Musik an sich


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KEEP-IT-TRUE XVII: Die Metalmesse ward gelesen...




Info
Künstler: Keep It True XVII

Zeit: April 2014

Ort: Lauda-Königshofen - Tauberfrankenhalle

Besucher: 2.000

Internet:
http://www.keep-it-true.de
https://www.facebook.com/keepittruefestival
http://www.sacredmetal.de/board/viewforum.php?f=11

Endlich war es wieder soweit! Wie auch viele Freunde des wahren Stahls sehnten sich Teile der MAS-Redaktion nach dem letzten April-Wochenende, an dem traditionell das zweitägige Keep-it-true Festival stattfand. Mittlerweile ist man bereits bei der 17. Ausgabe angekommen, was alleine schon einen Applaus wert ist - hat man sich damit zu einem der langlebigsten Festivals gemausert. Das liegt wohl auch daran, dass man sich auf ein treues Publikum verlassen kann, das diese spezielle Art von Musik nicht nur schätzt, sondern regelrecht lebt. Denn den „echten Metaller“, den trifft man hier. Einen der bei Sabaton und Powerwolf dankend abwinkt und gerne etwas tiefer gräbt, um die wahren Genreperlen ans Tageslicht zu fördern. 2.000 Stück davon waren 2014 wieder aus aller Herren Länder angereist, um eine satte Ladung Heavy Metal zu genießen. Das Veranstalter-Team um Oliver Weinsheimer und Tarek Maghary hatte sich auch redlich bemüht ein äußerst interessantes Programm aus hungrigen Newcomern, großen, aber nicht ständig auftretenden Namen und richtigen Insider-Themen zusammen gestellt. Zudem war die restliche Organisation auch wieder tadellos, so dass keiner hungrig und durstig darben musste und auch seine mitgebrachten Euros im umfangreichen Metalmarkt in altes und neues Vinyl, CDs, Tapes und T-Shirts stecken konnte. Petrus war dem Festival dieses Jahr besonders wohl gesonnen. Denn die beiden Tage brannte die Sonne schon fast unbarmherzig vom Firmament und verwandelte die eh meist recht stickige Tauberfranken-Halle stellenweise in einen richtigen Glutofen. Dabei hätte es das gar nicht gebraucht. Denn die 20 Bands heizten den Headbangern auch so ordentlich ein. Schauen wir mal genauer hin:






Freitag, 25.04.2014



Für junge, hungrige Bands ist es stets eine Ehre das KIT eröffnen zu dürfen. Dementsprechend engagiert geben sich diese dann auch. Diese Regel bestätigten die Teutonen STALLION mal wieder. Sie hatten bereits das Schwesterfestival Metal Assault deftig gerockt und waren eigentlich nur als Ersatz eingesprungen. Doch genau dieses Tatsache nutze die Band eine Dreiviertelstunde bestens. Optisch passte man eh bestens nach Königshofen. Überall anders hätte man die Jungs mit ihrem Spandex-Outfit auch nur ausgelacht. Da war natürlich klar, dass auch der Sound gut passte. Zwischen dem Heavy Rock der harten Skid Row und Accept-artigen Stampfern, die immer wieder von deftigen Speed-Attacken unterfüttert wurden, bewegte man sich, was natürlich bestens ankam. Spätestens mit dem Rock-Godess-Cover „Heavy Metal Rock'n'Roll“ brachte man das Motto des Gigs auf den Punkt und das Publikum auf Betriebstemperatur. Die Band machte keinerlei Gefangenen, die Posen saßen und mit Sänger Paul hat man einen charismatischen Frontmann in seinen Reihen, den man sonst eher vor als auf der Bühne sieht. Ein Einstand nach Maß also, nach dem es kein Wunder war, dass viele die Debüt-EP am Merchandising-Stand verhafteten (standesgemäß natürlich auf Vinyl!).



Etwas uriger wurde es danach mit dem Finnen-Quartett RANGER. Diese noch recht junge Band bot zünftigen Speed Metal, den man bisher nur auf zwei EPs zelebrierte. Musikalisch war das zwar nicht wirklich herausragend, aber es machte als erweiterte Einstimmung auf den restlichen Tag Laune. Denkermusik geht auch anders. Absolut geradlinig, dafür aber ziemlich energiegeladen gaben sich die Jungs. Oberzüngler und Frontmann Dimi klebte trotz seiner Doppelbelastung (Gesang und Bass) nicht die ganze Zeit am Mikroständer, sondern suchte ständig den Kontakt zum Publikum. Der Spaß an der Sache war der Band die ganze Zeit anzumerken. Warum auch nicht - schließlich kommt man nicht allzu oft in die Gelegenheit seine Musik in einem solchen Rahmen zu präsentieren. Zudem war der Sound auch recht gut abgemischt, was im allgemeinen an diesem Wochenende nicht immer der Fall sein sollte. Erst recht nicht, bei dieser Art von Musik. Coole Sache.



