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Magnum und Saga - niveauvolle Rockklassiker auf Doppel-Headliner-Tour
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Diese Tourkombination dürfte für viele Rockfans eine ideale Mischung darstellen. Die Melodic-Rock-Pioniere Magnum treffen auf die Progressive-Rock-Band Saga, die beide seit Jahren in Deutschland überaus erfolgreich sind und eine große Fangemeinde haben. Die Oberschwabenhalle in Ravensburg ist an dem Abend gut besucht. Etliche Fans haben das Alter 50-plus und bei den meisten bin ich mir sicher, dass sie zumindest eine Band des heutigen Abends schon einmal live gesehen haben.
Den Abend beginnen MAGNUM mit „Live til You Die“, dem Opener des neuen Albums „Escape From The Shadow Garden“. Der Sound ist hervorragend, Bob Catley singt stark und hat das Publikum von Beginn an im Griff. Die Bühne wird von einem riesigen Backdrop geschmückt, auf dem das Motiv des neuen Albums zu erkennen ist. Gitarrist Tony Clarkin hat ein paar Kilos abgenommen und spielt an den Abend rau und aggressiv. Die ersten sechs Songs sind allesamt von den vergangenen drei Studioveröffentlichungen. Es zeigt sich, dass die Fans sämtliche Songs gut kennen und diese im Vergleich zu den Klassikern keinesfalls schlechter abschneiden.
Bassist Al Barrow und Schlagzeuger Harry James - wie immer mit Sonnenbrille - schaffen einen zuverlässigen Rhythmusteppich für die Songs und bringen ordentlich Schwung in die Bude. Dies steckt Tony Clarkin sichtlich an, der heute einen sehr guten Abend erwischt hat und dem man teilweise sogar eine Art von Begeisterung ansieht. Bob Catley ist auch heute wieder ein ziemliches Energiebündel und animiert das Publikum zum Mitmachen. Bei manchen Songs hüpft er sogar und seine theatralische, leidenschaftliche Art kommt beim Publikum bestens an.
Magisch wird es, als Keyboarder Mark Stanway in grünes Licht gehüllt wird und die Anfangstöne von „How Far Jerusalem“ aus den Boxen dröhnen. Der Song ist für mich fast die Quintessenz von Magnum und begeistert mich jedes Mal wieder - so auch heute Abend. „Les Morts Dansant“ ist ebenfalls ein Highlight und wird vom Publikum hocherfreut aufgenommen. Das reißt sogar den sonst eher zurückhaltenden Mark Stanway dazu hin, die Fans zum Mitklatschen zu bewegen.
Der Auftritt fliegt förmlich dahin und der offizielle Teil wird gefühlt viel zu früh mit dem genialen „Vigilante“ und dem Titelsong der ersten LP „Kingdom Of Madness“ beendet. Magnum lassen sich zu einer Zugabe in Form von „Sacred Hour“ hinreißen, bei der Mark Stanway einmal mehr zeigen darf, was er kann. Nach fast genau 90 Minuten und viel Beifall des Ravensburger Publikums gehen Magnum von der Bühne und bedanken sich bei den anwesenden Fans. Wieder einmal mehr zeigen die Melodic-Rock-Meister, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Der Auftritt hat mir sehr gut gefallen und zeigt, dass Magnum sich keinesfalls auf den alten Hits ausruhen, sondern absolut von der Qualität ihrer neuen Songs überzeugt sind. Allerdings hätte mir der eine oder andere Klassiker besser gefallen.
Setlist Magnum:
1. Live 'til You Die
2. Black Skies
3. Freedom Day
4. Dance of the Black Tattoo
5. Blood Red Laughter
6. Unwritten Sacrifice
7. How Far Jerusalem
8. Les Morts Dansant
9. Falling for the Big Plan
10. All England's Eyes
11. Vigilante
12. Kingdom of Madness
13. Sacred Hour
Die Umbaupause inklusiv Soundcheck dauert ungefähr 30 Minuten, in denen sich das Publikum vor der Bühne ein bisschen ändert. Etliche Fans, die bei Magnum auf der Tribüne gesessen sind, stellen sich nun direkt vor der Bühne auf. SAGA beginnen um 22 Uhr und hauen gleich zu Beginn den Klassiker „Don’t Be Late“ raus. Auch hier ist die Stimmung vom Fleck weg sehr gut. Sänger Michael Sadler agiert gewohnt agil und aktiv wie immer, animiert das Publikum und singt dabei noch hervorragend. Der Sound ist bei Saga ein bisschen lauter wie bei Magnum, was aber nicht stört. Eher irritiert mich der etwas zu laute Keyboard-Sound von Jim Gilmour. Dadurch kommt leider sehr häufig das Gitarrenspiel von Ian Crichton zu kurz, den man meistens für meinen Geschmack zu wenig hört.
