|
|
Melvins
The bride screamed murder
|
|
|
Über ein Vierteljahrhundert Bandgeschichte, ein schier unüberschaubarer Veröffentlichungskatalog und immer noch nicht müde! Ja, die Melvins sind schon ein kleines Phänomen. Seit dem Einstieg der Rhythmusgruppe von Big Business sind die Herrn Osbourne und Crover erst recht nicht mehr aufzuhalten. Seit dem letzten regulären Studioalbum Nude with boots sind zwei Jahre vergangen, in denen sich die vier anscheinend endgültig so richtig aufeinander eingespielt haben. Denn The bride screamed murder groovt noch eine Kante mehr als sein Vorgänger. Stellenweise lassen es die Melvins spielerisch so richtig krachen. Speziell wie das Schlagzeugduo Dale Crover und Coady Willis seine Felle gerbt, schrammt schon haarscharf an der Grenze zur Kraftmeierei vorbei - würde man sich nur nicht ständig so charmant gegenseitig die Bälle zuspielen und für einen Großteil der Dynamik auf dem Langdreher sorgen.
Und dieser ist stellenweise wieder eine ganz schöne Freakveranstaltung geworden! Wenn man bei der Eröffnung „The water glass“ zuerst mit einem knackigen Riff und einem Drumorkan empfangen wird und anschließend King Buzzo den Drill-Sergeant macht, möchte man gleich mitmarschieren und „we are ready, ready, ready!“ mitbrüllen. Erst beim harmonisch, ruhigen A Capella-Part von „P.G. X 3“ kommt man so richtig wieder runter von diesem Trip. Dazwischen gibt es neben ein paar weiteren unbedeutenden Absonderlichkeiten vor allem jede Menge Rock. Dabei zeigen die Melvins mal wieder ganz ungeniert, dass mit einem Bein im Zeppelin-Morast steht, während man mit dem anderen mit der Wucht von Black Sabbath auf den Boden stampft.
Songwriterisch wagte man sich allerdings noch ein Stückchen weiter hinaus als zuletzt und verpasste den Stücken ein paar lässige Frage-Antwort-Spielchen und schon fast progressive Drehungen und Wendungen. So richtig straffe und knackige Lieder wie den Retrorocker „Electric flower“ gibt es nur wenige. Selbst das mit fast metallischem Grundriff brachial nach vorne preschende „Inhumanity and death“ hat das gewisse Freakpotenzial. Den Höhepunkt der Eigensinnigkeit erreicht das Quartett mit der The Who-Verbeugung „My generation“, bei der vom Original lediglich der Text übrig blieb und man diesen in ein düsteres Hippie-Doomgewand verpackte. Leichter zugänglich sind da schon das höllisch groovende „Evil new war god“, das teilweise ziemlich straighte „Pig house“ und das recht coole und harmonische „Hospital up“.
Mit The bride screamed murder haben die Melvins ihrem eigenen Soundkosmus wieder eine schräg-starke Songsupernova hinzuaddiert, die sich keinesfalls vor ihren Vorgängern verstecken braucht. Vor der Konkurrenz ebenfalls nicht - denn dazu war die Band bekanntlich immer schon ein Stückchen zu eigen.
Mario Karl
Trackliste |
1 | The Water Glass | 4:16 |
2 |
Evil New War God | 4:48 |
3 |
Pig House | 5:29 |
4 |
I'll Finish You Off | 4:57 |
5 |
Electric Flower | 3:27 |
6 |
Hospital Up | 5:38 |
7 |
Inhumanity And Death | 3:03 |
8 |
My Generation | 7:39 |
9 |
P.G. x 3 | 6:20 |
|
|
|
|
|
Besetzung |
King Buzzo (Guitar, Vocals)
Jared Warren (Bass)
Dale Crover (Drums)
Coady Willis (Drums)
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|