Nach den ganz Jungen, war erst einmal die Garde der Alten dran. DEEP MACHINE sind auch eine der Combos, wie man sie nur auf dem KIT trifft. In seiner ursprünglichen Phase - mitten in der New Wave of British Heavy Metal - war man nur eine Demoband, angefeuert durch den truemetallischen Untergrund (in diesem Fall durch die Macher von High Roller Records) schaffte man es jetzt doch noch, sein Debütalbum zu veröffentlichen. Rise of the Machine entpuppte sich dabei sogar als recht gelungen. Also gute Voraussetzungen für den Auftritt. Ganz konnte man diesen Schwung allerdings nicht nutzen. Die Songs waren zwar gut. Trotzdem wirkte die Performance immer wieder etwas schwerfällig, auch wenn das durch den modern wirkenden Gitarrensound nicht so auffiel. Zudem gab sich Sänger Lenny Baxter betont unterkühlt und wirkte wie ein Aushilfs-Rob-Halford. Trotzdem fand die Band im Laufe des Konzerts so langsam ihren Schwung und hinterließ am Ende ein doch positives Fazit mit Songs wie „Whispers in the black“, „Gladitator“ oder „Demon Preacher“. Eine somit nicht wirklich überflüssige Wiederbelebung.



Danach wurde es mit KARION wieder etwas spezieller. Auch diese hatten in den goldenen 80ern nur zwei Demos veröffentlicht, die es noch gar nicht so lange zum ersten Mal offiziell zu kaufen gibt. Darauf zu hören: deftiger Texas-Metal mit teils progressiver, bzw. thrashiger Schlagseite. Jetzt war also die Zeit gekommen, das Ganze auch mal in Europa zu präsentieren. Da zwei Musiker der Band - nämlich Sänger Chris Conk und Gitarrist Art Villareal - auch in der Band SA Slayer spielten, brachte man bei der Gelegenheit gleich noch Material dieser Gruppe mit und zockte sogar die komplette Prepare to die-EP. Ein richtiges Fest also für Fanatiker. Hiervor waren einige anwesend, die den Auftritt von Karion kräftig beklatschten. Warum auch nicht. Die Band gab ihr Material ziemlich tight zum Besten. Ganz so, als gäbe es nichts Einfacheres auf der Welt. Jede Note saß und auch der Gesang war tadellos. Von Alterung keine Spur. Man kann den Auftritt somit mit Fug und Recht als gelungenes Deutschland-Debüt bezeichnen.



Nach einem Schlenker in Richtung Übersee kam man wieder zurück nach Europa und machte auf der britischen Insel Halt. Dabei sackte man die Veteranen von BATTLEAXE ein. Diese sind seit ein paar Jahren nach einer zwei Jahrzehnte währenden Pause wieder umtriebig. Um diese Zeit (es war jetzt 16.00 Uhr) hatte das Quartett genau den richtigen Sound mit im Gepäck. Ihre Mischung aus klassichem britischen Riffung und Accept-Groove machte jede Menge Stimmung. Eine gute Leistung, wenn man bedenkt, dass Battleaxe sich überwiegend auf Material ihres Comeback-Albums Heavy Metal Sanctuary, anstatt auf ihre Oldies verließen, was in hier in der Regel natürlich einen ganz anderen Stellenwert hat. Klar Meckerer, dass das doch alles recht primitiv und gewöhnlich war, gab es natürlich auch. Trotzdem hatten die meisten (natürlich inklusive Band) Spaß an der Sache. Und spätestens bei Klassikern wie „Burn this town“ oder „Chopper Attack“ hatten sich beide Fraktionen lieb. Einfacher, aber Stimmung machender Heavy Metal - dafür steht die Band. Und live funktioniert das im Gegensatz zu Platte eh viel besser, was sich hier mal wieder bewahrheitete.