Bassist Jim Crichton ist von Beginn an emsig auf der Bühne unterwegs und kommuniziert viel mit dem Publikum. Es ist der schiere Wahnsinn, was diese Band musikalisch abzieht. Ein Schweizer Uhrwerk muss sich bestimmt anstrengen, um diese Genauigkeit und Präzision hinzubekommen. Da passt jeder Schlag, es sitzt jede Pause. Dieses atemberaubende Zusammenspiel und diese Genauigkeit spricht für die technische Versiertheit der Musiker auf der Bühne. Manchmal ist mir diese technische Perfektion ein bisschen zu viel. Aber bei dieser Art von Musik ist genau das notwendig und faszinierend.
Bereits bei „On The Loose“ ist die Stimmung in der Halle sehr gut. Sämtliche Bandmitglieder heizen das Publikum an und freuen sich über die tollen Reaktionen ihrer Fans. Das Drumsolo von Mike Thorne ist technisch perfekt und überaus wuchtig, für mich jedoch verzichtbar. Es reicht, ihn während der Songs zu beobachten. Bereits das ist sehr beeindruckend. Sein Schlagzeugspiel ist eines der herausragenden Merkmale an diesem Abend. Durch seine treibende Spielweise gewinnen die Songs unglaublich an Dynamik. Gitarrist Ian Crichton haut seine Gitarrenspuren mit großer Präzision und Begeisterung in die Menge und genießt sichtlich jede Minute, die er auf der Bühne stehen darf. Es sieht schon cool aus, wenn er neben dem riesigen Michael Sadler seine Riffs zockt. Mit seinem weißen Hemd und seiner Frisur erinnert er mich an Mark Hamill, den Darsteller von Luke Skywalker aus der Starwars-Trilogie.
Sämtliche Musiker sind bis in die Haarspitzen motiviert und lassen keinen Zweifel daran, dass sie es lieben, auf der Bühne zu stehen. Bei „Humple Stance“ übernimmt Michael Sadler selbst den Bass, Jim Crichton geht mal eben kurz ans Keyboard. Michael Sadler hält die Band zusammen und steht keine Sekunde still. Ständig auf der kompletten Bühne unterwegs lässt er es sich nicht nehmen, viel mit dem Publikum zu agieren. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es Mr. Sadler einige Jahre ohne Saga ausgehalten hat.
Auch hier geht die Zeit viel zu schnell vorbei. Die Songs sind abwechslungsreich und es macht einfach nur Spaß, sich die Truppe live anzuschauen. Viel zu schnell beendet das phantastische „Careful Where You Step“ das reguläre Set. Die Ravensburger lassen es sich jedoch nicht nehmen, auch Saga zu einer Zugabe zu bewegen. Diese kommt dann in Form von „The Pitchman“ und dem Kracher „Wind Him Up“. Auch Saga bekommen viel Applaus vom Publikum und bedanken sich für die Unterstützung. Ich bin total von den Socken. Saga waren für mich an dem Abend wirklich herausragend gut. Das Zusammenspiel und die Präzision dieser Truppe ist nicht von dieser Welt und verdient höchsten Respekt. Es ist der letzte Auftritt in dieser Kombination und ich finde, dass sich die Mischung dieser beiden Bands durchaus gut ergänzt hat.
Setlist Saga:
1. Don't Be Late
2. You're Not Alone
3. On The Loose
4. Anywhere You Wanna Go
5. Too Much to Lose
6. Drum Solo Mike Thorne
7. Corkentellis
8. Ice Nice
9. How Long
10. Humble Stance
11. Tired World
12. Scratching The Surface
13. Careful Where You Step
14. The Pitchman
15. Wind Him Up
Stefan Graßl
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