihr?

Gerade jetzt im Hinblick auf den Rockavaria-Auftritt haben wir die Proben ein bisschen intensiviert. Aber wir schauen schon, dass wir so fünf bis sechs Proben im Monat zusammen bekommen. Wir machen dann meistens ein Projekt-Wochenende, an dem wir uns einzelnen Songs widmen.

Für wie schwierig schätzt Du es als junge Band in München bzw. Bayern ein, sich langfristig durchzusetzen?

Puh, das ist eine sehr schwierige Frage. In der Musikszene heute ist es von Haus aus schwierig, sich zu etablieren. Es gibt eine Unmenge von talentierten Bands, die alle etwas erreichen wollen. Wenn ich das Ganze realistisch betrachte, raubt es mir fast meinen Idealismus. Von daher kann ich Dir hier fast keine Aussage machen.

Im Herbst habt ihr eine Tour durch Deutschland und Österreich geplant. Habt ihr schon genaue Tourdaten? Seid ihr dort Headliner oder tretet ihr als Vorgruppe mit einer anderen Band auf?

Genaue Tourdaten gibt es noch nicht. Aber die Tour wird als Headliner-Tour ausgelegt. Wenn sich in einzelnen Städten mit anderen Bands etwas ergibt, sind wir da natürlich auch offen dafür.

Wie sieht es aus, wenn Euch jemand buchen möchte?

Auch das geht problemlos über unsere Facebook-Seite oder über unsere Homepage www.lemmotlowrock.com. Unsere Emailadresse ist lemmotlowrock@gmail.com. Auch hier antworten wir garantiert!

Okay, dann bedanke ich mich erstmal für das interessante Interview. Grüß Deine Bandkollegen von mir und ich wünsche Euch alles Gute für den Auftritt auf dem Rockavaria!




Foto Copyrights by: Jona Raischl (Promo-Bandfoto) und Adam Haranghi Photography (Livefotos)



Stefan Graßl



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