Und wieder ging es zurück in die USA. HEXX hatten sich angesagt. Eine Oldschool-Show wurde versprochen. Und genau das wurde auch gehalten. Statt Death Metal gab es den thrashigen Powermetal der beiden Alben No Escape und Under the Spell auf die Lauscher. Heute stand auch fast die Besetzung auf der Bühne, die das Debüt einspielte, was die Traditionalisten besonders freute. Gerade die ersten Reihen waren absolut am Ausflippen, als Hexx voller Elan loslegten. Anfangs wirkte das Ganze noch ein wenig holprig. Ganz so, als würde das Quartett noch eine gemeinsame Linie suchen. Diese fand man dann glücklicherweise dann auch. Vor allem Sänger Dennis Manzo entpuppte sich als großer Pluspunkt, der nix zu verlernt haben scheint. Aber optisch wirkte die Band recht blass und beschränkte sich mehr darauf, für sich seine Songs zu spielen. Das war den Fans aber ziemlich egal, denn diese freuten sich, die Songs von Hexx auch mal in diesen Breitengraden live genießen zu dürfen. So manch anderer winkte aber schulterzuckend ab. Denn wirklich eingängig oder herausragend wirkte das Songmaterial nicht. Ein Nachhören wäre hier wohl angebracht. Wird also Zeit, dass die Alben der Band mal wieder offiziell erhältlich sind.



Wem es bei Hexx an der Hymnenhaftigkeit gefehlt hatte, der wurde nun bei SINNER fündig. Aber hallo, Sinner auf dem Keep-it-true? Ja, tatsächlich. Die Band um Bassist Mat Sinner gilt unter Insiderkreise noch immer als große Marke einheimischen Hardrocks und Metals, die vor allem in den 80er Jahren stark war. Und im Rahmen der Neueinspielungen von Touch of Sin 2 ließ sich der umtriebige Musiker dazu überreden mit einem entsprechenden Oldschool-Set hier aufzutreten. Eine gute Idee und genau die richtige Musik für das feierwütige Publikum, von dem einige Personen bereits ziemlich angeschickert waren. Mit viel Power (drei Gitarren!) gab es alte Spaßgranten vom Schlag „Bad Girl“, „Born to rock“, „Lost in a minute“ oder „Knife in my heart“ zu hören. Kein Wunder, dass hier die Luzie abging. Die sechsköpfige Band gab das Ganze sehr launig zum Besten. Man merkte heute zum ersten Mal, dass hier richtige Profis auf der Bühne stehen. Gerade Mat Sinner war so Profi, dass er sich anfangs gar nicht anmerken ließ, dass er wohl keine so große Lust auf diesen Zirkus hatte. Denn immer wieder wirkte er ziemlich abwesend. Der größte Wermutstropfen war dann auch, dass Sinner ihre Spielzeit gar nicht ausnutzten und zehn Minuten zu früh die Bühne räumten. Bis dahin hatte der Auftritt allerdings mit dem Billy Idol-Cover „Rebel Yell“ und dem programmatischen „Germany Rocks“ seinen absoluten Stimmungshöhepunkt erreicht. Schade drum. Denn ansonsten war das Ganze eine ziemlich tolle - auch klanglich hervorragende - Vorstellung. Leider fehlte ihr ein wenig das Herzblut.



Der Auftritte der Amis WARRIOR erregte bereits im Vorfeld ein wenig die Gemüter. Denn Originalsänger Parramore McCarty hatte sich aus dem Staub gemacht und als Ersatz wurde Cage-/Death Dealer-Frontmann Sean Peck verpflichtet. Peck ist zwar ein äußerst starker Sänger im Halford-Format, aber ob er zu Warrior passen würde? Ein Schock erwartete Fans der Band nicht. Denn Peck machte seine Sache ziemlich gut und stellte seine Stimme passend in die Dienste der Gruppe. Anders als zum Beispiel James Rivera, der stimmlich jede Band an sich reißt, in der er singt. Auch sonst machten Warrior ziemlich viel richtig. Spielerisch gab man sich keine Blöße und gab sich ebenso als Profiband zu erkennen und hielt sich überwiegend in Sachen Songs an seinen US-Metal-Klassiker Fighting for the Earth. Optisch kam man im Militär-Look auch gut rüber. Allerdings wirkte man mit Ausnahme von Sänger Sean Peck ziemlich unterkühlt und eher stoisch, so dass nicht wirklich ein zündender Funke übersprang. Trotzdem wurde die Aufführung artig vom Publikum beklatscht. Guter Auftritt, aber keine emotionale Sternstunde des Festivals.



