Pandolfi, G. A. (Letzbor)
Violinsonaten op. 4
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Info |
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 1.5.2011
(Arcana / Note 1 / CD / DDD / 2010 / Best. Nr. A360)
Gesamtspielzeit: 55:33
Internet:
Ars Antiqua Austria
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EX- UND
Expressiv, extravagant, extraordinär - Attribute, die nicht allein auf die Musik Pandolfis (1629-1679) zutreffen mögen, sondern vielleicht auch auf seine Person. Es gehört schließlich einiges dazu, während der Messfeier im Dom einen Kastraten im Streit zu erstechen. Pandolfi ließ sich jedoch im Affekt dazu hinreißen und musste daraufhin aus Messina, wo er bis dahin tätig gewesen war, fliehen. Er fand Exil in Spanien, wo er bis zu seinem Tod blieb. Ein Hitzkopf also von wahrhaft südländischem Temperament. Kein Wunder vielleicht, wenn man im toskanischen Weinort Montepulciano geboren wird. Wie dem auch sei: Jedenfalls meint man, in Pandolfis Violinsonaten einiges von diesen Wesenszügen gespiegelt zu finden und so haben diese Werke, die formal freier sind als etwa die Sonatensammlungen von Biber oder Schmelzer, in den vergangenen Jahren mehr und mehr Aufmerksamkeit erfahren. Schon 1999 legte Andrew Manze eine Einspielung vor (harmonia mundi) und erst im vergangenen Jahr zeigt das Ensemble Le Concert Bris‚ unter der Leitung von William Dongois (CarpeDiem), dass sich die Sonaten sogar für Zink anstelle der Violine eignen.
Auch Gunar Letzbor und sein Ars Antiqua Austria beschäftigen sich schon seit geraumer Zeit mit Pandolfis Musik. Ein früherer, nicht im freien Handel verfügbarer Konzertmitschnitt wird nun durch eine neue Studioproduktion ersetzt, die wirklich Staunen macht. Letzbor geht in seiner Deutung nachschöpferisch bis an die Grenze, setzt Pandolfis für die Barockzeit ungewöhnlich subjektiver Musik eine alle Extreme auslotende persönliche Interpretation entgegen. Stärker könnten die Kontraste kaum zur Geltung gebracht werden. Harsche Stimmungsumschwünge beherrschen die Szenerie: geräuschhaftes Musizieren (das oft verblüffend nah an Mittel der Neuen Musik heranreicht) wechselt sich mit melancholisch-sanglichen Passagen ab.
Dass Pandolfis Sonaten gewissermaßen die musikalische Verkörperung des Manisch-Depressiven sind, wird überdeutlich. Und auch seine Liebe zum stylus phantasticus, wenn über Haltetönen oder ostinaten Bassfiguren die Violine frei und wie improvisiert wirkend all ihre klanglichen Möglichkeiten entfaltet, mal dissonant, mal versonnen melodisch. Bei alledem geht Letzbor wesentlich weiter als Manze und das Resultat lohnt diesen Mut über alle Maßen. Die Continuo-Begleitung wird in wechselnder Besetzung ausgeführt. Hier hat das Ensemble vorab viel Zeit investiert, um die bestmögliche Variante zu erproben. Die gefundenen Lösungen sind durchweg überzeugend. Selbt dort, wo die Orgel interagiert, bleibt ein ausgewogenes klangliches Verhältnis gewährleistet. Das breite Instrumentarium, das von der Violone über die Colascione bis zur Erzlaute reicht, verstärkt den Affektreichtum der Musik adäquat und durchweg sinnstiftend.
Ein echter Überraschungscoup ist den Österreichern hier gelungen. Um so erfreulicher, dass nach der Einspielung der Werksammlung Opus 4 die Nummer 3 im Januar 2012 folgen soll.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
1-7 Sonata Prima "La Bernabei"
9-10 Sonata Seconda "La Viviana"
11-14 Sonata Terza "La Monella"
15-19 Sonata Quarat "La Biancuccia"
20-22 Sonata Quinta "La Stella"
23-25 Sonata Sesta "La Vinciolina"
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Besetzung |
Gunar Letzbor: Violine
Ars Antiqua Austria:Jan Krigovsky: Violone
Daniel Oman: Colascione
Pierre Ptzl: Gitarre
Hubert Hoffmann: Erzlaute
Norbert Zeilberger: Clavicembalo und Orgel
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