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Porpora, N. A. (Aresi)
Passio. Kammerduette zur Passion Christi
ANDACHTSMUSIK FÜR KENNER UND LIEBHABER
Manchmal sichert nur ein einziges Werk das Andenken an einen Komponisten. Nicola Antonio Porpora, ein Zeitgenosse von Bach und Händel, steht als einer der führenden Vertreter der Neapolitanischen Schule eigentlich für den empfindsamen und blumigen Stil des Spätbarock und Rokoko. Sein Ruhm gründete nicht zuletzt auf der Fähigkeit, den Opernstars seiner Zeit, allen voran den Kastraten, dankbare virtuose Glanzstücke auf die Kehle zu komponieren.
Dass Porpora aber auch sehr viel anspruchsvollere und intimere Musik schreiben konnte, zeigt eine späte Sammlung mit sechs Kammerduetten zur Passionszeit. 1754 legte der alternde Komponist noch einmal ein Zeugnis seiner Meisterschaft ab. Noch im 19. Jahrhundert erfreuten sich die sechs Stücke großer Beliebtheit und obwohl sie im Grunde wohlbekannt sind, darf diese Neueinspielung zumindest als Wiederentdeckung gelten.
Es ist eine Musik für Kenner und Liebhaber. Porpora verschmilzt italienischen und französischen Stil mit ehrwürdigem Kontrapunkt und der oberstimmenbetonten Schreibweise seiner eigenen Zeit. Jedes Duett ist als ein Musterbeispiel für eine bestimmte Art des Komponierens angelegt, wobei eine ausdrucksvolle, chromatisch geschärfte Harmonik und ausgefeilte Rhetorik an die Stelle der sonst dominierenden Sequenzen und Koloraturketten tritt. Trotz dieser barocken Verdichtung wirkt die Musik nicht überladen und der Gesang kann sich großzügig entfalten.
Dass Ensemble Stile Galante hat die Stücke in einer Kirche aufgenommen, wodurch das Klangbild dieser privaten Musik eher üppig ist. Auch ist die Darbietung sinnlich und glutvoll: die Passion wird hier ja nicht distanziert betrachtet, sondern musikalisch mitgefühlt. Emanuela Galli und Francesca Cassinari legen sich beim Vibrato keine Zurückhaltung auf, dosieren dieses freilich sehr ausdrucks- und formbewusst. Auch sonst wird ist diese Einspielung durch Stilbewusstsein getragen: die Verzierungen in den B-Teilen der Duette sind sehr angemessen, die archaisierenden Momente werden expressiv ausgespielt. So vermittelt die Qualität von Porporas Musik eindrücklich.
Zwei Fugen aus einer weiteren späten und nicht minder ehrgeizigen Sammlung Porporas mit Violinsonaten, die Muzio Clementi für Tasteninstrument bearbeitet hat, gliedern das Programm – gerne hätte man davon mehr gehört. Die Andacht mit einem schlichten, aber dennoch innigen anonymen Miserere zu beschließen, ist freilich angemessener und außerdem aufschlussreich: Der elaborierte Stil Porporas ist eben nicht der Normalfall gewesen. Der Reiz der Zusammenstellung liegt gerade in dieser Gegenüberstellung von Kunst- und Gebrauchsmusik.
Georg Henkel
Besetzung |
Emanuela Galli und Francesca Cassinari: Sopran
Marina De Liso: Alt
Fulvio Bettini: Bariton
Ludovico Takeshi Minasi: Cello
Andrea Friggi: Orgel & Cembalo
Stefano Aresi: Leitung
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