Was allerdings danach kommen sollte war ein wahrer Orkan, der mal nebenbei sämtliche Konzerte des Wochenendes in den Schatten stellte: FLOTSAM & JETSAM. Viele hatten es gehofft, da die Thrasher als gute Liveband bekannt sind. Doch, dass es so gut wird, hätten wohl nur wenige vermutet. Dabei stand der Auftritt am Anfang unter keinem besonders guten Stern. Gleich bei der zünftigen Eröffnung fällt die Gitarre von Michael Gilbert aus, wovon sich der Rest der Band allerdings nicht allzu sehr aus dem Konzept bringen lässt und einfach zu viert weiter spielt. Doch ist dieses Problem erst einmal gelöst, gibt man endgültig Vollgas. Schließlich löst man ein Versprechen ein und zockt sich vor allem durch die beiden Frühwerke Doomsday for the Deciever und No place for Disgrace. Dabei ist man überrascht, dass neben Standards wie „Hammerhead“ oder „Iron Tears“ auch das in unseren Breitengraden gewagte „Der Führer“ im Set landet. Welchen Song Flotsam dabei auch anpacken: die Stimmung ist durchgehend auf dem Siedepunkt und fällt die kompletten 75 Minuten gar nicht ab. Der komplette Bereich von Bühne zu Mischpult gleicht einem wahren Tollhaus. Hier hat noch nie eine Thrashband gespielt, die eine solche Reaktion hervor rief. Davon lassen sich selbst die Metalheads anstecken, denen das Material auf die ganze Länge etwas zu eintönig ist. Das liegt vor allem an der granatenstarken Performance der Band, die weder Lücken im Sound, noch kleine Schwächephasen erkennen lässt. Jeder der fünf Musiker gibt die vollen 100 %. Auch Sänger Eric A.K. der stimmlich keinen Tag gealtert wirkt, selbst wenn optisch der Zahn der Zeit kräftig an ihm nagte. Als das Quintett den Sack mit dem Titeltrack von No place for Disgrace zumachten war man sich sicher, eines der ganz großen Highlights in der KIT-Geschichte gesehen zu haben. Großes Metal-Kino!



Da taten sich die immer wieder gerne gesehenen, aber eigentlich 2011 bereits aufgelösten JAG PANZER mit dem Dauergast Harry Conklin etwas schwer, daran anknüpfen zu können. Dabei sollte auch ihr Auftritt etwas Besonderes werden. Denn erstmals seit 1997 war wieder Ur-Gitarrist Joey Tafolla wieder mit an Bord. Jahrelang schob man ihm den schwarzen Peter zu, warum Ample Destruction, das äußerst beliebte Debüt der Band, nicht mehr neu veröffentlicht werden konnte. Doch das ist mittlerweile Geschichte und so stand der Gig von Jag Panzer ganz im Zeichen der frühen Jahre. Gleich zu Beginn fetzte man drei Songs der Tyrants-EP in die Menge, die sich nach dem starken Auftritt vorher etwas dezimiert hatte. Im Mittelpunkt des Geschehens stand dabei erwartungsgemäß Harry Conklin, der seiner Rolle als Meistersänger wieder vollauf gerecht wurde. Von der ersten bis zur letzten Sekunde des rund 90-minütigen Konzerts zeigt er keine Schwäche und agierte mit voller Power. Der Rest der Band lehnte sich da fast ein wenig zurück und bereite den Boden für die reiche Ernte. Allerdings waren die Augen auch auf Tafolla gerichtet. Optisch schien er nicht so recht in seiner Rolle aufzugehen, doch spielerisch hatte er nichts verlernt. Als großes Plus bewies sich auch mal wieder Drummer Rikard Stjernquist, der die alten, bisweilen doch etwas einfachen Schoten auf ein höheres Niveau hievte. Die Fans freuten sich besonders über eine komplette Aufführung von Ample Destruction, bei der die Hymnen „Harder than Steel“ und „Generally Hostile“ naturgemäß am meisten Applaus bekamen. Allerdings packte man auch noch ein paar andere Klassiker aus. „Black“ und das grandiose „Shadow Thief“ zum Beispiel. Und das von tausend Kehlen mitgebrüllte „Chain of Command“ entpuppte sich ein weiteres Mal aus inoffizielle Festivalhymne. Als große Konsensband des Tages wurden auch Jag Panzer ihrem Ruf gerecht und spielten einen grandiosen Auftritt. Dieser fand überraschenderweise mit dem Accept-Cover „Fast as a Shark“ sein Ende, das man selten noch kraftvoller als an diesem Abend gehört haben dürfte. Ein dickes Ding!

Der erste Festivaltag fand somit gegen Mitternacht ein mehr als zufriedenstellendes Ende. Aber auch der zweite sollte noch einige weitere Highlights bereit halten.


Samstag, 26.04.2014



Wirklich zu beneiden ist die jeweils erste Band des zweiten Tages in der Regel nicht. Der Schlaf und der eine oder andere Getränkeunfall steckt so manchem noch in den Knochen, wenn man zu „High Noon“ zum Tanze aufspielt. Da braucht es schon ein paar schwere Kaliber. Und die jungen Kanadier IRON KINGDOM entpuppen sich überraschenderweise als ein solches. Dabei hat man keinen reinen Easy-Listening-Stoff am Start. Musikalisch stellt man sich in die Nähe ganz früher Fates Warning und vor allem zu Iron Maiden, wenn sie richtig episch aufspielen. Die Doppel-Axt-Attacken und die eigenwilligen Gesangslinien von Sänger/Gitarrist Chris Osterman bringen jede Menge Spaß und flutschen doch recht gut ins Ohr. Insgesamt wirkte die Band etwas schüchtern und ließ lieber die Musik für sich selbst sprechen, was auch kein Fehler ist. Vor allem das viertelstündige „Egypt (The end is near)“ war ein wahrer Ohrenschmaus. Wobei, für Verzückung sorgt der komplette Auftritt. Und dass man gleich vor lauter Euphorie die Scorpions-Pyramide imitierte, sorgte für einen kleinen Schmunzler. Eine klasse Eröffnung!



Einen weiteren Newcomer bekam man mit NIGHT DEMON um die Ohren gehauen. Die Amis sind ein richtiges Powertrio und wissen mit recht altmodischem Speedmetal zu gefallen. Hier geben wieselflinke Gitarren, ein tuckernder Hoppel-Bass und straight nach vorne knüppelnde Rhythmen den Ton an. Das ist zu 0 % originell aber macht live ziemlich Spaß. Das zudem auch, da die drei Herren ihre Songs mit viel Elan ins Auditorium hauten. Von der auffallend schön frisierten Haarpracht von Sänger/Bassist Jarvis Leatherby blieb jedenfalls am Ende der 45 Minuten nicht mehr allzu viel übrig. Die Spielzeit konnte man nicht ganz mit eigenen Songs füllen, da man bisher auch nur eine 4-Song-EP draußen hat (ein volles Album soll gegen Ende des Jahres folgen). Dafür gab man mit „Road Racin'“ von Riot von Diamond Heads „Lightning to the Nations“ zwei Coverversionen zum Besten. Letzter war sehr gut gewählt, denn 1. sorgte das für einen Stimmungsaufheller und 2. wirkte der Sound von Night Demon immer wieder wie NWOBHM-Mucke auf Speed. Spaß an dem lässigen Auftritt hatten viele. Die selbst betitelte EP der Band wurde zum kleinen Verkaufsschlager.



IRON CURTAIN vervollständigten den Hattrick der jungen, wilden Garde. Geografisch kam man allerdings aus einer ganz anderen Ecke, nämlich aus Spanien. Leider sang man nicht in seiner Heimatsprache, wie so viele andere iberischen Gruppen. Auch sonst hielt man sich stilistisch wie die beiden vorherigen Bands ziemlich an Genre-Standards. Hier hießen die Eckpunkte Jaguar und Accept. Spielerisch war hier auch alles im grünen Bereich und die Spielfreude kam durch. Doch der richtige Funke wollte nicht so recht überspringen. Vielleicht lag das auch an den mittlerweile schon stark angestiegenen Temperaturen. Die Luft in der stickigen Halle konnte man jedenfalls schon fast schneiden. Aber das sollte noch viel schlimmer werden. Schlimm, das war der Auftritt von Iron Curtain nicht. Aber auch keiner, den man länger im Gedächtnis behielt. Passte schon.



Wem es musikalisch mit den ersten drei Gruppen etwas zu kuschelig war, dürfte anschließend auf seine Kosten gekommen sein. DECEASED waren „in da house“ und knallten der aufgeheizten Meute ihre blutige Keule um die Ohren. Der knüppelharte Death-/Thrash-Sound war nicht jedermanns Sache und so musste man sich nicht wundern, dass sich die Halle ein wenig leerte. Die Verbliebenen bekamen aber eine satte Schlachtplatte serviert. Das schäbige Auftreten der Gruppe wurde ihrem Sound auch vollkommen gerecht. Sänger Kingsley Fowley flitzte wieder wie im letzten Jahr mit October 31 in seiner abgewetzten Jogginghose über die Bühne und gab den Brüllbären, Gitarrist Mike Smith wirkte wie von einer Gossen-Punkband ausgeliehen und mit Sechssaiter Shane Fuegel hatte man einen leibhaftigen Bigfoot in seinen Reihen - wäre er nur nicht einen halben Meter zu klein geraten. Das wirkte alles schon sehr neckisch und sorgte irgendwie für Unterhaltung. Zwar wusste man nicht wirklich, ob Deceased jetzt schon den achten oder immer noch den zweiten Song spielten, doch das euphorische Engagement der Musiker steckte an. Mal nett gesehen zu haben, auch wenn es kein Gourmet-Menü war.



Achtung, wieder Kult aus der NWOBHM-Zeit! Wobei, PERSIAN RISK waren schon etwas spät dran, als sie 1986 ihr Debütalbum „Rise up“ veröffentlichten. Nach diversen Wiederbelebungsversuchen von Sänger Carl Sentance wurde es 2012 allerdings amtlich, als das Comeback Once a King erschien. Am Auftritt der Briten passte so ziemlich alles: die Songs, der Sound und vor allem das Auftreten. Die Band hatte eine ziemlich starke Bühnenpräsenz. Allen voran natürlich der letzte Persianer Carl Sentance. Der Mann wirkte körperlich und stimmlich kaum gealtert und präsentierte sich als starker Frontmann. Dieser konnte sich bestens auf seine Hintermannschaft verlassen, die ziemlich fein ihr Ding durchzog. Dementsprechend gelöst war auch die Stimmung des Publikums. Mit „Ridin' high“, „Rise up“, „Fist of fury“ oder „Calling for you“ hatte man genug hymnische Knallersongs in der Hinterhand, um die Leute auf seine Seite zu ziehen. Danke Jungs, hat Spaß gemacht!



Mit VARDIS folgte eine weitere, etwas obskure Britenband. Und die Bezeichnung „oldschool“ passt hier mal absolut zur Band. Alleine altersmäßig hatten die Mannen um Gitarrist/Sänger Steve Zodiac den restlichen Gruppen auf dem Billing einige Lenze voraus. Vardis wurden bereits Anfang der 70er als Status Quo-Tributeband (!) gegründet und dieses Erbe machte sich auch in späteren Jahren deutlich bemerkbar. Dementsprechend gab es statt hartem Schwermetall satten Boogie-Hardrock auf die Ohren. Das war eine willkommene Abwechslung und wurde als regelrechte Überraschung gerne vom feierwütigen Publikum aufgenommen. Die Band präsentierte sich als eingeschworene Einheit und das Drumkit von Schlagzeuger Gary Pearsons wurde an den vorderen Bühnenrand postiert, so dass er nicht im hintersten Eck vegetieren musste. Dass Vardis aus den tiefsten 70er stammen merkte man auch daran, dass sie ihre Songs recht jammig vortrugen und immer wieder ausgedehnte Gitarrensoli in den Vordergrund stellten. Das gefiel nicht jedem. Diese lockere, aber trotzdem sehr kraftvolle Herangehensweise sorgte aber für eine tolle Atmosphäre und zeigte, dass es eben nicht immer nur rein auf den Punkt gespielt sein muss. Trotzdem erzeugten Vardis einen recht dicht gespielten Sound und sie wussten mit ihren eingängigen Songs zu überzeugen. So etwas sieht man auf diesem Festival nicht jedes Mal und von dem her war die Band schon ein kleines Highlight.



Schon erstaunlich, welchen Aufstieg ATLANTEAN KODEX hinter sich haben. Vor fünf Jahren spielte man als recht unbekannter Newcomer als zweite Band des Tages und jetzt, als Rock Hard-Liebling, konnte man sich eine der besten Billing-Positionen sichern. Und nimmt man die Shirtdichte als Indikator, hatte man es sogar mit dem heimlichen Headliner zu tun. Wobei hier um kurz nach 18 Uhr die Band auf der Bühne stand, bei der Bühnenpräsenz und Atmosphäre der Musik am weitesten auseinander lagen. Denn mit Ausnahme von Gitarrist und Sprachrohr Manuel Trummer und Bassist Florian Kreuzer blieben die restlichen Musiker ziemlich blass. Leider auch Sänger Markus Becker, der alles andere als eine „Rampensau“ ist, selbst wenn er trotz seiner Nervosität gesanglich in guter Form zeigte und das sprichwörtliche Bad in der Menge von Song zu Song mehr genoss. Aber davon ließen sich die vielen Fans der Band nicht abschrecken. Denn das Publikum hieß Atlantean Kodex wie verlorene Söhne willkommen und saugte jeden gespielten Ton begierig auf. Der Start mit „Enthroned in Clouds“ war noch etwas schwerfällig. Mit der folgenden Hymne „Sol Invictus“ brachen aber alle Dämme und die Leute vor der Bühne waren fast lauter als die Band selbst. Nur selten herrschte an diesem Wochenende eine derart eindringliche Stimmung. Zumindest im vorderen Publikumsbereich - überall gereckte Fäuste und lauthalses Mitsingen. Es war der reine Wahnsinn. Höhepunkte des Sets waren unter anderem „Heresiarch“ und „Twelve Stars and an Azure Gown“. Wer hier keine Gänsehaut bekam, dem ist nicht mehr zu helfen. Da verzieh man der Band auch gerne das eine oder andere Holpern. Denn die fehlende Livepraxis war immer wieder zu spüren. Man ist halt keine Profiband. Das interessierte aber auch niemanden mehr, als sich die Oberpfälzer mit der Bandhymne „The Atlantean Kodex“ endgültig verabschiedeten. Die Stunde Spielzeit verging wie im Fluge. Eines der Höhepunkte des Wochenendes!



Nach einer solchen Stimmungsgranate auf die Bühne zu gehen, dürfte für keine Band wirklich einfach zu sein. Das scherte die Amis LETHAL aber wohl kaum. Denn so selbstsicher präsentierten sich nur wenige Gruppen an diesem Wochenende. Auch hier hatte man es mit einem Wiedergänger zu tun, bei dem man sich anfangs fragte, ob es wirklich sein muss. Denn neues Material hat man seit 2007 auch keines veröffentlicht. Doch Lethal wischten dies Bedenken bereits mit ihrem ersten Song vom Tisch. Passend mit „Swim or drown“ ihres Klassikers Programmed stieg man sind Programm ein und fegte bei bestem Sound übers Publikum hinweg. Die Band gab sich wie ein wahrer Orkan. Allen voran Sänger Tom Mallicoat, der nicht nur wie ein Irrer über die Bühne wetzte, sondern die komplette Spielzeit absolut überirdisch sang. Da verzieh man ihm auch gerne das etwas schräge Outfit und seine nuscheligen, kaum zu verstehenden Ansagen. Denn der Mann ist stimmlich ein absolutes Phänomen! Von seiner spielerisch bestens aufgelegten Hintermannschaft drängte sich der famose Bassist Glen Cook immer wieder in den Vordergrund und unterstrich die technische Note der Power-Songs. Erwartungsgemäß hielt man sich in Sachen Songs ziemlich am Debüt fest, das sich über die Jahre hinweg immer mehr zu einem absoluten Genre-Klassiker gemausert hat. Dazwischen gab es neben den zwei Demo-Songs „Distortion“ und „Balancing Act“ sogar zwei neue Nummern zu hören, die nicht von schlechten Eltern waren. Den größten Bohei riefen natürlich die Hammernummern „Immune“, „Obscure the Sky“ und das abschließende „Killing Machine“ hervor. Am Ende waren Lethal ohne wenn und aber eine der besten Bands des Festivals, die diesen hohen Billing-Platz absolut verdient hatte. In dieser Form möchte man sie möglichst bald wieder sehen!



Den darauf folgenden Auftritt von TOXIK zu beurteilen, war da schon wesentlich schwerer. Technisch legten die Techno-Thrasher noch einmal ganz schön auf Lethal drauf. Soviel war schon im Vorfeld klar. Viel waren allerdings gespannt, ob die Band an das Niveau ihrer beiden Alben „World Circus“ und „Think this“ anschließen konnten. Und soviel sei gleich mal gesagt: spielerisch ließ sich das Quartett die Wurst nicht vom Brot ziehen! Hier saß einfach alles - jedes Break, jedes Soli und auch gesanglich verbreitete man jede Menge Power. Dies wurde von den Fans auch lauthals goutiert. Doch mit der Zeit wurde das Ganze auch recht anstrengend rief Erinnerungen an den Auftritt von Watchtower beim KIT XIII hervor. In den krummen Takten und dem Griffbrettsport konnte man sich entweder leicht verlieren oder man winkte recht schnell mit einem ziemlichen „Egal-Gefühl“ ab. Kein Wunder, dass die Luft beim Publikum auch ziemlich schnell raus war und die Stimmung bald abflachte. Ein Triumphzug sieht jedenfalls anders aus. Und die Frage ob Toxik ein würdiger Co-Headliner waren, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Spielerisch ja, stimmungstechnisch ein klares nein. Vielleicht wollte die Band ihren Auftritt deshalb auch zehn Minuten zu früh beenden. Man ließ sich aber trotzdem zu einer Zugabe in Form von „Think that“ überreden, bei der die verbleibenden Fans zum letzten Mal ihre Luftgitarren zückten.



Wie gut, dass mit METAL CHURCH zum Ende eine Band vor Ort war, auf die sich so ziemlich jeder verständigen konnte. Dementsprechend gespannt schien die Stimmung auch, bevor man mit dem grandiosen Doppelpack „Ton of Bricks“ und „Start the Fire“ zur Messe blies. Eigentlich fragte man sich schon im Vorfeld, warum man die Band nicht schon viel früher aufs KIT eingeladen hatte. Denn schließlich sind die Amis doch eine der ganz großen Klassiker des US-Metals. Dass sie den Platz an der Spitze des Festivals redlich verdient hatten, machten sie mit dieser Eröffnung auch ziemlich schnell klar. Man hatte die vergangenen 48 Stunden nur wenige Bands gesehen, die so tight und brachial aufspielten. Es waren richtige Profis am Werk, die zudem bis in die Haarspitzen motiviert waren. Besonders Sänger Ronny Munroe hatte absolut Bock und genoss seine Rolle als Frontmann sichtlich. Beständig pushte er das Publikum nach vorne und bewies mal wieder, dass es die absolut richtige Entscheidung von Bandboss Kurdt Vanderhoof war, diesen Mann als Sänger zu verpflichten. Mit soviel stimmlicher Power ist er viel mehr als nur eine Notlösung. Metal Church packten so ziemlich alle Highlights ihre Karriere aus (z.B. „The Dark“, „Fake Healer“, „Gods of Wrath“, „Beyond the Black“) und erzeugten nicht nur einmal mit „Watch the Children pray“ Gänsehaut. Doch einen großen Wermutstropfen gab es leider auch. Denn der Sound war gerade im hinteren Teil der Halle absolut grauenvoll und raubte dem tollen Auftritt einiges von seiner Durchschlagskraft. Nur weil man die letzte Band des Tages ist, muss man die Regler nicht bis ans Limit drehen, Herr Mischer! Sehr, sehr schade. Kein Wunder, dass der Rezensent mal kurzfristig über einen Austritt aus der (Metal-)Kirche nachdachte. Trotzdem wollte das Publikum Metal Church nach ihrer selbst betitelten Hymne nicht gehen lassen. Das Quintett ließ sich nicht lange bitten und knallte den Fans noch das Deep Purple-Cover „Highway Star“ und den schweren Groover „The Human Factor“ um die Ohren, bevor man die Besucher endgültig in die Nacht schickte.



Die Messe war also gelesen, das Festival vorbei. Eigentlich schade. Denn dieses Jahr war es wieder sehr, sehr gut und man muss sich einfach bei den Veranstaltern für dieses tolle Programm und die gute Organisation bedanken. Das Keep-it-true ist einfach ein sehr spezielles und familiäres Festival, bei dem man sich bereits aufs nächste Jahr freut, sobald es vorbei ist. Da ist es kein Wunder, dass die Karten für die Ausgabe Nr. 18 bereits an diesem Wochenende so gut wie verkauft waren. Wenn man sich das Programm für 2015 so ansieht, das bereits jetzt so gut wie steht, muss man auch mit der Zunge schnalzen. Hier nur ein paar Appetitanreger: Riot V, Exciter in Originalbesetzung, Titan Force, Uli Jon Roth mit einer Scorpions-Show, Leatherwolf, Mantas' M-Pire of Evil mit einer Venom-Show, Leatherwolf, Jutta Weinhold Band, Shok Paris, Fist und noch vieles mehr. Wir sind gespannt!



Mario Karl



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